Eine großartige Saison ist zu Ende – „Wir sind stolz auf unser Team“

Eine historische wie großartige Saison ist zu Ende: Die Roten Teufel, die zum ersten Mal seit der Gründung der DEL2 im Jahr 2013 das Halbfinale erreicht haben, müssen sich den starken Ravensburg Towerstars geschlagen geben. Die Oberschwaben behalten vor 3148 Zuschauern mit 5:3 (2:1,1:1,2:1) die Oberhand und ziehen nach dem vierten Sieg im fünften Playoff-Duell ins Finale gegen Frankfurt ein. Über 250 Fans aus der Wetterau bejubeln dennoch lautstark ihre Mannschaft. „Wir sind stolz auf unser Team“, hallt es Minuten nach dem Ende durch die CHG-Arena. Beide Teams werden nach einem erneut packenden wie fairen Duell von den Fans gefeiert.

Erstaunlich und bemerkenswert, dass die Roten Teufel im 12. (!!) Spiel innerhalb von 24 Tagen erneut alle Kräfte mobilisierten und bis 31 Sekunden vor dem Ende die Chance auf ein sechstes Spiel in dieser engen Serie wahrten. Erst der Treffer durch den besten Ravensburger, Sam Herr, der ins leere Tor traf, bedeutete die Entscheidung.

Gratulation an die Towerstars, Riesenkompliment einmal mehr an die Rot-Weißen, die eine grandiose Saison 2021/22 hingelegt haben. „Man muss anerkennen, dass Ravensburg insgesamt einen Tick stärker war“, sagte Harry Lange. Sein Kollege Peter Russell sprach von einer „großartigen Serie. Die Nauheimer hatten mit Ausfällen zu kämpfen, aber sie haben uns das Siegen sehr schwer gemacht. Sensationell war heute die Atmosphäre, beide Fan-Lager waren fantastisch.“

Zum Spielfilm: Ravensburg legte einen fulminanten Start hin. Schon nach 70 Sekunden stand es 1:0. Denis Pfaffengut eroberte den Puck im eigenen Drittel, erkannte blitzschnell die Situation und passte zum davon eilenden Sam Herr. Der Top-Scorer der Towerstars lief alleine auf Felix Bick zu und traf souverän zum frühen 1:0. Die Freude der Oberschwaben währte exakt 90 Sekunden. Joel Messner versuchte es aus der Distanz und traf zum Ausgleich. Ravensburgs Keeper Jonas Langmann sah unglücklich aus.

In der Folge ging es mit hohem Tempo hin und her. Ravensburg setzte sich mehrmals im Drittel des ECN fest, doch die beste Chance in dieser Phase hatte Tristan Keck. Der pfeilschnelle Angreifer lief allen davon, scheiterte aber an Langmann. Dann bekamen die Schiedsrichter Arbeit und Alexander Dosch nach Ansicht der Videobilder gleich zweimal zwei Minuten nach Fouls gegen Kevin Schmidt und Andi Pauli. Vier Minuten Überzahl für Bad Nauheim, das aber kaum zu einem konstruktiven Powerplay kam. Die Towerstars überstanden die Unterzahl schadlos und übernahmen dann deutlich die Initiative. Nach einem gewonnenen Bully herrschte Unordnung bei den Rot-Weißen. Robbie Czarnik stand plötzlich frei am langen Eck und vollendete zum 2:1 in der 15. Minute.

Mit viel Schwung ging es auch in den zweiten Abschnitt. Die Towerstars blieben tonangebend, ohne jedoch zu glasklaren Möglichkeiten zu kommen. Das Lange-Team stand zumeist defensiv und konnte sich Mitte des Drittels aus der Umklammerung befreien. Als James Bettauer wegen Spielverzögerung auf die Strafbank musste, setzte sich Bad Nauheim vor dem Tor von Langmann fest. Mehrere Schüsse konnte der Keeper entschärfen, es blieb beim knappen Vorsprung. Wie schnell die Ravensburger kombinieren können, demonstrierten sie in der 38. Minute. Fabian Dietz bediente mustergültig den wuseligen Josh MacDonald, der den Puck nur noch über die Linie schieben musste. 3:1 – die Entscheidung? Nein, die Roten Teufel gaben sich natürlich nicht geschlagen. Jordan Hickmott nutzte eine Schlampigkeit in der Hintermannschaft der Towerstars und verkürzte in der 39. Minute auf 2:3 aus der Sicht des EC Bad Nauheim. Allerdings: zwei Sekunden vor dem Ende handelte sich Stefan Reiter eine kleine Strafe ein.

In Unterzahl startete der ECN in das letzte Drittel. Das ging lange gut, aber 18 Sekunden vor dem Ende der Strafzeit schlug es dann doch hinter Felix Bick ein. Josh MacDonald knallte den Puck in die Maschen. 4:2 für den Favoriten. Aber Bad Nauheim in dieser Saison, das ist ein Team mit außergewöhnlicher Mentalität. Tobi Wörle verkürzte in der 53. Minute auf 3:4. Hoffnung keimte unter den Fans auf, Harry Lange feuerte seine Jungs auf der Bank an. Und tatsächlich gab es noch zwei ordentliche Möglichkeiten, und am Ende nahm Lange seinen Keeper vom Eis. Mit einem sechsten Feldspieler sollte der Ausgleich gelingen. Doch die Towerstars verteidigten aufmerksam, Sam Herr kam an den Puck und traf 31 Sekunden vor dem Ende ins leere Tor zum 5:3-Endstand.

Ravensburg Towerstars: Langmann – Dronia, Bettauer, Pfaffengut, Eichinger, Ketterer, Sezemsky, Dosch – Mayer, Czarnik, Zucker, Saakyan, Herr, Sarault, Nickolas Latta, MacDonald, Dietz, Hlozek, Hessler, Louis Latta. 

Trainer: Peter Russell.

EC Bad Nauheim: Bick – Sekesi, Messner, Stephan, Mick Köhler, Kevin Schmit, Tomas Schmidt – Pollastrone, Hickmott, Bires, Keck, Wörle, Reiter, Pauli, El-Sayed, Herrmann, van Calster, Shevyrin, Leon Köhler.

Trainer: Harry Lange.

Tore: 1:0 (1:10) Herr (Pfaffengut), 1:1 (2:40) Messner (Keck), 2:1 (14:23) Czarnik (Eichinger, Pfaffengut), 3:1 (37:16) MacDonald (Dietz), 3:2 (38:43) Hickmott, 4:2 (41:40) MacDonald (Eichinger, Bettauer – 5:4), 4:3 (52:08) Wörle (Reiter, Keck), 5:3 (59:29) Herr (Zucker, Sarault – empty net).

Schüsse: 31:24

Strafminuten: Ravensburg 6, Bad Nauheim 2.

Schiedsrichter: Bauer/Singer. – Linienrichter: Kalnik/Spiegl.

Zuschauer: 3148.