Co-Produktion Coffman/Hickmott sichert Overtime-Sieg

Vorlage Tim Coffman, Tor Jordan Hickmott. Die amerikanisch-kanadische Co-Produktion sorgte am Freitagabend für einen letztlich verdienten 2:1 (0:0, 1:0, 0:1 / 1:0)-Sieg nach Verlängerung für unser Team in Weißwasser. Auch nach der Deutschland-Cup-Pause lieferten die Roten Teufel vor 2439 Zuschauern – darunter rund 25 EC-Fans – wieder Nervenkitzel pur und nahmen zwei Punkte mit in die Wetterau. Kevin Orendorz hatte im zweiten Drittel im Powerplay die zwischenzeitliche Nauheimer Führung erzielt. Starke Leistungen boten die Torhüter Jonas Stettmer und Niklas Lunemann.

„Das war unsere bisher beste Auswärtsleistung und trotzdem war es wieder eng. Wir haben auch in Unterzahl einen guten Job gemacht, bis auf die eine Sekunde vor dem Ablauf der Strafzeit im letzten Abschnitt. Im zweiten Drittel haben wir unsere Chancen nicht genutzt. Ich glaube dennoch, dass wir verdient gewonnen haben“, urteilte EC-Trainer Harry Lange, dem sein finnischer Kollege Petteri Väkiparta beipflichtete: „Ich gebe Harry recht. Nauheim war besser. Wir sind in einer schwierigen Phase, aber wir wachsen gemeinsam zusammen. Ich bin stolz auf meine 17-, 19- und 20-jährigen Verteidiger. Zur dritten Mannschaft heute Abend sage ich nichts.“

Die personellen Vorzeichen: Der erkrankte Pascal Steck trat die 537 Kilometer lange Busfahrt an die polnische Grenze nicht an und fehlte ebenso wie Rekonvaleszent Julian Lautenschlager (hat das Eistraining wieder aufgenommen) und Christoph Körner (Unterkörperverletzung). Sechs Verteidiger, zehn Stürmer plus Allrounder Paul Reiner standen Harry Lange, der nicht auf Unterstützung aus Köln zurückgreifen konnte, auf dem Papier zur Verfügung.

Bei den Ostdeutschen kehrte Stettmer, der beim 4:0-Sieg im ersten Aufeinandertreffen im Colonel-Knight-Stadion einen Shutout gefeiert hatte, von Kooperationspartner Eisbären Berlin zurück. Dessen Torwartkollege Nikita Quapp und Ex-EC-Stürmer Michael Bartuli gehörten dagegen am Donnerstag beim 3:2-Auswärtssieg in Augsburg zum DEL-Aufgebot der Hauptstädter. Berlins Förderlizenz-Verteidiger Rio Kaiser wurde von der Spree in die Oberlausitz geschickt. Auf dem Spielberichtsbogen tauchte auch der Name Justin van der Ven auf, der eine Verletzung auskuriert hat. Nicht dabei im blau-gelben Trikot: Rayan Bettahar, Ilja Fleischmann (beide mit Kieferbruch) und Sebastian Zauner (Unterkörperverletzung).

Vor dem Eröffnungsbully wurden Stettmer (nachträglich für September) und der Finne Roope Mäkitalo (Oktober) als „Füchse des Monats“ ausgezeichnet. Unser Team startete mit aggressivem Forechecking, zwingende Torabschlüsse blieben zunächst Mangelware. Die Keeper Stettmer und Niklas Lunemann hatten nicht nur die Rückennummer 72 gemeinsam, sondern behielten auch in allen Situationen den Überblick.

Die besten Gelegenheiten aus Sicht der Rot-Weißen verpassten Daniel Weiß (7. Minute/Stettmer konnte mit dem Schlittschuh abwehren), Marc El-Sayed (8./im Rebound), Tim Coffman (16./nach Chip-Pass Jordan Hickmott) und acht Sekunden vor der Sirene Christopher Fischer, dessen Solo Goalie Stettmer entschärfte. Bei der einzigen Strafzeit (17.) gegen Brent Raedeke überzeugte das Nauheimer Penaltykilling – Lunemann musste nur einen Abschluss von Ville Järveläinen parieren. „Ich denke, wir waren im ersten Drittel die bessere Mannschaft, ‚Lune‘ hat gut dicht gemacht. Wir wollen hinten sicher stehen und vorne zum richtigen Zeitpunkt zuschlagen“, bilanzierte EC-Stürmer Weiß im Pausen-Interview.

