0:6 im Derby – Huskies ziehen im Mitteldrittel den EC-Stecker

Ernüchternd, enttäuschend, eine Lehrstunde: Tabellenführer Kassel Huskies hat den Roten Teufeln am Freitag im Hessenderby eine Lektion erteilt. Mit 6:0 (1:0, 4:0, 1:0) gewannen die Schlittenhunde am Kurpark. Vor ausverkauftem Haus mit 4450 Zuschauern sorgte ein desolates Mitteldrittel mit vier Gegentreffern für ein bitteres Comeback von Cody Sylvester. Torwart Philipp Maurer feierte an alter Wirkungsstätte einen Shutout und mit Daniel Weiß, Tristan Keck und Joel Keussen waren drei weitere Ex-Teufel unter den Torschützen an diesem bitteren Abend.

„Das erste Drittel war hart umkämpft und wir hatten auch Chancen zum Ausgleichstreffer. Dann dürfen wir aber nicht die Fehler in dieser Masse machen und so viele Breakaways hergeben. Unsere Leistung war heute nicht wie ein 0:6, allerdings waren wir weit weg von einem Sieg“, resümierte EC-Trainer Harry Lange. Kassel Coach Bo Subr meinte: „Ein enges Spiel in den ersten 20 Minuten. Philipp Maurer hat da einige Big Saves gezeigt. Im letzten Drittel wollten wir nichts mehr anbrennen lassen.”

Cody Sylvester feierte gut 30 Stunden nach seiner Ankunft seine Premiere in einer Sturmreihe mit Brent Raedeke und Max Gerlach. Erwartungsgemäß musste auf den Kontingentstellen Jerry Pollastrone weichen. Mit Ryan Olsen (Tulsa Oilers), Rylan Schwartz (Frankfurt), Rayan Bettahar (Weißwasser) und Ex-Teufel Daniel Weiß hat der Topfavorit auf den DEL-Aufstieg in den letzten Wochen personell noch einmal kräftig nachgerüstet, lediglich Tomas Sykora (Dresden) wurde abgegeben. Im Tor stand Philipp Maurer, weil der Deutsch-Amerikaner Brandon Maxwell an einer Unterkörperverletzung laboriert. Kurzfristig gesellte sich der erkrankte Verteidiger Steven Seigo auf die Ausfall-Liste.

Vor der Partie stand Andreas Ortwein im Mittelpunkt. Der Geschäftsführer war am Vorabend von der Bürgerstiftung „Ein Herz für Bad Nauheim“ mit dem Ehrenamtspreis 2023 ausgezeichnet worden. Dann war alles gerichtet für das Hessenderby im proppenvollen Colonel-Knight-Stadion. Daniel Weiß, der erst vor kurzem die Seiten gewechselt hat, holte sich bei der Starting-6-Vorstellung ein Pfeifkonzert ab und verlor das Eröffnungsbully gegen seinen vorherigen Teamkollegen Tim Coffman.

Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit leichten Vorteilen für die Blau-Weißen, die im ersten Abschnitt zweimal durch Yannik Valenti (5.) und Alec Ahlroth (11.) das Gestänge anvisierten. Nachdem Jake Weidner im Rebound an Niklas Lunemann gescheitert war, hatte der EC-Anhang den Torschrei auf den Lippen, als Coffman und Fabian Herrmann die Scheibe nicht über die Linie brachten (6.). Im Powerplay (Joel Keussen musste in die Kühlbox) verpasste Max Gerlach den Nauheimer Führungstreffer.

Kurz nach einem harten Check von Weiß gegen Julian Lautenschlager fiel das Tor auf der anderen Seite. Nach einem Turnover der Rot-Weißen schaltete Rylan Schwartz gedankenschnell und erzielte im Nachschuss das 0:1 (11.). Markus Lillich tauchte dann mutterseelenalleine vor Maurer auf, aber Kassels Schlussmann blieb der Sieger im direkten Duell. Chancen gab es vor der Drittelsirene für die Huskies (16.) durch Joel Lowry und Carson McMillan. Bei den Hausherren fälschte Neuzugang Sylvester zweimal nach Versuchen von Christopher Fischer gefährlich ab, der Puck fand nicht den Weg in den Kasten der Nordhessen.

Pass Lillich auf Lautenschlager – zu ungenau (23.). Die erste Chance gehörte zwar dem EC, aber es fehlte die Durchschlagskraft. Kurz die Luft anhalten mussten die Gastgeber, als Ryan Olsen nach Tristan Kecks Vorlage in den Slot die Hartgummischeibe nicht traf (26.). Pascal Steck (29.) und Brent Raedeke (30.) boten sich in der Folge gute Ausgleichsmöglichkeiten, es blieb beim knappen Spielstand.

Danach hinderte Lunemann zunächst den freistehenden Weiß am Torerfolg, doch Sekunden später jubelte der Ex-Nauheimer – das 0:2 (34.) war nach Bestätigung durch den Videobeweis perfekt. Ein Treffer, der Wirkung zeigte. Mit Tristan Keck (35.) trug sich der nächste Akteur, der schon einmal das Kurstadt-Trikot getragen hat, in die Torschützenliste ein. Binnen 72 Sekunden erarbeite sich der Spitzenreiter einen komfortablen Vorsprung.

Und es kam noch schlimmer für die konsterniert wirkenden Hausherren. Jordan Hickmott kassierte eine vierminütige Zeitstrafe. Kassel nutzte die Überzahl durch Weidner zum 0:4 (40.). Wiederum 39 Sekunden darauf lief Brune ungestört auf Lunemann zu und versenkte den Puck zum fünften Mal (40.).

Auch im Powerplay zu Beginn des Schlussdurchgangs fiel den Roten Teufel nichts ein. Im Gegenteil, Brune und Faber verpassten den Shorthander (42.). Mit Joel Keussen war dann der dritte ehemalige Nauheimer an der Reihe, die blau-weiße Lehrstunde fand ihre Fortsetzung – 0:6 (45.). Ohne nennenswerte Höhepunkte verlief die Schlussviertelstunde, die Fuldastädter verwalteten das Resultat, dem EC fehlten die Mittel, um wenigstens noch den Ehrentreffer zu markieren.

EC Bad Nauheim: Lunemann – Schmidt, Fischer, Erk, Dersch, Stephan, Seifert, Hafenrichter – Herrmann, Coffman, Hickmott, Sylvester, Raedeke, Gerlach, Orendorz, El-Sayed, Körner, Lillich, Lautenschlager, Steck.

Trainer: Harry Lange.

EC Kassel Huskies: Maurer – Bettahar, Faber, Bodnarchuk, Müller, Keussen, Freis, Spitzner – Detsch, Weiß, Brune, Preto, McMillan, Schwartz, Lowry, Weidner, Valenti, Keck, Ahlroth, Olsen.

Trainer: Bo Subr.

Tore: 0:1 (10:08) Schwartz (Preto, McMillan), 0:2 (33:44) Weiß (Detsch, Freis), 0:3 (34:56) Keck (Olsen, Ahlroth), 0:4 (39:07) Weidner (Valenti, McMillan – 5:4), 0:5 (39:46) Brune (Schwartz, Keussen), 0:6 (44:35) Keussen (Weidner, Lowry).

Schiedsrichter: Janssen/Schadewaldt. – Linienrichter: Reitz/Milling.

Strafminuten: Bad Nauheim 6, Kassel 4.

Zuschauer: 4450 (ausverkauft).

Schüsse: 19:26.

Foto: Chuc.de