Den Aufwärtstrend fortsetzen: EC in Selb und gegen starken Aufsteiger Regensburg gefordert

Ein bayerisches Wochenende mit Duellen gegen die DEL2-Aufsteiger von 2021 und 2022 wartet auf den EC Bad Nauheim. Am Freitag (19:30 Uhr) in Selb gibt es das Wiedersehen mit Ex-Teufel Lanny Gare. Der Deutsch-Kanadier ist nach einem Schlaganfall wieder vollständig genesen und fungiert bei den Wölfen als Co-Trainer. Am Sonntag (18:30 Uhr, Tickets gibt es hier) stellt sich Liga-Neuling Eisbären Regensburg im Colonel-Knight-Stadion vor.

Den Aufwärtstrend fortsetzen lautet die Devise bei unseren Roten Teufeln, die nach wie vor nicht auf den angeschlagenen Kevin Niedenz zählen können. „Die Jungs müssen einfach verstehen, dass das Spiel ohne Scheibe das Wichtigste ist. Dazu braucht es ganz viel Charakter und ganz viel Herz. Das hat unsere Truppe“, analysierte EC-Coach Harry Lange nach dem 4:1-Sieg über die Dresdner Eislöwen – inklusive des gelungenen Comebacks von „Wühlbüffel“ Andy Pauli passend zur Kerb-Feierlaune.

Das Sechs-Punkte-Wochenende, der Shutout für Felix Bick in Weißwasser und fast 109 Minuten ohne Gegentreffer sind abgehakt. Vor den Spieltagen sieben und acht fordert Lange von seinen Cracks wieder die gleiche Einstellung und gibt die Marschroute vor: „Bereit sein, viel Schlittschuh laufen, dagegenhalten. Selb und Regensburg haben beide einen guten Start erwischt, spielen mit viel Euphorie. Das wird echt hart.“

Ein besonderes Wiedersehen wird es für die Rot-Weißen in der Selber Netzsch-Arena geben. Seit August arbeitet dort ein ehemaliger Bad Nauheimer Top-Scorer, Kapitän und Publikumsliebling als Co-Trainer: Lanny Gare, von 2008 bis 2012 unermüdlicher Antreiber im Oberliga-Team der Kurstädter. Dass sich der torgefährliche Linksschütze nach einem Kurz-Gastspiel Anfang 2013 beim Zweitligisten Lausitzer Füchsedamals gegen eine Rückkehr in die Wetterau entschied und ausgerechnet zum hessischen Rivalen nach Frankfurt wechselte, hatte für Enttäuschung unter den EC-Fans gesorgt. Mit den Löwen stieg er schließlich 2014 auf und folgte den Roten Teufeln mit einjähriger Verspätung in die DEL2.

Ab 2015 schlug der gebürtige Kanadier aus Vernon in British Columbia ein neues Kapitel in der deutsch-tschechischen Grenzregion auf. Sieben Spielzeiten wirbelte Gare als Stürmer für die Selber Wölfe und wurde auch in die Nachwuchsarbeit eingebunden. Mit den Hochfranken feierte der zweifache Familienvater im letzten Jahr erneut einen Zweitliga-Aufstieg. Es folgte eine Saison, die sowohl für den Club als auch für den Mann mit der Nummer 18 unter einem unglücklichen Stern stand.

Zunächst setzte ihn das Corona-Virus für fast zwei Monate außer Gefecht, dann erlitt Gare am Morgen des Silvestertags 2021 einen Schlaganfall. Die beherzte Reaktion seiner Ehefrau Johanna sorgte für die schnelle, bestmögliche medizinische Versorgung. Mit Fleiß, Ehrgeiz und einer großen Portion Kampfgeist – jene Willens-Eigenschaften, die den sympathischen Deutsch-Kanadier schon auf dem Eis auszeichneten – meldete er sich nach erfolgreicher Rehabilitation zurück. Das Happy-End vervollständigten im Frühjahr seine Teamkollegen mit dem Klassenerhalt in den Playdowns.

