Vor 3.076 Zuschauern mussten sich die Roten Teufel am heutigen “Familien-Tag” Spitzenreiter Dresden nach Penaltyschießen mit 2:3 geschlagen geben. Nach 65 intensiven Minuten hatten die Eislöwen den längeren Atem und konnten den Zusatzpunkt dank eines Treffers von Andrew Yogan mit in die sächsische Landeshauptstadt nehmen.

Bei den Hausherren fehlten neben Zach Kaiser (Knie-OP) und den erkrankten Marc El-Sayed und Rik Gaidel kurzfristig auch Christopher Fischer, der Defensiv-Routinier zog sich im gestrigen Training eine Gesichtsverletzung zu, so dass man weitere Untersuchungen abwarten muss. Dafür war aber Edwin Tropmann wieder mit von der Partie, so dass die Roten Teufel erstmalig gleich mit fünf Förderlizenzspielern antreten konnten, die die entstandenen personellen Lücken schlossen. Bei Dresden fehlte der gesperrte Topscorer Dane Fox sowie auch der angeschlagene Mitch Wahl, für Danny aus den Birken stand Janick Schwendener wieder wie beim ersten Gastspiel im Kurpark zwischen den Pfosten der Eislöwen. Darüber hinaus kam Samuel Schindler für Felix Krüger in der Defensive zum Zuge, während Yannick Drews und Vincent Hessler nicht im Kader der Sachsen standen.

Steck eiskalt zur Führung

Das Spiel begann wie erwartet mit offenem Visier auf beiden Seiten: Erst bediente Dresdens Niklas Postel seinen mitgelaufenen Teamkameraden Tomas Sykora, der Jerry Kuhn nach nicht mal zwei Spielminuten erstmals zum Eingreifen in höchster Not zwang. Bei einem Bad Nauheimer Angriff suchte dann Taylor Vause Verteidiger Phillip Bidoul an der blauen Linie, doch Eislöwen-Schlussmann Janick Schwendener war rechtzeitig zur Stelle (3.). Mutig und konzentriert nahmen die Teufel die Aufgabe an und kamen in der Folge zu weiteren Gelegenheiten: Pascal Steck fing zunächst einen Dresdner Pass ab, doch seine Hereingabe geriet etwas zu hart für Hannu Tripcke. Patrick Seifert setzte nach, blieb aber auch ohne Erfolg, ehe Abwehrkollege Bode Wilde etwas später an Schwendener scheiterte (4.).

Nachdem Kuhn auch einer Prüfung durch Bruno Riedl standhielt (5.), zog Kevin Orendorz auf Zuspiel von Vause einfach mal ab und zwang Schwendener zu einer weiteren Parade (6.). Auf der Gegenseite ergab sich eine gute Gelegenheit für Tomas Andres, der einen Pass von Matthias Pischoff im Rückraum annahm, aber ins Straucheln kam und somit am Torschuss gehindert wurde (7.). Für den ECN der Anlass zu einer Druckphase: Schwendener musste erst gegen Seifert parieren und schließlich mit vereinten Kräften und der Hilfe seiner Vorderleute eine druckvolle Hereingabe von Tim Coffman verteidigen (8.), ehe er einen Flachschuss durch Brent Aubin mit dem Schoner abwehrte (9.).

Nach dem ersten Powerbreak fanden die Eislöwen ihre Angriffsstärke wieder: Ein Abschluss Simon Karlssons musste geblockt werden, und Kuhn gegen Travis Turnbull eingreifen (11.), ehe eine Strafe gegen Haakon Hänelt wegen Hakens sowie eine weitere gegen Dresdens Johan Porsberger für ein Vier-gegen-vier sorgten. Dort war Kuhn gegen Turnbull (12.) und Schwendener gegen Aubin (13.) zur Stelle. Dann der erlösende Moment für die Roten Teufel: Steck und Hannu Tripcke waren nach einem feinen Banden-Pass von Marius Erk allein auf dem Weg Richtung Tor und Ersterer ließ sich nicht länger bitten: Trockener Abschluss – 1:0 (16.)!

In einer Überzahl kamen die Teufel kaum zu Chancen und legten erst gegen Ende des ersten Durchgangs noch einmal los: Über Orendorz und Bowles kam die Scheibe zu Julian Lautenschlager, dessen Abschluss pariert wurde (19.). Einen weiteren Orendorz-Abschluss fälschte Schwendener ins Fangnetz ab, ehe er auch gegen Tripcke auf dem Posten war (19.). Mit einem Pfostenschuss der Gäste durch Oliver Granz (20.) und plötzlich unsichereren Teufeln endete das Drittel mit einer 1:0-Führung.

