Der EC Bad Nauheim musste sich am Abend in Kaufbeuren mit 4:5 (1:1/2:1/1:3) geschlagen geben. Auf zwei starke Drittel folgte ein Schlussdurchgang, den die Joker die ersten 7-8 Minuten bestimmten und zum 3:3 ausgleichen konnten. Dann hatten Jordan Hickmott per Pfostenschuss und Parker Bowles große Chancen auf die erneute 4:3 Führung, doch die markierten stattdessen die Joker. Nach einer zweifelhaften Strafe gegen Tim Coffman machte der ESVK den Sack zu und behielt die Punkte im Allgäu.

Unterzahlführung und schneller Ausgleich

Die ersten Gelegenheiten der Partie gehörten den Gastgebern: Joseph Lewis bediente Sami Blomqvist, der am Außennetz scheiterte, ehe Kuhn kurz darauf einen Distanzversuch von Alexander Thiel entschärfte (1.). Wenig später meldete Hannu Tripcke auch die Roten Teufel im Spiel an, sein Abschluss aus dem Gewimmel stellte aber kaum Gefahr für Joker-Goalie Daniel Fießinger dar (3.). Tim Coffman verbuchte dann die bis dato größte Chance für die Kurstädter: Nachdem sein erster Schuss über die Latte gerauscht war, sprang der Puck zurück vors Tor, wo es der US-Amerikaner erneut versuchte – Fießinger konnte sich erneut auszeichnen (4.).

Nachdem Jamal Watson das Tor verfehlt hatte, wurde eine Strafe gegen Julian Lautenschlager wegen Haltens angezeigt und Kaufbeuren stellte einen sechsten Feldspieler aufs Eis, doch Goldhelm Samir Kharboutlis Schuss wurde abgefälscht (6.). In Unterzahl traten die Teufel mutig auf und ließen kaum etwas zu, sodass sich Brent Aubin Neuzugang Lukas Koziol plötzlich mit viel Freiraum im gegnerischen Spieldrittel wiederfanden. Koziol bediente Aubin, der eiskalt in die rechte untere Ecke einnetzte und auf 1:0 für den ECN stellte (8.)!

Doch die Freude währte nicht lange: Nick Maul war wacher als Koziol und Patrick Seifert und stahl sich mit dem Puck davon. Seinen ersten Querpass verhinderte Garret Pruden, doch im zweiten Versuch fand Maul Leon Sivic, der aus spitzem Winkel den Ausgleich für Kaufbeuren besorgte (8.). Kurz darauf setzte Kharboutli Jacob Lagacé in Szene und Jerry Kuhn musste seine Mannschaft in Eins-gegen-eins vor dem Rückstand bewahren (9.). In der Folge flaute das Spiel etwas ab und gab nur noch vereinzelt Chancen her. So sicherte Kuhn die Scheibe, als Lewis versuchte, diese nach einem verzogenen Distanzschuss wieder vors Tor zu kratzen (11.) und auf der Gegenseite blieb ein Angriff, in dem es Kevin Orendorz, Pruden und Hakon Hänelt jeweils glücklos versuchten, unbelohnt (13.). Lukas Koziols Bruder Fabian, der auf der Gegenseite für den ESVK auflief, scheiterte später an Kuhn, ehe sich die Roten Teufel nochmals aufbäumten: Erst musste Fießinger Hickmotts Abschluss parieren und kurz darauf gegen Mateu Späth sichern (17.), dann verpasste Julian Lautenschlager den Führungstreffer in einer Chance, die nur zustande kam, da ein Kaufbeurer Spieler mit einem Linienrichter zusammenstieß und dadurch die Scheibe verlor (19.). Die letzten Gelegenheit hatte Tomas Schmidt, doch auch seinen abgefälschten Schuss parierte Kuhn sicher (20.).

Die Roten Teufe gehen verdient in Führung

Gleich zu Beginn des zweiten Drittels brachten sich die Gäste ein zweites Mal auf die Anzeigetafel: Wie schon beim ersten Treffer bediente Koziol Aubin, der sich diesmal mit dem Rücken zum Tor drehte und zu Julian Lautenschlager passte. Dieser legte sich das Hartgummi zurecht und versenkte es hinter Fießinger im Netz (22.)!

