Am Samstag im CKS: Das große Weihnachtssingen – Interview mit Michael Richly

„Stille Nacht. Heilige Nacht.“ Besinnliche Lieder bei Kerzenschein, ein tolles Gemeinschaftserlebnis auf den Tribünen, heimelige Gänsehaut-Momente – und: Spenden sammeln für einen guten Zweck! So lautet das (vermeintlich) einfache Rezept, aus dem die wunderbare Erfolgsgeschichte erwachsen ist. Das Weihnachtssingen im Colonel-Knight-Stadion findet seit 2013 statt und hat sich zur lieb gewonnenen Tradition entwickelt. 2019 wurden dann die „Roten Engel e. V.“ gegründet, das Charity-Projekt in der großen Familie des EC Bad Nauheim. Jahr für Jahr zaubern die Organisatoren vor Weihnachten ein stilvoll-stimmungsvolles Ambiente in die altehrwürdige Heimspielstätte am Großen Teich. Selbst das Corona-Virus hat dieses tolle Event nicht stoppen können, auch wenn die Veranstaltung pandemie-bedingt einmal auf virtueller Ebene durchgeführt werden musste. Der Initiator und Wegbereiter des Weihnachtssingens heißt Michael Richly. Wir haben uns mit dem Beiratssprecher des EC Bad Nauheim und 1. Vorsitzenden der „Roten Engel e. V.“ unterhalten. Der 66-jährige Friedberger spricht im Interview über die tolle Entwicklung des Weihnachtssingens, seine Motivation und das Charity-Projekt im generellen.

Michael, an diesem Samstag steht ab 18:00 Uhr (Einlass ab 17:00 Uhr) das neunte Weihnachtssingen vor der Tür. Wie groß ist die Vorfreude?
Riesengroß. Es gibt viele Nachfragen, ob wir wieder etwas machen und es freut uns sehr, wenn man diese Resonanz spürt. Die Leute wollen. Letztes Jahr war die Kapazität beschränkt auf 1.500 Teilnehmer, jetzt möchten wir wieder die 4000er-Marke knacken.

Welcher Ablauf ist diesmal geplant und wer ist alles dabei?

Die Stadtkapelle Friedberg, der Männerchor Concordia Nieder-Wöllstadt, die Kinderchöre aus Nieder-Weisel, Rockenberg, Ockstadt, Nieder-Wöllstadt, die Solisten Felicia und Erhard Brunner und der LSC Bad Nauheim. Chorleiter Martin Bauersfeld übernimmt die musikalische Leitung. Es bleibt beim bewährten Ablauf: Wir verteilen vorher Textblätter und laden die Menschen zum Mitsingen ein. Wir bitten alle Besucher, frühzeitig ins Stadion zu kommen. Kerzen können gegen eine Spende erworben werden. Der Eintritt ist frei!

Wie viel Arbeit steckt in der Vorbereitung?
Das geht über Wochen. Im Sommer haben wir mit den Planungen begonnen mit einigen Besprechungen, organisatorische Dinge werden geklärt. Beispielsweise: Wer besetzt die Stände? Und vieles, vieles mehr.

Wie viele Freiwillige helfen mit?
Mindestens 70. Die meisten sind schon seit 2013 dabei und unterstützen immer noch mit Freude und großem Engagement.

Wie bist Du auf diese Idee gekommen und was war seinerzeit Deine Motivation?
Als Inspiration diente das Weihnachtssingen von Union Berlin an der Alten Försterei. Beim EC Bad Nauheim sind wir nicht ausschließlich als Profi-Club im Eishockey anzusehen, sondern wir wollen als größter und bekanntester Verein in der Region soziale Verantwortung übernehmen, um Schwächere, Benachteiligte und Hilfsbedürftige in unserer Gesellschaft mit Spenden zu unterstützen. Jedes Jahr erkranken etwa 2000 Kinder an Krebs, rund 69.000 Frauen an Brustkrebs, zirka vier Millionen Menschen in Deutschland leben in Altersarmut und 7,9 Millionen Menschen sind aufgrund einer Behinderung gehandicapt.

Wie ist die Premiere 2013 verlaufen?
Erstaunlicherweise bereits mit 500 Teilnehmern, obwohl wir nur 14 Tage Vorbereitung hatten und es damals aus einer spontanen Idee entstanden ist. 4000 Euro an Spendengeldern sind zusammengekommen.

