Bad Nauheim feiert zwei wertvolle Punkte, Gerlach und Lunemann
Völlig irre, das Duell zwischen den Roten Teufel und den Krefeld Pinguinen! Wahnsinn und wirklich gar nichts für schwache Nerven. 3:1 hatte der EC vor 3742 Fans, darunter 150 aus Krefeld geführt, dann kurz vor dem Ende den Ausgleich kassiert. In der Overtime gab es hüben wie drüben erstklassige Chancen, aber mit Niklas Lunemann und Felix Bick auch zwei exzellente Keeper. So ging es ins Penaltyschiessen. Hier hätte Alexander Weiß für die Pinguine die zwei Punkte sichern können, aber Lunemann parierte. Und Max Gerlach, der zuvor schon zwei Penalties verwandelt hatte, trat tatsächlich noch einmal an und überlistete zum dritten Mal Felix Bick. Damit siegte der EC nach einer an Dramatik nicht zu überbietenden Partie mit 4:3 und sicherte sich zwei wertvolle Punkte!
„Es war wie immer in Bad Nauheim. Tolle Atmosphäre, heißes Spiel“, sagte KEV-Trainer Greg Poss, der viel Lob für seine Mannschaft parat hatte: „Ich bin stolz auf die Jungs. Hier nach einem Zwei-Tore-Rückstand zurück zu kommen, das war schon großartig.“ Harry Lange sah das ähnlich und bilanzierte: „Ich kann meiner Mannschaft absolut nichts vorwerfen. Jeder hat gekämpft, alle haben sich voll rein gehauen. Ja, wir hätten das vierte Tor machen können, wir müssen aber auch anerkennen, dass Felix Bick da super gehalten hat. Aber auch Niklas Lunemann war klasse und hat uns in der Overtime gerettet.“
Bis auf Taylor Vause konnten die Roten Teufel komplett antreten. Erstmals nach überstandener Verletzung wieder ins Aufgebot rückte Kevin Orendorz, der gemeinsam mit Tim Coffman und Jordan Hickmott eine Angriffslinie bildete. Dafür rückte Fabian Herrmann in eine Reihe mit Julian Lautenschlager und Jerry Pollastrone. Ebenfalls dabei war Patrick Seifert, der am vergangenen Dienstag in Crimmitschau nach dem Aufwärmen hatte passen müssen.
Krefeld konnte ebenfalls bis auf den Finnen Alexander Ruuttu und den Kanadier Josh MacDonald seine beste Formation auf das Eis schicken. Mit dabei und diesmal im Tor der Seidenstädter: Felix Bick.
Der ehemalige Keeper der Roten Teufel bekam gleich ordentlich zu tun. Der EC wirkte zunächst wesentlich aktiver als der KEV, setzte sich mehrmals im Drittel des Gegners fest, aber die meisten Schüsse wurden geblockt oder landeten eben in der Fanghand von Bick. Lillich, Fischer, Hickmott und Schmidt scheiterten an Bick, doch hundertprozentig war keine der Gelegenheiten. Krefeld verlegte sich aufs Kontern und hätte damit in der 16. Minute beinahe Erfolg gehabt. Niederberger, ebenfalls ein Ex-Nauheimer, startete durch, scheiterte aber an Lunemann. Dennoch gab es in der Folge dieser Szene eine Zeitstrafe gegen Hickmott, und diese Überzahl nutzte der Gast sehr entschlossen aus. Riefers markierte nach Zuspiel von Ex-NHL-Star Ehrhoff mit einem harten Schuss das 0:1 – Hickmott konnte nach 17 Sekunden wieder zurück auf das Eis.
Mit viel Tempo ging es in den zweiten Abschnitt. Krefeld drückte sofort auf das Gaspedal, fing sich dann aber einen Konter ein. Raedeke enteilte, schoss aus spitzem Winkel und erwischte Bick auf dem falschen Fuß. Denn der Puck trudelte über die Linie, da sah der Torwart unglücklich aus. In der Folge stand sein Gegenüber Lunemann im Brennpunkt. Zweimal rettete der Youngster im Tor des EC Bad Nauheim großartig. Auf der anderen Seite gewann Lillich einen Zweikampf, eroberte die Scheibe, passte zu Steck, der direkt zum viel umjubelten 2:1 vollendete. Ein Wirkungstreffer in der 34. Minute. Die Roten Teufel kämpften verbissen und ernteten den Lohn. Erneut verloren die Krefelder im eigenen Drittel die Ordnung. Nutznießer war Max Gerlach, der den Pass von Raedeke humorlos unter die Latte zirkelte (39. Minute). 3:1 nach 0:1-Rückstand – die Vorentscheidung?