Daraufhin bemühte sich Kaufbeuren um den Ausgleich und kam durch Blomqvist gleich doppelt zu Chancen auf das egalisierende 2:2, doch erst parierte Kuhn, dann warf sich Aubin in den Abschluss des gebürtigen Schweden (24.). Auf der Gegenseite vereitelte Fießinger eine Gelegenheit von Orendorz, ehe Kuhn erst gegen Watson (26.) und dann gegen Schmidt fing (28.). Auch die zweite Kaufbeurer Unterzahl, diesmal nach einer Strafe gegen Philipp Bidoul, brachte nichts ein – im Gegenteil: kurz vor Ablauf der zwei Minuten ließ sich Kharboutli zu einem Stockschlag hinreißen und musste ebenfalls in die Kühlbox (30.). Eine Bad Nauheimer Nachlässigkeit genau im Moment der Rückkehr Bidouls aufs Eis ermöglichte Angreifer Lewis eine Großchance, doch auch er verpasste den Ausgleich (31.).

Dann war wieder der EC an der Reihe: Jordan Hickmott scheiterte an Fießingers Schoner (31.). Die Teufel setzten sich fest und ließen die Scheibe laufen, bis Christopher Fischer diese an der Kelle hatte: Der Verteidiger täuschte einen Schuss an, legte sich das Spielgerät zurecht und bediente den auf links freistehenden Aubin, der Maß nahm und mit einer satten Direktabnahme auf 3:1 für unsere Teufel stellte (32.)! Danach ergaben sich sogar Chancen auf das vierte Bad Nauheimer Tor, die jedoch ungenutzt blieben. Nach einem Abschluss von Orendorz versuchten sich Hänelt und Vause am Nachschuss, hatten aber jeweils gegen Fießinger das Nachsehen (33.). Über Coffman und Jordan Hickmott gelangte die Scheibe wenig später zu Parker Bowles, doch erneut war der Kaufbeurer Schlussmann auf seinem Posten (34.).

Der ESVK fand den Weg zurück in die Partie und Kuhn musste erneut gegen Lewis parieren, ehe Marius Erk wegen Beinstellens vom Eis musste (35.). „Aller guten Dinge sind drei“, hieß es für die Gastgeber, die ihre dritte Überzahl dann nutzten: Thiels wuchtigen Abschluss ließ Kuhn abprallen, woraufhin Seifert Svoboda zwar zu Fall brachte, Lagacé aber frei an den Puck kam und ohne Schwierigkeiten auf 2:3 verkürzte (35.). Pascal Steck scheiterte in der Folge an Fießinger (37.) und Topscorer Bowles wurde von Simon Schütz geblockt (38.), sodass es mit einer knappen Führung für den EC in die zweite Pause ging.

Kaufbeuren dreht das Spiel

Im letzten Durchgang verloren die Teufel die Kontrolle und ließen mehr zu. Lagacé prüfte Kuhn erst per Rückhandschuss (41.) und traf wenig später, nachdem Hänelt auf der Gegenseite an Fießinger scheiterte, kurz vor dem Tor die falsche Entscheidung:  Anstelle eines Abschlusses versuchte er, den mitgelaufenen Oswald zu bedienen, der nicht mehr rechtzeitig an die Scheibe kam (42.). Weiter blieben die Gastgeber am Drücker und kamen in Person von Verteidiger Watson zu gleich zwei Chancen, doch beide Male blieb Kuhn sicher (44./46.). Den fälligen Ausgleich besorgte dann Schmidt, der auf Zuspiel von Topscorer Kharboutli unbedrängt aus zentraler Position einschoss (46.).

Nachdem Kuhn einen weiteren Versuch von Schmidt (48.), sowie einen Abschluss von Jere Laaksonen entschärfte (49.), meldete sich der ECN per Hickmott-Pfostenschuss zurück (50.) und blieb dran: Erneut war es Hickmott der einen Erk-Schuss gefährlich in Richtung Fießinger abfälschte, ehe er kurz darauf Bowles assistierte (52.). Doch der gebürtige Kanadier setzte die Scheibe vorbei, sodass der Führungstreffer weiter auf sich warten ließ und Fischer auf der Gegenseite in höchster Not gegen Lewis retten musste (52.). Das Spiel blieb hitzig und sowohl Kuhn (53.), als auch Fießinger (54.) konnten sich erneut auszeichnen. Eine strittige Strafe gegen Coffman, der wegen Halten des Stocks vom Eis musste, brachte das Fass zum Überlaufen: Zwei Kharboutli-Hereingaben brachten dem ESVK zwar noch nichts ein, doch ein Pass von Colby McAuley fand die Kelle von Lewis, der eiskalt auf 4:3 für seine Mannschaft stellte (57.).

