Die Starbulls kommen – wir freuen uns!

Am morgigen Sonntag gastiert ein gern gesehener Gast im CKS. Die Starbulls Rosenheim sind ein Traditionsverein mit bemerkenswerter Historie. Thomas König blickt zurück auf die Historie der Oberbayern und schreibt, was das Eishockey in Bad Nauheim mit dem in Rosenheim gemeinsam hat.

Werden die „Bullen aus Rosenheim“ erwähnt, so fällt sicher jedem etwas dazu ein. Denkt so mancher an „es gabert e Leich“ oder Begriffe wie Times Square, Frau Stockl und Musik Akademie, so fallen den Eishockeyfans doch sicherlich eher Karl Friesen, Raimund „Mondi“ Hilger und Robert Müller ein. Nun, es kommt wohl sehr auf die Perspektive an. Neben der bekannten TV-Serie „Rosenheim Cops“ ist Eishockey ganz sicher einer der größten Werbefaktoren der Stadt und so hatten die Drehbücher von einzelnen Folgen der beliebten Vorabendsendung auch schon mal Bezug zum Kufensport.

Letztes Jahr Krefeld, dieses Jahr Rosenheim – in der DEL2 treffen die Roten Teufel immer wieder auf alte Weggefährten. 2017 verabschiedeten sich die Starbulls nach sieben Jahren Zweite Liga in die Oberliga Süd; jetzt nach sechs Jahren sind sie zurück. Gegen die Blue Devils aus Weiden gewannen sie die Oberliga-Final-Serie mit 3:1. Für den Aufstieg zeichneten sich unter anderem Spieler wie Aaron Reinig, Lukas Laub, Manuel Strodel oder Stefan Reiter verantwortlich, die man in Bad Nauheim bestens kennt – trugen sie doch auch allesamt schon das rot-weiße Teufelstrikot.

In der neuen DEL2-Mannschaft stehen jetzt sogar sechs Ex-Teufel. Dennis Shevyrin kam von den Huskies und Hagen Kaisler aus Freiburg. Lukas Laub, Stefan Reiter, Dominik Daxlberger und Manuel Strobel blieben im Team. Nur von Aaron Reinig trennte man sich, der in dieser Saison die Bayreuth Tigers in der Oberliga Süd unterstützt.

Mit Rosenheim kehrt eine Mannschaft in den Kreis der Nauheimer Wettbewerber zurück, die immer wieder den Weg der Roten Teufel kreuzte. Erstmals standen sich beide Clubs im Winter 1952 in der Oberliga, damals noch Deutschlands Eliteklasse, gegenüber. Seitdem traf man in der ersten, der zweiten und der dritten Liga aufeinander. Egal in welcher Klasse, meist gab es spannende und enge Duelle gegen die Oberbayern.

Auch in dieser Saison will der Neuling auf Anhieb in die Playoffs. Mit Heimsiegen gegen die Topfavoriten Kassel (2:1) und Krefeld (6:3) ließen die Starbulls denn auch zu Saisonbeginn gleich aufhorchen. Auswärts hingegen zeigten sie sich öfters anfällig. Aber noch ist etwas mehr als eine halbe Saison zu absolvieren und vieles kann passieren. Auf jeden Fall ist Rosenheim nicht in die DEL2 gekommen, um sofort wieder abzusteigen. In Oberbayern plant man definitiv auf längere Zeit. So lautet das Saisonziel auch ganz selbstbewusst: Playoffs! „Mit dem Abstieg wollen und werden wir nichts zu tun haben“, verkündete Vorstand Christian Hötzendorfer im Brustton der Überzeugung in der Fachzeitschrift „EishockeyNEWS“.

Bad Nauheim kann es nur recht sein, wenn ein Zuschauermagnet wie der Traditionsclub aus Rosenheim gemeinsam mit den Kurstädtern in einer Liga spielt. Duelle mit dem Team von der Mangfall bildeten schon in so mancher Saison Highlights für die Roten Teufel.

