Ärgerlich: EC versiebt zu viele Chancen und verliert Spitzenspiel in Ravensburg
Ärgerlich. Da liefern die Roten Teufel beim Spitzenspiel in Ravensburg über 40 Minute eine Top-Leistung, erarbeiten sich jede Menge Chancen, treten aber die Heimreise ohne Punkte an. „Ich bin frustriert. Selten einmal hatten wir hier in Ravensburg so viele Tormöglichkeiten. Aber wir müssen vor dem eigenen und vor dem gegnerischen Tor größeren Willen zeigen. Das hat uns Ravensburg heute vorgemacht“, bilanzierte Trainer Harry Lange nach einem Spiel, das „Werbung für diese Liga war“, wie Kollege Tim Kehler hoch zufrieden konstatierte: „Das war Playoff-Eishockey, richtig gut und spektakulär.“
Die Rot-Weißen mussten im Duell mit dem Tabellennachbarn auf Leo Hafenrichter, Patrick Seifert und Edwin Tropmann verzichten. Möglicherweise feiert Seifert am kommenden Montag, wenn Bayreuth in Bad Nauheim gastiert, sein Comeback. So standen lediglich fünf etatmäßige Verteidiger zur Verfügung. Allrounder Tobias Wörle half einmal mehr hinten aus und erledigte diese Aufgabe in gewohnt bewährter Art und Weise.
Kaum Unterbrechungen, hohes Tempo, nur eine Strafzeit: Das erste Drittel verging wie im Flug und bot den Zuschauern hervorragendes Eishockey. Der EC erwischte den besseren Start. Zweimal Taylor Vause, Kevin Schmidt und Fabian Herrmann tauchten aussichtsreich vor dem Tor der Ravensburger auf. Jonas Langmann, der Keeper der Towerstars, verhinderte in dieser frühen Phase mit tollen Paraden einen Rückstand seiner Mannschaft, die erst nach dem Powerbreak ins Spiel fand. Es ging mit viel Schwung hin und her. Ravensburgs Vincent Hessler vergab nach 13 Minuten knapp, und dann gab es die einzige Hinausstellung im ersten Drittel. Tobias Wörle musste für zwei Minuten zuschauen, doch die engagierten Rot-Weißen brachten in diesem Unterzahlspiel den Puck mehrmals aus dem eigenen Drittel. So ging es in einer niveauvollen Partie torlos in die erste Pause.
Tim Coffman hatte gleich zum Start in den zweiten Abschnitt eine prima Chance – Langmann war zur Stelle, und im Gegenzug scheiterte Ravensburgs Top-Scorer Sam Herr am aufmerksamen Felix Bick. Es blieb beim offensiven Schlagabtausch zweier laufstarker Teams, und Tore fielen schließlich auch. Zunächst das 1:0 für die Towerstars. Eigentlich schien die Situation ungefährlich, doch Pawel Dronia nutzte einen Moment der Unaufmerksamkeit in der Nauheimer Defensive aus. Sein Pass landete bei Josh MacDonald. Der Kanadier drehte sich blitzschnell und traf per Rückhandschlenzer zum Führungstreffer.
Gespielt waren 30 Minuten und fünf Sekunden, und der EC schlug sehr schnell zurück. Als Oliver Granz den schnellen Tim Coffmann regelwidrig stoppte und dafür eine kleine Strafe kassierte, dauerte es bis zum Ausgleich keine Minute. Jordan Hickmott bereitete glänzend vor, Kevin Schmidt vollendete kaltschnäuzig und trocken zum 1:1. Wenig später wanderte die Scheibe über Fabian Herrmann und Andy Pauli blitzschnell zu Tim Coffman, der per Direktabnahme am erneut glänzend reagierenden Jonas Langmann scheiterte.
Eine kuriose Szene ging dem erneuten Führungstreffer der Hausherren voraus. Nickolas Latta, bedrängt von einem Nauheimer Verteidiger, rasselte im Torraum mit Felix Bick aneinander. Der Puck kam zu Maximilian Hadraschek, der das Streitobjekt gedankenschnell Richtung Tor brachte. Bick, am Boden liegend, hechtete in Richtung Hadraschek, doch die Scheibe prallte von Bicks Kufen über die Linie – Glück für die Towerstars. Die Schiedsrichter schauten sich die Situation noch einmal per Video an und gaben den Treffer – 2:1 für Ravensburg.
Clever und kaltschnäuzig agierte Ravensburg im letzten Drittel. Das begann mit dem 3:1 nach nur 50 Sekunden. Im drittem Nachschuss traf Sam Herr in Überzahl (Mick Köhler saß draußen) zum 3:1. Als Vincent Hessler mit einem verdeckten Schuss in der 47. Minute auf 4:1 stellte, schien die Entscheidung gefallen. Doch der EC gab nicht auf und kämpfte sich heran. In Person von Timm Coffman, der mit einem Bauerntrick verkürzte – die Stadionuhr zeigte 47 Minuten und 54 Sekunden an. Zeit genug, das ausgeglichene Spiel noch zu drehen.
Allerdings, das Powerplay der Roten Teufel war viel zu umständlich. Zweimal bekam der EC die Gelegenheit, in Überzahl weitere Treffer zu erzielen. Doch die beste Chance verbuchte in dieser Phase Ravensburgs Robbie Czarnik, der in Unterzahl energisch durch startete und erst an Felix Bick scheiterte. Die Rot-Weißen riskierten alles, nahmen am Ende eine Auszeit und Bick vom Eis. Doch dann musste Kevin Schmidt in die Kühlbox und Josh MacDonald machte in Überzahl (Bick war wieder ins Tor zurück gekehrt) in der 59. Minute alles klar.
Ravensburg Towerstars: Langmann – Ketterer, Granz, Eichinger, Dronia, Sezemsky, Pfaffengut, Schwaiger – Czarnik, Sarault, Dietz, Hessler, Herr, MacDonald, Nickolas Latta, Hadraschek, Louis Latta, Marvin Drothen, Calce, Robin Drothen.
Trainer: Tim Kehler.
EC Bad Nauheim: Bick – Köhler, Sekesi, Schmidt, Wörle, Wachter, Erk – Pollastrone, Vause, Körner, Herrmann, Coffman, Hickmott, Steck, El-Sayed, Niedenz, Pauli, Cerny, Bartuli.
Trainer: Harry Lange.
Tore: 1:0 (30:05) MacDonald (Dronia, Herr), 1:1 (11:34) Schmidt (Hickmott – 5:4), 21 (36:44) Hadraschek (Louis Latta, Nickolaus Latta), 3:1 (40:50) Herr (Sarault, Eichinger – 5:4), 4:1 (46:43) Hessler (Sezemsky, Herr), 4:2 (47:54) Coffman (Hickmott, Herrmann), 5:2 (58:24) MacDonald (Herr – 5:4).
Schiedsrichter: Haupt/Westrich. – Linienrichter: Zettl/Riemel.
Strafminuten: Ravensburg 8, plus 10 gegen Dietz, Bad Nauheim 6.
Schüsse: 32:36.
Zuschauer: 2411.
Foto: Kim Enderle