Als Reaktion zog Mike Pellegrims seinen Torwart Jerry Kuhn und brachte einen weiteren Feldspieler, wodurch der ECN wieder ins Angriffsspiel überging. Aubins Abschluss endete in den Armen von Fießinger und ein weiterer Angriff verpuffte, sodass Blomqvist zum Konter ansetzten und mit seinem Treffer zum 5:3 den Deckel drauf machen konnte (59.). Doch die Teufel gaben nicht auf und Bode Wilde prüfte Fießinger aus der Distanz (59.). Nachdem Max Oswald den zweiten Empty-Netter verpasste, verfehlte erst Bowles das Tor, dann landete Coffmans Abschluss im Fangnetz und zu guter Letzt war die Scheibe im Tor: Lautenschlager hatte 0,6 Sekunden vor Schluss den Anschlusstreffer erzielt (60.). Die Schiedsrichter zogen den Videobeweis zu Rate, um aufzulösen, ob die Scheibe bereits 15 Sekunden zuvor die Torlinie überquert hatte, doch blieben bei der auf dem Eis getroffenen Entscheidung. Das Spiel ging somit an den ESV Kaufbeuren.

Die Stimmen zum Spiel

EC-Headcoach Mike Pellegrims hielt sein Fazit kurz: „40 Minuten waren gut, 20 Minuten waren nicht gut. Da haben wir das Spiel aus der Hand gegeben.“

Sein Gegenüber Daniel Jun schloss sich der kurzen, prägnanten Analyse an: „35 Minuten waren schlecht, 25 Minuten gut und die letzten 15 überragend“, so der gebürtige Tscheche. „Das war ein Arbeitssieg für uns. Kompliment an die Jungs, das war nicht einfach, aber heute zählen nur die Punkte.“

ESV Kaufbeuren – EC Bad Nauheim (1:1/1:2/3:1)

Tore:
0:1 (07:07) Brent Aubin (Lukas Koziol) SH1
1:1 (07:38) Leon Sivic (Nick Maul)
1:2 (21:46) Julian Lautenschlager (Brent Aubin, Lukas Koziol)
1:3 (31:25) Brent Aubin (Christopher Fischer, Tim Coffman) PP1
2:3 (34:52) Jacob Lagacé (Premysl Svoboda, Alexander Thiel) PP1
3:3 (45:22) Tomas Schmidt (Samir Kharboutli, Jacob Lagacé)
4:3 (56:18) Joseph Lewis (Colby McAuley, Sami Blomqvist)
5:3 (58:05) Sami Blomqvist (Jacob Lagacé, Simon Schütz)
5:4 (59:59) Julian Lautenschlager (Philipp Bidoul, Garret Pruden)

Strafen: ESVK 2 / ECN 8
Zuschauer: 2.457

Aufstellungen:
ESV Kaufbeuren: Daniel Fießinger (Leon Doubrawa) / Jamal Watson, Fabian Koziol, Alexander Thiel, Simon Schütz, Sten Fischer, Tomas Schmidt / Joseph Lewis, Jere Laaksonen, Sami Blomqvist, Max Oswald, Jacob Lagacé, Samir Kharboutli, Quirin Bader, Premysl Svoboda, Colby McAuley, Nick Maul, Leon Sivic, Georg Thal

EC Bad Nauheim: Jerry Kuhn (Niklas Lunemann) / Marius Erk, Christopher Fischer, Patrick Seifert, Bode Wilde, Philipp Bidoul, Garret Pruden, Tjark Kölsch / Julian Lautenschlager, Lukas Koziol, Brent Aubin, Kevin Orendorz, Taylor Vause, Håkon Hänelt, Parker Bowles, Tim Coffman, Jordan Hickmott, Pascal Steck, Mateu Späth, Hannu Tripcke

Schiedsrichter: HSR: Markus Schütz, Lukas Voit / LSR: Simon Hintermeier, Norbert van der Heydt