Die Beschlüsse der DEL2 und ihre Folgen

Nach einer aufregenden Woche nimmt unser Geschäftsführer Andreas Ortwein im Interview Stellung zu den Themen in der DEL2 und auch zur sportlichen Situation der Roten Teufel. 

HP: Hallo Andreas, das war eine wichtige Woche in der DEL2 und damit auch für den EC Bad Nauheim. Am Donnerstag wurden im Rahmen einer Gesellschafter-Versammlung wichtige Beschlüsse für die aktuelle und auch für die kommende Saison gefasst. Wie zufrieden bist du?

AO: Ich bin über die Entschlossenheit, mit der die DEL2 ihren eigenen Weg geht, sehr zufrieden. Wir hatten im Sommer vor der Saison bereits viele schwere Entscheidungen zu treffen. Und so war es auch jetzt. Es waren sehr intensive Beratungen, aber ich bin mit dem Ergebnis zufrieden, denn es spiegelt die Geschlossenheit der Liga wider.

HP: War die Entscheidung, keine Play-Downs und damit keinen Absteiger aus der DEL2 auszuspielen, die wichtigste Entscheidung? Und siehst du sie als richtig an?

AO: Absolut. Zum einen sind wir damit einheitlich im Eishockey in der DEL, der DEL2 bis hin zur Oberliga. Wir haben alle keinen Abstieg, aber weiterhin die Aufstiegsmöglichkeit. Zum anderen ist der Spielbetrieb sowohl sportlich als auch wirtschaftlich für jeden Standort unter den außergewöhnlichen Bedingungen eine riesige Herausforderung, aber unter diesen Umständen besser zu bewältigen. Und es wäre nicht richtig, müsste beispielweise ein Team im Zeitraum einer Play-Down Runde in eine Quarantäne und würde dadurch die sportliche Qualifikation verpassen.

HP: Was bedeutet diese Entscheidung für Bad Nauheim?

AO: Es bringt uns, wie jedem anderen DEL2-Club, frühzeitige Planungssicherheit. Die anstehenden Herausforderungen mit Blick auf die neue Saison sind keinesfalls kleiner – wahrscheinlich sogar größer. Auch wenn sich im Sommer das Bild zur Corona-Situation bessern sollte. Die Lizenzierung wird eine sehr große Herausforderung, wo wir erneut auf den Rückhalt unserer Sponsoren und Dauerkarten-Inhaber bauen müssen, die das Grundgerüst der fixen und planbaren Einnahmen stellen. Diese werden mehr denn je wichtig sein, um einen konkurrenzfähigen Etat zu erarbeiten.

HP: Die Liga hat auch jetzt den Spielplan nochmal gestrafft und zusätzliche Spieltage eingeführt, um die geplanten Rahmenterminplan einzuhalten.

AO: Ja, das ist der absolut richtige Weg. Es werden mit großer Wahrscheinlichkeit weitere Quarantänen kommen, und dafür brauchen wir zusätzliche Ausweichtermine. Wir sind da genauso betroffen wie zwei oder drei andere Vereine – denn wir haben teils drei bis vier Spiele Rückstand auf die anderen Teams. Wir sind im Februar und haben noch 28 Spieltage vor uns. Und da wir weiterhin ohne Zuschauer planen müssen, sind die Wochentage, an denen wir spielen werden, nicht so entscheidend.

HP: Die DEL2 will weiterhin alle 52 Spieltage durchziehen und die Play-Offs im Best of Five-Verfahren spielen?

AO: Ja, das war unser Ziel und ich bin positiv gestimmt, dass wir es auch stemmen werden. Es ist für uns wirtschaftlich wichtig, dass wir diese reguläre Anzahl an Spieltagen spielen und so unseren Sponsoren und Fans den Spielbetrieb vollständig anbieten.

HP: Warum ist es so wichtig, die Saison komplett zu spielen?

