2:3 nach Overtime – EC nimmt einen Punkt aus Rosenheim mit
Bis fünf Minuten vor Schluss führten die Roten Teufel am Sonntag in Rosenheim mit 2:1, ehe die Starbulls durch Youngster Kevin Handschuh doch noch den Ausgleich erzielten. In der Overtime avancierte Lukas Laub zum Matchwinner für den Aufsteiger. Mit 3:2 (1:0, 0:2, 1:0 / 1:0) nach Verlängerung gewannen die Oberbayern am elften DEL2-Spieltag gegen den EC Bad Nauheim, der mit einem Punkt im Gepäck die Heimreise in die Wetterau antreten musste.
Christopher Fischer und Taylor Vause (per Shorthander in doppelter Unterzahl) erzielten vor 50 mitgereisten EC-Fans die Nauheimer Tore in einem spannenden Match. „Unsere Performance war wesentlich besser als am Freitag. Zwei Drittel lang haben wir es im System gut gemacht. Normalerweise gibt es einen Push, wenn man ein Drei-gegen-fünf übersteht und sogar noch mit Plus eins herausgeht, aber am Schluss haben wir zu oft um den Ausgleich gebettelt. Da kann man nicht alles spielerisch lösen, manchmal ist ein Chip raus aus dem Drittel die bessere Entscheidung“, resümierte Trainer Harry Lange.
Rosenheims Coach Jari Pasanen sagte: „Wir haben zwei Drittel mit angezogener Handbremse gespielt, ich weiß nicht, warum. Zum Glück hat uns Tomas Pöpperle am Anfang gerettet. Erst im letzten Drittel haben wir richtig Gas gegeben. Tyler McNeely und unsere beiden Greenhorns waren stark. Unser Überzahlspiel war miserabel.“
Nach der 2:5-Heimniederlage gegen die Selber Wölfe startete im ROFA-Stadion Maximilian Meier zwischen den Pfosten der Roten Teufel, die nach wie vor auf den frisch operierten Julian Lautenschlager verzichten mussten. Bei den Gastgebern fehlten Ex-EC-Stürmer Stefan Reiter (im Aufbautraining), Torwart Christopher Kolarz (zurückbeordert von DEL-Kooperationspartner Red Bull München), der überzählige Dominik Kolb und Verteidiger Christian Obu (für Oberligist Lindau Islanders im Einsatz). Ein weiterer ehemaliger Nauheimer, Denis Shevyrin, ist seit Freitag (1:4-Niederlage in Kaufbeuren) wieder an Bord, nachdem der Neuzugang aus Kassel am vergangenen Wochenende noch krankheitsbedingt ausgefallen war.
Nach einer zaghaften Torannäherung durch Markus Lillich (3./der Pass kam von Leo Hafenrichter) musste unser Team gleich die erste Unterzahlsituation überstehen. Glück für den EC, dass ein Kracher von Shane Hanna am Gestänge landete (5.). Kurz darauf zögerte Christoph Körner zu lange, Chance vertan (7.). Die Luft anhalten hieß es, als Tim Coffman mit schmerzverzerrtem Gesicht zur Mannschaftsbank fuhr. Der US-Amerikaner kehrte beim folgenden Shift zurück auf das Eis – und kassierte gleich den nächsten harten Check (9.) von Shevyrin.
Meier (gegen Shevyrin) und Starbulls-Goalie Tomas Pöpperle (gegen Jerry Pollastrone) wehrten in der zwölften Spielminute jeweils Handgelenkschüsse mühelos ab. Dann agierten die Kurstädter in der eigenen Zone viel zu sorglos, Sebastian Cimmerman nutzte den Freiraum im Slot kaltschnäuzig aus und markierte mit seinem ersten Saisontor die Rosenheimer Führung.
Immerhin: Die Möglichkeiten für die Rot-Weißen häuften sich. Jordan Hickmott (16.) scheiterte an Pöpperles Schoner. Plötzlich steuerte Christoph Körner nach einem Turnover der Einheimischen alleine auf den Kasten zu, aber dem Abschluss des EC-Angreifers (17.) fehlte die notwendige Schärfe. Sekunden vor der Pausensirene verpassten sowohl Pollastrone als auch Coffman zwei Riesengelegenheiten. Pöpperle rettete den schmeichelhaften Vorsprung bei einem Torschussverhältnis von 7:11 aus Rosenheimer Sicht in die Kabine.