Mit einem Schlagschuss an Stettmers Maske läutete EC-Verteidiger Leo Hafenrichter (23.) den Mittelabschnitt ein. Kristian Blumenscheins Versuch (24.) prallte von außen ans untere Gestänge. Dann zog Taylor Vause mit viel Speed vors Füchse-Tor und konnte von Blumenschein nur durch ein Foul gestoppt werden. Wunderbar lief die Scheibe im Powerplay über Coffman und Vause zu Kevin Orendorz, der mühelos zum verdienten 0:1 (29.) traf.

Die Roten Teufel drückten dem Spiel ihren Stempel auf. Einziges Manko: Die Chancenverwertung! Stettmer hielt in der Folge gegen Coffman (32.), Markus Lillich (33.) oder per Fanghandsave gegen Patrick Seifert (38.). Trotz einer zweifelhaften Strafzeit für Fischer (39.) nahm die Lange-Truppe den knappen Vorsprung mit in die Kabine.

Perfekter Auftakt für Weißwasser im Schlussdurchgang: Eine Sekunde vor Ablauf der Nauheimer Unterzahl versenkte Sam Ruopp den Querpass des seit wenigen Wochen mit einem deutschen Pass ausgestatteten Samuel Dove-McFalls im EC-Netz (41.). Lunemann (48./gegen Scheidl) und Stettmer (49./gegen Coffman) sorgten dafür, dass das Remis bis zum Powerbreak Bestand hatte. Dann hinderte Toni Ritter im letzten Moment Weiß am erfolgreichen Torabschluss, Raedeke verzog Sekundenbruchteile später knapp mit der Rückhand (beide 52.).

Mit „Dynamo, Dynamo“-Sprechchören peitschten die Anhänger der Oberlausitzer ihre Mannschaft nach vorne, aber der EC blieb defensiv stabil. Riesengelegenheit für die Rot-Weißen in der 56. Minute. Järveläinen wanderte in die Kühlbox, Bad Nauheim agierte zunächst glücklos. Harry Lange nahm das Timeout. Kurz darauf musste Breitkreuz auf die Strafbank, aber die Teufel konnten auch die 17-sekundige Fünf-gegen-drei-Überzahl nicht vergolden. Vier Sekunden vor dem Ende bot sich McFalls plötzlich die Möglichkeit zum Lucky Punch, doch sein Schuss landete am Pfosten.

Weißwassers Sam Ruopp handelte sich eine zehnminütige Disziplinarstrafe ein und fehlte in der Overtime. Vause (61.) hatte den Matchpuck auf der Kelle, wieder hielt Hexer Stettmer. Die Entscheidung bereitete schließlich Coffman mit einem energischen Antritt vor. Hickmott verwertete die Klasse-Vorabeit mit dem von rund 25 mitgereisten EC-Fans frenetisch gefeierten Siegtreffer (62.).

Lausitzer Füchse: Stettmer – Bohac, Ruopp, Blumenschein, Ritter, Kaiser, Wäser, Braun – Louis Anders, Mäkitalo, Coughler, Scheidl, Dove-McFalls, Järveläinen, Kiefersauer, Valentin, Breitkreuz, van der Ven, Visner.

Trainer
: Petteri Väkiparta.

EC Bad Nauheim: Lunemann – Seifert, Dersch, Kevin Schmidt, Fischer, Erk, Hafenrichter – Orendorz, Coffman, Hickmott, Pollastrone, Vause, Herrmann, Weiß, Raedeke, Lillich, El-Sayed, Reiner.

Trainer: Harry Lange.

Tore: 0:1 (28:17) Orendorz (Vause, Coffman – 5:4), 1:1 (40:22) Ruopp (Dove-McFalls, Bohac), 1:2 (61:21) Hickmott (Coffmann – 3:3/OT).

Schiedsrichter: Steingross/Becker.Linienrichter: Paulick/Sauerzapfe.

Strafminuten: Lausitzer Füchse 6 plus 10-Minuten-Disziplinarstrafe (Ruopp), Bad Nauheim 4.

Zuschauer: 2439.

Schüsse: 28:36.

Foto: Thomas Heide