3:5 im Hessenderby – In 79 Sekunden alles verloren

Vier Minuten vor Schluss glich das Colonel-Knight-Stadion einem Tollhaus. Fabian Herrmann hatte gerade zum 3:2 eingenetzt und die EC-Fans unter den 4450 Zuschauern hofften auf den nächsten Derbysieg gegen die Kassel Huskies. Doch der Liga-Primus entpuppte sich als später Partycrasher, drehte innerhalb von 79 Sekunden das Hessenduell zu seinen Gunsten und nahm beim 5:3 (0:0, 1:1, 4:2)-Erfolg in Bad Nauheim alle drei Punkte mit nach Hause.

„Heute hat viel gefehlt über die 60 Minuten. Natürlich ist die Art und Weise bitter, wie wir das Spiel hergeben. Am Schluss haben wir ein bisschen den Kopf verloren“, bilanzierte EC-Trainer Harry Lange, während sein Pendant Bo Subr „happy war, wie wir zurückgekommen sind. Am Ende haben wir noch einmal große Energie reingebracht und einen sehr guten Charakter gezeigt.“

Großer Andrang am Kurpark. Ausverkauftes Haus. Hessen-Derby. Alles war vorbereitet für ein stimmungsvolles Duell im Colonel-Knight-Stadion. Vor dem Eröffnungsbully zelebrierten die EC-Fans die nächste wunderbare Choreo. „Eishockey Club Bad Nauheim“ prangte auf dem Banner vor dem beeindruckenden rot-weißen Fahnenmeer.

Drei Änderungen nahm Harry Lange im Vergleich zum 4:3-Sieg in Regensburg vor. Auf der Torwartposition startete der gebürtige Kasseler Niklas Lunemann anstelle von Maximilian Meier. Aus Köln kam Förderlizenz-Verteidiger Nick Aichinger und Julian Lautenschlager, der sich im zweiten Saisonspiel gegen Dresden verletzt hatte, feierte nach neunwöchiger Pause sein Comeback. Dafür mussten Paul Reiner und Elias Lindner weichen.

Bei den Huskies fehlte Ex-Teufel Philipp Maurer, der am Freitag bei der 2:3-Heimniederlage gegen die Ravensburg Towerstars den Kasten der Blau-Weißen gehütet hatte. Der 22-Jährige spielte für Oberliga-Kooperationspartner Eisbären Hamm. Rückkehrer Ryan Olsen kann noch nicht für die Nordhessen auflaufen. Der Stürmer ist noch bis Mitte Dezember gesperrt.

Konsequentes Forechecking, dem Gegner nur wenig Luft und Raum lassen, gestützt auf eine starke Torhüterleistung. Den Plan setzten die Roten Teufel gegen den Liga-Primus im ersten Durchgang eines intensiv geführten Matches um. Jordan Hickmott (3./Handgelenkschuss) bot sich die erste Nauheimer Gelegenheit. Dann verzog Kassels Yannik Valenti (5.) knapp, und im direkten Gegenzug scheiterte Taylor Vause am ECK-Gestänge.

Kurz stockte der Atem der rot-weißen Anhängerschar, als Tristan Keck den Turbo zündete und ebenfalls die Torlatte anvisierte. Per Videobeweis überprüften die Referees die Szene und entschieden: Kein Tor! Kurz darauf verletzte sich EC-Kapitän Marc El-Sayed bei einem Zweikampf an der Bande und kehrte erst zu Beginn des zweiten Drittels wieder auf das Eis zurück.

Bei beiden Mannschaften verpuffte je eine Überzahlsituation wirkungslos. Joel Lowry (14./fand aus dem Gewühl in Lunemann seinen Meister) und Samuel Dotter (17.) mit einem verdeckten Schuss vergaben die aussichtsreichsten Gäste-Chancen. Auf der anderen Seite verzog Jerry Pollastrone (18.) knapp, ein raffinierter Rückhand-Pass von Vause verfehlte Markus Lillichs Kelle nur um Millimeter. Mit 0:0 ging es in die Kabinen.

Den besseren Auftakt nach Wiederbeginn erwischten die Huskies. Zunächst traf Pierre Preto (21.) den Pfosten, und im nächsten Angriff verwertete Max Faber das Zuspiel von Valenti – 0:1 (22.). Der Spitzenreiter wollte das Momentum nutzen, aber Lunemann hielt souverän gegen Darren Mieszkowski (24.), Hans Detsch (25.) und Preto (26.). Kevin Schmidt wanderte nach seiner Rettungsaktion unter dem lautstarken Protest des Nauheimer Publikums in die Kühlbox, doch der EC überstand die folgende Unterzahl schadlos.

Die Kurstädter bissen sich ins Spiel zurück. Brent Raedeke (31.), Fabian Herrmann (33.) und Hickmott (34.) verpassten den Ausgleich. Einen kapitalen Fehler von Keeper Brandon Maxwell vergoldete Kevin Orendorz mit dem vielumjubelten 1:1-Ausgleichstreffer. Dabei luchste Bad Nauheims Stürmer mit der Rückennummer 78 Kassels deutsch-amerikanischen Schlussmann nach dessem leichtfertigen Passversuch die Scheibe ab und schob das Spielgerät über die Linie (37.).

Für die erste Führung der Roten Teufel zeichnete Vause verantwortlich, der Fabian Herrmanns tollen Querpass nutzte (48.). Kassel schlug zurück, Valenti (50.) glich wieder aus. In der spannenden Endphase träumten die rot-weißen Anhänger nach Herrmanns 3:2 (56.) erneut davon, dem DEL-Aspiranten zum wiederholten Male ein Schnippchen zu schlagen, doch Pierre Preto (57.), erneut Faber (58.) und Joel Keussen (58.) ließen diesmal den Favoriten jubeln.

EC Bad Nauheim: Lunemann – Seifert, Dersch, Kevin Schmidt, Fischer, Erk, Hafenrichter, Aichinger – Orendorz, Coffman, Hickmott, Pollastrone, Vause, Herrmann, Weiß, Raedeke, Lillich, Lautenschlager, El-Sayed, Steck.

Trainer: Harry Lange.

EC Kassel Huskies: Maxwell – Bodnarchuk, Müller, Keussen, Faber, Seigo, Dotter – Preto, McMillan, Sykora, Lowry, Weidner, Valenti, Keck, Ahlroth, Mieszkowski, Korte, Tschwanow, Detsch.

Trainer
: Bo Subr.

Tore: 0:1 (21:23) Faber (Valenti, Weidner), 1:1 (36:42) Orendorz, 2:1 (47:41) Vause (Herrmann), 2:2 (49:52) Valenti (Dotter, Weidner), 3:2 (55:06) Herrmann (Pollastrone), 3:3 (56:39) Preto (McMillan, Keussen), 3:4 (57:23) Faber (Lowry), 3:5 (57:58) Keussen (McMillan, Keck).

Schiedsrichter: Schadewaldt/Lajoie. – Linienrichter: Brüggemann/Reitz.

Strafminuten: Bad Nauheim 8, Kassel 4.

Zuschauer: 4450 (ausverkauft).

Schüsse: 19:25.

Foto: Chuc.de