Unvergessen ist sicherlich die Playoff-Serie 2009/2010, als man sehr unglücklich im Viertelfinale nach der vollen Distanz von sieben Spielen am späteren Meister der Oberliga scheiterte. Für Rosenheim ging es damals in Liga zwei; Bad Nauheim brauchte noch drei weitere Anläufe, um dann auch endgültig den Sprung ins Unterhaus der DEL zu schaffen. Übrigens war es auch Rosenheim, gegen das der VfL sein allerletztes Bundesliga-Heimspiel austrug. Damals, im Frühjahr 1982, trennte am sich vom kommenden Deutschen Meister schiedlich-friedlich mit einem 2:2-Remis, bevor in Freiburg der letzte Vorhang für den VfL fiel und der EC an seine Stelle trat.

Diesen Vereinswechsel hatte Rosenheim schon viel früher vollzogen. Schon 1928 wurde erstmals dem Puck hinterhergejagt, nachdem beim EV Rosenheim 1927 eine Eishockeyabteilung ins Leben gerufen wurde. Von 1930 bis 1936 lief man unter den Namen PSV Rosenheim auf, was für Postsportverein stand. Doch besann man sich 1937 wieder auf den alten Namen EV Rosenheim.

Nach dem Krieg wurde 1948 der EVR ganz offiziell neu gegründet und 1952 stiegen die Oberbayern in die oberste Spielklasse auf. 1961 bekam Rosenheim dann seine Kunsteisbahn. Es folgten einige Jahre des Auf und Abs. Nach der Oberligameisterschaft 1970 und dem zweiten Aufstieg in die oberste Spielklasse 1972, folgte schon zwölf Monate später der erneute Abstieg. Man hangelte sich am Rande der Insolvenz weiter durch und fand in Max Inzinger, einem zur damaligen Zeit sehr bekannten Fernsehkoch, einen neuen Vorsitzenden mit prominenten Namen.

1978 ereilte den EVR dennoch das Aus. Ein Wechsel zum Sportbund DJK hielt Eishockey aber am Leben. Nun spielte der SB Rosenheim sehr erfolgreich in der Bundesliga. Drei Meistertitel feierte man in den Jahren 1982, 1985 und 1989 und blieb bis zum Jahre 1992 erstklassig. Ein freiwilliger Rückzug aus der Bundesliga beendete diese erfolgreiche Zeit. Grund waren Differenzen mit der Stadt wegen des Baus eines neuen Stadions. Doch sportlich überraschte Rosenheim und stieg nur ein Jahr später völlig unerwartet wieder auf.

Mit der Einführung der DEL änderte man in Rosenheim erneut seinen Namen. Dem Trend vieler Clubs folgend, wurden aus dem Sportbund Rosenheim die Star Bulls. Die Initialen SB rettete man somit hinüber in die neue Ära. Im Jahre 2000 verabschiedeten sich die Star Bulls dann aber endgültig aus der höchsten Liga. Der Hauptsponsor zog sich zurück und verkaufte die DEL-Lizenz an Iserlohn. Für die Cracks in Rosenheim blieb nur der Neuanfang in der untersten Spielklasse. Den startete man als Starbulls Rosenheim EV und zog 2004 erneut in den DEB-Bereich ein. In der Oberliga, der dritten Liga, trafen die neuen Starbulls dann zwei Jahre später wieder auf die Roten Teufel aus Bad Nauheim.

Schon dieser kurze historische Abriss zeigt, dass unsere beiden Vereine mehr verbindet als die Liebe zum Eishockeysport. Auch Bad Nauheim hat eine ähnliche Vita zu bieten; mit vielen Neugründungen, aber auch einem reichhaltigen Repertoire an Traditionen, blicken beide Clubs auf eine ruhmreiche und wechselhafte Vergangenheit zurück. Jetzt also geht es wieder parallel in der gleichen Liga um Tore und Punkte. Im kommenden Frühjahr wird man sehen, wer dieses Mal die Nase vorne behält.

Foto: Chuc.de