Torloser zweiter Abschnitt

Mit ordentlich Feuer kamen beide Teams aus der Pause: Erst musste Schwendener gegen den heutigen Kapitän Marius Erk parieren, dann war Kuhn bei einem versuchten Bauerntrick durch Riedl wach (21.). Nachdem Kalsson gegen Vause blocken konnte (22.), übernahmen die Sachsen das Zepter: Gleich zweimal musste sich Arne Uplegger Kuhn aus der Distanz geschlagen geben (22.) und auch für Andrew Yogan war beim gebürtigen US-Amerikaner Endstation (23.). Als Sebastian Gorcik plötzlich durch einen Fehlpass unverhofft an den Puck kam, zog er zu überhastet ab und setzte das Spielgerät über die Querlatte (24.) – Glück für die Roten Teufel.

Die Dresdner Drangphase riss weiter nicht ab und so mussten erst Bidoul und dann Kuhn in einem weiteren Angriff das Bad Nauheimer Bollwerk aufrecht erhalten (27.). Eine Strafe gegen Sykora brachte frischen Wind für die Kurstädter, doch sowohl Coffman als auch der doppelte Aubin brachten die Scheibe nicht auf den Kasten der Eislöwen (29.). Der ECN blieb dran und kam durch Edwin Tropmann, dessen Abschluss per Schoner pariert wurde, und Jordan Hickmott zu weiteren Abschlüssen vor der zweiten Powerbreak (32.). Auch Goldhelm Bowles und Marius Erk blieben erfolglos (33.).

So erspielten sich die Dresdner wieder Oberwasser, doch Kuhn brachte erst Matej Mrazek und dann David Suvanto zum Verzweifeln (34.). Während einer Strafzeit gegen Lukas Koziol standen die Roten Teufel sicher und retteten die Führung trotz weiterer Abschlüsse durch Suvanto und Yogan (38.) in die Schlussminute des zweiten Durchgangs. Dort kam Aubin für die inzwischen in Überzahl spielenden Kurstädter zum Abschluss, doch Schwendener verhinderte den zweiten Bad Nauheimer Treffer (40.).

Dresden dreht die Partie – Bowles antwortet

Weiterhin mit einem Mann mehr auf dem Eis blieb der ECN zu Beginn des Schlussdrittels tonangebend und kam durch Aubin, Hickmott (je 41.) und Tropmann (42.) zu ersten Gelegenheiten, doch immer wieder konnten die Eislöwen die Abschlüsse blocken. Nachdem Kuhn einen Versuch von Tariq Hammond entschärft hatte (42.), spielte Hänelt eine Hereingabe vors Gästetor, die keinen Abnehmer fand (43.). Ähnlich sah es nur wenig später aus, als Koziol Aubin freispielte, dessen Zuspiel auf Lautenschlager von einem Dresdner Verteidiger vereitelt werden konnte (44.).

Auch Bowles Chance auf das 2:0 blieb ungenutzt (45.) und eine Strafe gegen Wilde brachte den Eislöwen neue Kräfte: Turnbull scheiterte an Kuhn (45.), Karlsson verfehlte das Tor (46.), und für Yogan war kein Vorbeikommen an der Maske des Nauheimer Goalies (47.). Suvanto versuchte es schließlich aus der Distanz, Gorcik fälschte ab und die Scheibe lag zum nicht unverdienten Ausgleich im Netz (47.). Die Teufel waren etwas von der Rolle und ließen weitere Angriffe der Gäste, die sich anschickten, ihre Spitzenplatzierung unter Beweis zu stellten, geschehen. Nachdem Lautenschlagers Antwortversuch nichts einbrachte (48.), musste Kuhn erneut gegen Andres (49.) und kurz darauf gegen Hammond parieren (50.). Dann kam es, wie es kommen musste, und die Gäste spielten Angreifer Yogan frei, der die Scheibe um Kuhn herumzog und auf 2:1 für Dresden stellte (51.).