Nein, Krefeld kam zurück. Gleich zu Beginn des letzten Drittel startete der EC in Überzahl, verzeichnete auch einen Pfostenschuss von Gerlach, aber dann kassierte erneut Hickmott eine Strafe. Diese numerische Überlegenheit hatte erneut Folgen, denn Marcinew setzte sich sehenswert durch und traf zum Anschlußtreffer. Es folgte ein offener Schlagabtausch. Allerdings verzeichnete der EC die deutlich besseren Möglichkeiten. Coffman und Lautenschlager liefen jeweils alleine auf Bick zu, der gewann beide Duelle. Dann hatte Schmidt den vierten Treffer auf dem Schläger, aber der Schlenzer des Verteidigers landete am Pfosten.
Und dann kam die Endphase, spannend wie ein Thriller. Zunächst leistete sich der EC ein umständliches Powerplay und hätte in Überzahl um ein Haar einen Gegentreffer durch Niederberger kassiert. In der 58. Minute bekam der EC den Puck nicht aus seinem Drittel. Krefelds Verteidiger Gotz nahm Maß, fand die Lücke und vollendete zum Ausgleich. Und in den nächsten Sekunden drängte der KEV gar auf den Siegtreffer. Lautenschlager schmiss sich in einen Schuss, ging blutend und unter dem Beifall der Fans vom Eis. Dann startete Coffman einen letzten Angriff, tauchte wieder vor Bick auf, doch auch der spielfreudige Amerikaner konnte seinen ehemaligen Mitspieler nicht überwinden.
Es ging in die Verlängerung. Beide Teams standen dicht vor dem entscheidenden Treffer, aber es blieb beim Remis. Es ging also ins Penaltyschiessen. Zunächst sprach vieles für den KEV, denn Marcinew und Kretschmann trafen. Für Bad Nauheim konnten im ersten Durchgang Gerlach und Raedeke verwandeln, Hickmoltt scheiterte. Weiß hätte für den KEV alles klar machen können, aber Lunemann ahnte den Move und parierte zur Freude der Fans. Es blieb beim 3:3.
Im zweiten Penalty-Durchgang begann Krefeld und legte durch Marciniew erneut vor. Jetzt musste Bad Nauheim treffen. Gerlach bewies unfassbare Nervenstärke, überlistete erneut Bick. Dann scheiterte Kretschmann an Lunemann, die Fans bejubelten den jungen Keeper. Es sollte noch besser kommen, denn zum dritten Mal lief Max Gerlach an und brachte erneut den Puck an Bick vorbei. Aus, Ende, vorbei. Der EC schnappte sich zwei Punkte und das Team genoss sichtlich die Ovationen. Ein denkwürdiger Abend im altehrwürdigen Colonel-Knight-Stadion ging zu Ende.
„Diese Liga“, sagte hernach Harry Lange, „ist so unglaublich eng. Morgen wird trainiert, am Sonntag geht’s weiter. In Weißwasser wird das ebenfalls wieder schwer, jeder Punkt zählt.“
EC Bad Nauheim: Lunemann – Kevin Schmidt, Fischer, Erk, Dersch, Stephan, Seifert, Hafenrichter – Orendorz, Coffman, Hickmott, Körner, Raedeke, Gerlach, Pollastrone, Lautenschlager, Herrmann, Steck, El-Sayed, Lillich.
Trainer: Harry Lange.
Krefeld Pinguine: Bick – Buschmann, Ehrhoff, Leitner, Gotz, Trinkberger, Riefers – Lessio, Matsumoto, Marcinew, Niederberger, Fischer, Flaake, Kuhnekath, Kretschmann, Weiß, Cerny, Wagner, Junemann.
Trainer: Greg Poss.
Tore: 0:1 (16:21) Riefers (Ehrhoff, Marcinew – 5:4), 1:1 (21:51) Raedeke (Schmidt, Fischer), 2:1 (33:26) Steck (Lillich), 3:1 (38:33) Gerlach (Raedeke, Körner), 3:2 (41:57) Marcinew (Ehrhoff), 3:3 (57:26) Gotz (Leitner, Niederberger), 4:3 Penalty Gerlach.
Schiedsrichter: Brill/Klein. – Linienrichter: Züchner/Ernst.
Strafminuten: Bad Nauheim 4, Krefeld 4.
Zuschauer: 3742.
Schüsse: 31:32.