Danke, Huba!

Huba Sekesi hat am vergangenen Samstag die Fans persönlich über seine Zukunft informiert. Wir blicken zurück – nicht nur, aber natürlich auch auf fünf Jahre im Trikot der Trikot der Roten Teufel. In Bildern und in Worten möchten wir Huba unseren Respekt und unsere Wertschätzung zollen.

Eishockey-Fans sind oftmals Statistik-Freaks. Das Spiel mit den Zahlen ist populär, schon seit jeher. Es wird so ziemlich alles gezählt und am Ende steht da schwarz auf weiß der Leistungsnachweis eines jeden Spielers. Natürlich ist das ein Stück weit ungerecht und vermittelt durchaus auch mal ein schiefes Bild. Huba Sekesi ist das beste Beispiel. Der 29-jährige, der am Wochenende mit persönlichen Zeilen seinen (zumindest vorläufigen) Abschied von der Profi-Bühne verkündete, erzielte in den abgelaufenen fünf Saisons in 212 Pflichtspielen für die Roten Teufel neun Tore und kam auf 69 Vorlagen. Aber für Spieler vom Schlag eine Huba Sekesi würde man sich wünschen, dass zu den vielen Statistiken noch die eine oder andere hinzukommen sollte.

Denn die Frage könnte auch lauten: Wie viele Gegentreffer hat Huba Sekesi verhindert? In wie viele Schüsse hat er sich reingeschmissen? Wie oft hat er den Puck von der Linie gekratzt, in höchster Not? Huba, ganz klar, wäre in diesen Kategorien weit vorne. „Ein wertvoller Spieler“, sagt Harry Lange. Unter der Ägide dieses Trainers entwickelte sich Sekesi zur Führungskraft, auf und auch neben dem Eis. In der Kabine galt sein Wort, er trug gemeinsam mit Kevin Schmidt das „A“ als Stellvertretender Kapitän auf dem Trikot und bildete mit Mick Köhler ein kongeniales Abwehr-Duo. Und nun, nach seiner besten und erfolgreichsten Saison, geht er von Bord, wobei die Tür noch einen Spalt offen bleibt. Aber dazu später mehr.

Die Entscheidung, nach bestandenem Masterstudium ab August als „Business Analyst“ in der Risikoberatung für das in Frankfurt ansässige Unternehmen „PricewaterhouseCoopers“ zu arbeiten, fiel natürlich nicht von eben auf gleich. Sekesi dachte schon viel früher an später. 2012 hatte er den Entschluss gefasst, den Sprung über den großen Teich zu wagen. Zunächst stürmte er für die Jamestown Ironmen und Bismarck Bobcats in der NAHL, dann kam der Wechsel aufs College. Das Trikot der der Saint John’s University trug er vier Jahre und studierte parallel. Das Resultat: Zwei Bachelor, einen in Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt in Global Business Leadership und einen in spanischen Sprach- und Kulturwissenschaften. Diese Zeit, blickt er heute zurück, habe ihn sehr geprägt: „Dort herrschte ein unglaublicher Teamspirit. Der Teamerfolg und das Miteinander standen immer zu 100% im Vordergrund, und alles andere war quasi ein Nebenprodukt.“

Zurück in Deutschland, erwies sich die Suche nach einem geeigneten Verein zunächst als kompliziert. Nach ein paar Anläufen bei DEL-Clubs hat Andi Pauli schließlich, Freund und Mitspieler im Dress der Tölzer Löwen, den Kontakt zu Harry Lange (damals nach Co-Trainer unter Christoph Kreutzer) hergestellt. Ende Oktober 2018 stieß Sekesi zum Team der Roten Teufel, aber eine schwere Schulterverletzung beendete die Saison abrupt. Ganze drei Pflichtspiele konnte er nur absolvieren. 

Aber die Trainer glaubten an ihn. Und da auch Kumpel Pauli im Sommer 2019 wieder in die Wetterau zurück kehrte, blieb Huba. Mit Folgen und einer unerwarteten Wende. Als im Vorbereitungsspiel gegen Landshut gleich drei Defender ausfielen, fragte Harry Lange in der zweiten Pause, wer sich zutraue, in die Verteidiger-Rolle zu schlüpfen. Sekesi hob die Hand, und so wurde aus dem Center ein Verteidiger. Einer, der „jeden Check auf den Punkt trifft“, wie Andi Pauli anerkennend sagt und weitere lobende Worte für seinen Kumpel findet: „Er ist ein unglaublich loyaler und positiver Mensch, der als Leader immer voran geht. Ich bin froh, dass ich die letzten vier Jahre mit ihm zusammen spielen durfte.“

Diese Wertschätzung deckt sich mit der Meinung von Marc El-Sayed: „Ich finde es richtig schade, dass er aufhört. Nicht nur, weil er ein guter Spieler ist, sondern Huba ist ein cooler und umgänglicher Typ, den man gerne um sich herum haben möchte. Ich freue mich aber, dass er in Bad Nauheim wohnen bleibt. Wir sind Nachbarn, so werden wir uns auch künftig regelmäßig sehen.“

Sekesi wiederum wird auch weiterhin – wie es seine Zeit erlaubt – die Spiele im Colonel-Knight-Stadion verfolgen und die Daumen drücken. Er identifiziert sich mit der Stadt, dem Verein, den Fans. Er genießt unter den Anhängern große Sympathien, weil er eben auf dem Eis mit Leidenschaft, Einsatz und Willen genau das Eishockey verkörperte, das in Bad Nauheim so sehr geschätzt wird. Nun aber konzentriert er sich nach der „schönsten Saison in meiner Profi-Laufbahn“ auf seine neue berufliche Herausförderung. In den beiden letzten Jahren legte er dafür den Grundstein und absolvierte erfolgreich ein Masterstudium an der „Copenhagen Business School“. 

„Er wird uns fehlen“, sagt Harry Lange, der gleichwohl „gegen Ende des Jahres“ mit Huba über dessen Situation sprechen möchte. So sind die beiden verblieben. „Dann kann er abschätzen, ob er ab und an mal mittrainieren könnte.“ Eine Rolle wie Andi Pauli, der letzte Saison Beruf und Sport in Einklang brachte? Abwarten. Immerhin hat Sekesi mit einem einzigen Wort in seinem Statement vom vergangenen Samstag die Tür noch eine klitzekleine Ritze offen gehalten. Da steht rot auf weiß: „… werde ich mich auf eine berufliche Herausforderung fokussieren, die sich vorerst mit dem Profi-Eishockey nicht vereinbaren lässt.“

Das Wörtchen „vorerst“ ist dezent eingebaut und lässt zumindest die vage Hoffnung zu, dass Huba Sekesi, der schon als fünfjähriger Knirps die Rückennummer 9 trug, vielleicht doch noch einmal auf das Eis zurückkehrt.

So bleiben nach fünf Jahren und 212 DEL2-Spielen für die Roten Teufeln Respekt und Wertschätzung für einen außergewöhnlichen Spieler und Menschen.

Danke, Huba.

Fotos: Chuc.de