Es folgte eine rasante Entwicklung, was die Teilnehmerzahlen angeht. Hast Du in diesem Ausmaß damit gerechnet?
Wir haben es gehofft. Das Ziel war immer, das Stadion voll zu bekommen. Es ist einfach ergreifend, wenn die Tribünen rappelvoll sind – jedenfalls für mich, wenn ich unten auf dem Eis stehe und durch das Programm führe. Die Entwicklung war wirklich spitze: 2014 hatte sich die Besucherzahl mit 1500 Menschen verdreifacht, 2015 kamen 2000 Leute, ein Jahr später 2800. Die 3000er-Marke wurde 2017 geknackt und 2019 hatten wir die gigantische Zahl von 4000 Teilnehmern! Dann kam 2020 Corona und das „Weihnachtssingen dahaam“. Im vergangenen Winter boten wir ein hybrides Format an, weil wir wie schon erwähnt nur eine begrenzte Anzahl an Personen ins Stadion einladen durften.

War es 2020 von Anfang an klar, dass Ihr Euch von Corona keinen Strich durch die Rechnung machen lasst und das Weihnachtssingen virtuell durchgeführt wird?
Ja, absolut. Von den Hilfsorganisationen bekamen wir große Anerkennung, dass wir das Ganze trotz aller Widrigkeiten organisiert und auf die Beine gestellt haben, denn in dieser schwierigen Zeit sind viele Spendengelder weggebrochen. Über 30.000 Klicks und 5000 Live-Zuschauer aus ganz Deutschland – zum Beispiel aus Rotenburg ob der Tauber, München oder Berlin – haben uns bestätigt. Wir verkauften virtuell Getränke und Stadionwürste, der Wahnsinn. Die Resonanz war unglaublich. Auch von älteren Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht an einer Live-Veranstaltung teilnehmen können.

Wie aufwändig verlief die Planung im alternativen Format? Dafür gab es ja keine Blaupause …
Wir benötigten ungefähr die dreifache Vorbereitungszeit. 2500 LED-Kerzen mussten aufgestellt werden, die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und per Stream via Youtube und Facebook ausgestrahlt. Für die Mitwirkenden haben wir Sondergenehmigungen erhalten, weil man sich seinerzeit im Lockdown nur bis 21 Uhr draußen aufhalten durfte und die Veranstaltung erst später zu Ende ging. Die Spendenbereitschaft war überwältigend.

Der Charity-Verein Rote Engel e. V. existiert seit 2019. Was war der Anlass für die Gründung und welche Ziele werden verfolgt?
Der Verein ist ein Teil des EC Bad Nauheim, arbeitet aber vollkommen selbständig und ist als eingetragener Verein berechtigt, Spendenquittungen auszustellen. Wir sind uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung in der Region bewusst und möchten damit auch andere motivieren und ermuntern, um zu helfen. Auch überregional, wie bei der Katastrophe im Ahrtal oder aktuell vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs.

Wohin gehen die Einnahmen?
Alle Einnahmen gehen, wie in den Jahren zuvor, zu 100 Prozent an folgende Institutionen und Vereine: Elternverein für Leukämie- und krebskranke Kinder Gießen e.V., Brustzentrum Bad Nauheim/Brustkrebs Deutschland e.V., Behinderten-Hilfe Wetteraukreis, Altenselbsthilfe Bad Nauheim und Bürgerstiftung „Ein Herz für Bad Nauheim“.

Welche Spendensumme wäre wünschenswert?
Unser Ziel ist es, die rund 15.000 Euro an Spendengeldern zu übertreffen, die wir 2021 generieren konnten.

Gab es für Dich in den fast zehn Jahren einen besonders bewegenden oder emotionalen Moment?
Jedes Weihnachtssingen ist emotional. Ich werde oft angesprochen und bekomme E-Mails, dass generationsübergreifend ganze Familien teilnehmen und sich jedes Jahr darauf freuen. Ein schönes Gefühl!

Welche Worte möchtest Du noch an die EC-Familie richten?
Meine Bitte: Rührt kräftig die Werbetrommel, um aus dem Weihnachtssingen wieder ein außergewöhnliches Event zu machen. Mit dem Spenden kann sofort begonnen werden. Jeder Betrag ist gut, auch 1 Euro. Die Spenden gehen eins-zu-eins an die genannten Organisationen. Bedanken möchten sich die Roten Engel schon heute bei der großzügigen Hilfe unserer Sponsoren, die erneut ihre Unterstützung zugesagt haben.

Michael, vielen Dank für das Gespräch und Dein nachhaltiges Engagement unter der Flagge des EC Bad Nauheim. Nachfolgend noch das Spendenkonto, jede Einzahlung hilft:  

Rote Engel e.V.
Volksbank Mittelhessen
IBAN: DE43 5139 0000 0073 3960 00
BIC: VBMHDE5F