Ein nervenaufreibendes Szenario, das Wölfe diesmal vermeiden möchten. Trainer Sergej Waßmiller, von 2012 bis 2018 beim fränkischen Derby-Kontrahenten in Bayreuth unter Vertrag, wurde von den Memmingen Indians verpflichtet. Der 52-Jährige setzt auf einen breit aufgestellten Kader und die Kooperationen mit den Bietigheim Steelers (DEL) sowie den Höchstadt Alligators (Oberliga Süd).

Auf den Kontingentstellen hielt man den US-Amerikaner Nick Miglio und den Kanadier Brett Thomson. Dessen Landsmann Mark McNeill kam mit einigen Vorschusslorbeeren aus Dänemarks Erster Liga von den Frederikshavn White Hawks. Der 29-Jährige, der flexibel als Center oder Außenstürmer eingesetzt werden kann, war ein NHL-Erstrunden-Pick der Chicago Blackhawks und hat über 400 Partien in der nordamerikanischen AHL absolviert.

Nachdem der 1,96 Meter große Hüne Lukas Vantuch, geboren im tschechischen Jihlava, kürzlich den deutschen Pass erhalten hat und mit einem Kontrakt bis 2024 ausgestattet wurde, heißt der vierte Ausländer im Vorwerk jetzt Peter Trska. Zuletzt stand der Verteidiger auf der Pay-Roll der Fischtown Pinguins Bremerhaven. Der 36-fache Ex-Nationalspieler seines Heimatlandes zählt aktuell in der Fachzeitschrift „EishockeyNEWS“ zu den Nominierten für die Wahl zum „DEL2-Spieler des Monats September“. Auf internationale Einsätze im Dress der DEB-Auswahl kann auch Kevin Lavallee verweisen. Der 40 Jahre alte Routinier spielte zuvor eine Etage tiefer für die Rostock Piranhas.

Die Statistik: In den vier Zweitliga-Aufeinandertreffen mit den Porzellanstädtern seit der Spielzeit 1998/99 hat der EC eine weiße Weste und alle direkten Duelle gewonnen.

Am Sonntag treffen die Roten Teufel am Kurpark auf die Eisbären Regensburg. Nach der Insolvenz 2008 sind die Oberpfälzer wieder zurück auf der Zweitliga-Ebene. Vielen Fans ist noch die packende Viertelfinal-Serie zwischen beiden Vereinen aus der Saison 2003/04 in Erinnerung, als der EC im entscheidenden fünften Match mit 4:3 siegte und ins Halbfinale einzog. Lang, lang ist’s her.

In der Gegenwart hat der Aufsteiger aus der Donau-Metropole am Dienstag beim 3:2 nach Penaltyschießen über die Heilbronner Falken schon die Punkte neun und zehn eingefahren und liegt in Tabelle auf Platz sechs. Die erfolgreiche Meistermannschaft wurde weitestgehend zusammengehalten, an der Bande vertrauen die Verantwortlichen weiter auf Max Kaltenhauser.

Alle Kontigent-Positionen sind bei den Eisbären in der Offensive zu finden. Der Tscheche Richard Divis gehört seit fünf Jahren zum Inventar, sein Landsmann Radim Matus (von Orli Znojmo), der Finne Topi Piiponen (Odense Bulldogs) und der nachverpflichtete Kanadier Corey Trivino (Kassel Huskies) besetzen die weiteren Import-Planstellen im Regensburger Kader. US-Boy Kyle Osterberg (HKM Zvolen) hatte sich im Rahmen der Vorbereitung eine langwierige Schulterverletzung zugezogen.

Ihren Top-Transfer haben die Domstädter auf der Torwart-Position getätigt. Mit der frisch erteilten deutschen Staatsbürgerschaft im Gepäck ist Devin Williams bei den Bayern gelandet. Der gebürtige Amerikaner verbrachte die vergangene Saison im Kasten von Dukla Michalovce, einem slowakischen Erstligisten.

Die Eisbären-Bilanz gegen Bad Nauheim seit Einführung der eingleisigen Zweiten Liga zur Saison 1998/99: In 19 Begegnungen gewann Regensburg acht Mal, elf Partien gestalteten die Roten Teufel siegreich.