Vom Führungstreffer beflügelt versuchten sich erst Sykora (51.), dann Porsberger (52.) und schlussendlich Gorcik (53.) an der Vorentscheidung, blieben aber ohne Erfolg. So setzten die Teufel ihrerseits zur Schlussoffensive an: Tropmanns Schuss wurde abgefälscht (55.) und Lautenschlagers Hereingabe fand keinen Abnehmer (55.). Auch Bidoul und Garret Pruden fassten sich ein Herz und nahmen Schwendeners Tor unter Beschuss, doch der Dresdner Schlussmann war jeweils zur Stelle und konnte parieren (57.). Nachdem auch ein Wilde-Distanzschuss nichts einbrachte, setzte Hickmott nach, Bowles stand goldrichtig und netzte zum umjubelten Ausgleich ein (59.)! Im Nachfassen bewahrte Schwendener seine Mannschaft vorm erneuten Rückstand, sodass die Partie in die Overtime ging (60.).

Chancen auf beiden Seiten

Die brachte reichlich Gelegenheiten für beide Teams: Erst wurde Coffmans Versuch, das Spiel schnell zu beenden, geblockt, ehe Kuhn auf der Gegenseite gegen Porsberger retten musste (61.). Auch gegen Yogan behielt er die Überhand (63.) und bot seinen Vorderleuten so die Chance auf den Siegtreffer, doch die letzten beiden Bad Nauheimer Abschlüsse durch Vause blieben ungenutzt (65.). Als Bowles rechtzeitig gegen Yogan zur Stelle war, verpuffte auch der letzte Angriff der Sachsen (65.).

Yogan sorgt für den Siegtreffer

Im Shootout vergaben erst Coffman und dann Porsberger, ehe Lautenschlager vor der Südkurve eiskalt einnetzte. Da aber sowohl Turnbull als auch Yogan ihre Penaltys verwandelten und Hickmott an Schwendener scheiterte, ging der Extrapunkt schlussendlich an die Eislöwen.

Die Stimmen zum Spiel

„Wir können zufrieden mit den zwei Punkten sein“, sagte der Dresdner Headcoach Niklas Sundblad nach der Partie. „Nauheim kam zwar besser rein, aber dann haben wir unsere Reihen umgestellt und das Spiel besser unter Kontrolle bekommen“, analysierte er. Das habe sich im letzten Drittel ausgezahlt, so der Schwede, der seine Schützlinge Turnbull und Yogan für ihre verwandelten Penaltys lobte.

„Ein Punkt ist besser als keiner“, hielt EC-Headcoach Mike Pellegrims fest. Heute habe man die Gründe gesehen, weshalb die Eislöwen an der Tabellenspitze stehen, fand der Belgier. „Sie haben sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, das kann auch für uns eine Lehre sein“, resümierte er. „Heute haben vor allem die Special-Teams das Spiel entschieden, unser Überzahlspiel muss besser werden und daran werden wir in der Woche arbeiten. Aber unsere kämpferische Einstellung und der Fakt, dass wir nie aufgegeben haben, hat mir gefallen.“

EC Bad Nauheim – Dresdner Eislöwen 2:3 n.P. (1:0/0:0/1:2)
Tore:
1:0 (15:12) Pascal Steck (Hannu Tripcke, Marius Erk)
1:1 (46:16) Sebastian Gorcik (David Suvanto, Andrew Yogan) PP1
1:2 (49:52) Andrew Yogan (Johan Porsberger, Tomas Andres)
2:2 (58:40) Parker Bowles (Jordan Hickmott)
2:3 (65:00) Andrew Yogan PS
Strafen: ECN 6 / DRE 8
Zuschauer: 3.076

Aufstellungen:
E
C Bad Nauheim: Jerry Kuhn (Niklas Lunemann) / Marius Erk, Bode Wilde, Philipp Bidoul, Garret Pruden, Edwin Tropmann, Patrick Seifert, Tjark Kölsch / Julian Lautenschlager, Lukas Koziol, Brent Aubin, Kevin Orendorz, Taylor Vause, Håkon Hänelt, Parker Bowles, Tim Coffman, Jordan Hickmott, Pascal Steck, Mateu Späth, Hannu Tripcke

Dresdner Eislöwen: Janick Schwendener (Paul Stocker) / Oliver Granz, Tariq Hammond, Bruno Riedl, Simon Karlsson, David Suvanto, Arne Uplegger, Samuel Schindler / Andrew Yogan, Tomas Andres, Johan Porsberger, Sebastian Gorcik, Drew LeBlanc, Travis Turnbull, Ricardo Hendreschke, Niklas Postel, Tomas Sykora, Nicolas Schindler, Matej Mrazek, Matthias Pischoff

Schiedsrichter: HSR: Vladislav Gossmann, Daniel Kannengießer / LSR: Dominic Borger, Frederic Van Himbeeck