„Wir müssen weiter hart ins Forechecking gehen und die Scheiben vors Tor bringen“, meinte Christoph Körner vor Beginn des Mittelabschnitts. Bad Nauheim begann schwungvoll, aber erneut vereitelte Pöpperle den Ausgleich gegen Coffman (21.). Nauheims auffällige Nummer 6 war auch an den nächsten gefährlichen Aktionen maßgeblich beteiligt. Erst scheiterte er nach einem Solo (25.), danach brachte eine Klasse-Kombination (26.) über Hickmott und Kevin Schmidt keinen Ertrag.
Hinten hielt Meier (28./gegen Lukas Laub, Reid Duke und Norman Hauner), vorne führte ein herrlicher Spielzug über Pollastrone und Vause endlich zum verdienten Ausgleich durch Christopher Fischer (31.). Anschließend rückte Nauheims Keeper in den Blickpunkt, machte zunächst die Doppelchance von Kevin Handschuh (34.) zunichte und klärte mit einem tollen Reflex gegen C. J. Stretch (34.).
Als kurz hintereinander Coffman und Fischer in die „Kühlbox“ wanderten, bot sich Rosenheim 1:27 Minuten lang in doppelter Überzahl die Chance zur erneuten Führung. Doch Meier war nicht zu überwinden und es kam noch besser. Vause stibitzte im eigenen Drittel den Puck, startete zum Break und überwand Pöpperle per Shorthander (36.). Weil Hauners Schuss (37.) an der Latte landete – was die Referees im Nachgang mit Hilfe des Videobeweises überprüften – ging es mit dem Zwischenstand von 1:2 in die zweite Drittelpause.
Das erste Powerplay (42.) für den EC unmittelbar nach Wiederbeginn blieb erfolglos, denn Fabian Herrmanns Abschluss (43.) landete an der Latte und der mit dem Rücken zum Tor postierte Lillich brachte die Hartgummischeibe nicht mehr schnell genug zum einschussbereiten Vause (44.). Nachdem die Starbulls wieder komplett waren, entschärfte Pöpperle Marc El-Sayeds Versuch (46./Vorarbeit Körner).
In der Folge musste Meier wiederholt gegen den starken Handschuh (49.) aus der nominell vierten Reihe der Oberbayern sowie gegen Hauner (50.) klären. Dukes großartiger Move (51.) hatte dann zwar den Nauheimer Schlussmann aus der Postion gebracht, doch der zurückgeeilte Vause verhinderte, dass die Scheibe über die Linie rutschte. Stephan Tramms Schuss (52.) zischte am Tor vorbei, gegenüber endete Erks Solo (53.) an Pöpperles Schoner.
Bezeichnend, dass es ausgerechnet der emsige Handschuh (55.) für den 2:2-Ausgleich verantwortlich zeichnete. Trotz weiterer Chancen auf beiden Seiten – Orendorz, Lillich, Hickmott für den EC, Hanna, Stretch für Rosenheim – ging es in die Overtime. Beim Schlagabtausch im Drei-gegen-drei-Format hatten Lillich und Vause den Zusatzpunkt auf der Kelle, doch zum Matchwinner wurde Lukas Laub (62.), der Dukes exakten Querpass zum Siegtreffer einnetzte.
Starbulls Rosenheim: Pöpperle – Hanna, Tramm, Shevyrin, Vollmayer, Möchel, Kaisler – Laub, Stretch, Duke, Eckl, Strodel, Feigl, Daxlberger, Streu, Hauner, Cimmerman, McNeely, Handschuh.
Trainer: Jari Pasanen.
EC Bad Nauheim: Meier – Seifert, Dersch, Kevin Schmidt, Hafenrichter, Erk, Fischer, Reiner, Tropmann – Kevin Orendorz, El-Sayed, Körner, Herrmann, Coffman, Hickmott, Pollastrone, Vause, Lillich, Weiß, Steck.
Trainer: Harry Lange.
Tore: 1:0 (12:02) Cimmerman (Handschuh), 1:1 (30:41) Fischer (Vause, Pollastrone), 1:2 (35:26) Vause (SH – 3:5), 2:2 (54:27) Handschuh (Cimmerman), 3:2 (61:36) Laub (Duke – 3:3).
Schiedsrichter: Kapzan/Holzer. – Linienrichter: Jürgens/Schießl.
Strafminuten: Rosenheim 2, Bad Nauheim 6.
Zuschauer: 3322.
Schüsse: 33:29.
Foto: Ludwig Schirmer