AO: Ein Nicht-Spielen wäre das klare Ende gewesen – ohne Wenn und Aber. Deswegen war es wichtig, dass die Politik die Ticketing-Hilfen angeboten hat. Aber sie decken eben nicht alle Verluste. Die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle müssen enorm verzichten durch Kurzarbeit hinnehmen und trotzdem ihre Leistung bringen. Auch das Team musste Einschnitte hinnehmen – anders geht es nicht. Und jetzt hoffen wir, dass wir im März weitere Gelder bekommen – noch ist leider kein weiterer Antrag möglich gewesen.

HP: Viele Fans haben auf die Rückerstattung ihrer Dauerkarte verzichtet. Wie wichtig war und ist das noch?

AO: Enorm wichtig. Neben dem Ticketing haben wir in Bad Nauheim die höchste Fallhöhe durch den Verlust der Cateringeinnahmen. Wir leben am meisten in der DEL2 von diesen Einnahmen und diese wurden uns überhaupt nicht ersetzt. Deswegen haben wir unter anderem auch den kostenlosen Service bei SpradeTV für die Dauerkarten-Inhaber angeboten.  Normalerweise kostet bei SpradeTV ein Spiel 9,90 Euro. Bei 26 Heimspielen ist das schon ein schönes Ersparnis.  Ich bin sicher, dieses faire Miteinander zeichnet uns in Bad Nauheim aus. Diese Tatsache und das Herzblut unserer Fans für diesen Verein haben viele, die es sich leisten konnten, veranlasst, auf eine Rückerstattung zu verzichten. Natürlich kann und wird es nie ein Ersatz für das Live-Erlebnis sein, aber es hilft enorm und ist ein unfassbar wichtiger Beitrag, dass wir diese Saison nicht mit einem dicken Minus abschließen. Im Übrigen wäre ein solches Minus auch eine schwere Hypothek für die Zukunft.

HP: Habt ihr euch auch deshalb bisher mit personellen Ergänzungen zurückgehalten?

AO: Ja und nein. Natürlich muss alles, was man aktuell tut, maßhaltig sein. Wir beziehen staatliche Hilfen, um überhaupt eine Saison zu bestreiten zu können. Unsere sportliche Leitung schaut wie in den Vorjahren immer über den Markt. Und wenn sich für uns das Richtige ergeben würde, würden wir auch nochmal aktiv werden. Aber der Spieler und die Rahmenbedingungen müssen passen. Wir werden kein Harakiri betreiben. Klar will jeder immer den kurzfristigen Erfolg. Es geht aber für mich und viele Verantwortliche im Verein auch immer um den langfristigen Erhalt und die Entwicklung des DEL2-Standortes Bad Nauheim.

HP: Zuletzt gab es heftige Kritik am Trainer und am Team. Wie schätzt du das ein?

AO: Zunächst einmal: Bad Nauheim lebt von Emotionen. Und die gibt es nun in beide Richtungen. Nach über 13 Jahren vieler Aufs und Abs kann ich sehr gut damit umgehen. Ich verliere dadurch nicht den Fokus für unseren eingeschlagenen Weg. Wir wissen, dass es ernst ist. Wir führen die entsprechenden Gespräche intern. Natürlich ernsthaft, gründlich und sachlich. Ich bin aber kein Freund davon, diese Dinge öffentlich zu diskutieren.

HP: Wie siehst du den Weg in den nächsten Wochen?

AO: Zunächst nochmal eines: Wir haben in den letzten fünf Jahren viermal über die Play-Offs die Liga gehalten. Das sollten man nicht vergessen. Kritik ist gerne erwünscht und richtig – aber sie sollte auch das richtige Maß haben. Wichtig ist auch bei allem Unmut, dass wir die Realität und unsere Rahmenbedingungen in Bad Nauheim nicht verkennen. Und um aus dieser sportlichen Krise heraus zu kommen, gibt es nur eines: Ärmel hochkrempeln, hart arbeiten, die Kleinigkeiten wieder richtig machen und sich darüber das Vertrauen in unsere vorhandene Qualität wieder zurück zu holen. Keine Frage aber: das Trainer-Team und die Mannschaft sind gefordert, den Kampf um die Play-Offs in jedem Spiel 60 Minuten aufzunehmen.

HP: Dann drücken wir die Daumen und hoffen auf das Beste.

AO: Vielen Dank – bleibt alle gesund und uns treu.