Fluch besiegt: Sieg beim Angstgegner

Sieg beim Angstgegner: Seit 2015 hatten die Roten Teufel nicht mehr in Kaufbeuren gewinnen können. Einen Tag vor Weihnachten gab es eine schöne Bescherung in Form von zwei Punkten. Die Truppe von Trainer Harry Lange siegte in der fairen Partie mit 5:4 (1:2,3:0,0:2/1:0) nach Verlängerung. Allerdings gab der ECN nach einem furiosen Mitteldrittel auch einen Zwei-Tore-Vorsprung ziemlich leichtsinnig aus der Hand. „Heute haben wir den Bock umgestoßen. Hier haben wir ewig nicht gewinnen können“, sagte denn auch Harry Lange. Der Trainer beleuchtete das Resultat mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn: „Nach dem zweite Drittel hatte ich das Gefühl, dass wir die Führung über die Zeit bringen können, aber nach dem 4:4 hätten wir auch verlieren können.“ Ähnlich sah es Kollege Tray Tuomie: „Im letzten Abschnitt haben wir richtig gut gespielt. Aber wir haben unsere Chancen in der Endphase nicht genutzt, daher hat Bad Nauheim dann verdient gewonnen.“

Die Partie hatte für den ECN optimal begonnen. Zwar wanderte Jordan Hickmott schon nach sieben Sekunden wegen Hakens auf die Strafbank, aber dieses Unterzahlspiel überstand der Gast völlig problemlos. Leon Köhler stiebitzte dann in der dritten Minute dem Kaufbeurer Paul Mayer den Puck, umkurvte Torwart Stefan Vajs und traf mit seinem ersten Saisontreffer zum frühen 0:1. In der Folge wirkte Bad Nauheim konzentriert. Auch die zweite Hinausstellung gegen Leon Köhler brachte keine Gefahr vor dem Tor von Felix Bick. Überraschend fiel der Ausgleich in der zehnten Minute. In der Entstehung sehr unglücklich, denn Robin van Calster rutschte aus. Tyler Spurgeon erkannte blitzschnell die Situation, passte quer zu Sami Blomqvist – 1:1. Ab diesem Zeitpunkt kam Kaufbeuren in Schwung. Die Roten Teufel ließen den Gastgebern zu viel Platz, zudem leistete man sich Fehler im eigenen Drittel, und das wurde prompt bestraft. Nach einem leichtfertigen Scheibenverlust bediente Blomqvist schlau Markus Lillich – 2:1.

Harry Lange muss in der Pause die richtigen Worte gefunden haben. Seine Mannschaft wirkte im zweiten Abschnitt wie ausgewechselt. Angriff auf Angriff rollte auf das Tor von Stefan Vajs. Der ECN kombinierte entschlossen und schnell. Zunächst verwertete Christoph Körner einen gescheiten Pass von Kevin Schmidt mit einem platzierten Schuss ins Tordreieck zum 2:2 (25. Minute). Bad Nauheim ließ nicht locker, setzte den ESVK weiter unter Druck. Jan Pavlu kassierte in dieser Drangphase des ECN die erste Strafe für die Allgäuer. Die machten dann in Unterzahl einen Fehler, denn man suchte die Offensive und lief in einen blitzschnell vorgetragenen Konter. Tobias Wörle bediente den mitgelaufenen Stefan Reiter – 2:3 in der 29. Minute. John Lammers versiebte für Kaufbeuren anschließend eine Top-Chance, als er alleine auf Bick zulief, den Puck aber über das Tor schlenzte. Präziser machte es Jordan Hickmott. Der Kanadier verwertete in der 35. Minute ein Zuspiel von Jerry Pollastrone zum 2:4.

So konzentriert der ECN im zweiten Drittel agiert hatte, so schludrig startete man in die letzten 20 Minuten. Eine kapitalen Fehlpass nutzte Kaufbeurens Joseph Lewis zum 3:4. Fortan wackelte der Gast, und zwar gewaltig. Zunächst verhinderten Felix Bick, Tomas Schmid mit einer spektakulären Rettungstat per Fußabwehr und Huba Sekesi in höchster Not den Ausgleich, doch Kaufbeuren ließ nicht locker. Erneut war es Lewis, der seinen Freiraum nutzte und trocken zum 4:4 in der 49. Minute traf. Nach dem Powerbreak stellte Harry Lange auf drei Angriffslinien um. Es ging hin und her, beide Teams hatten Chancen zum Siegtreffer in der regulären Spielzeit. Bick reagierte in der 59. Minute prima, als er einen Schuss von Spurgeon aus kürzester Distanz mit gutem Stellungsspiel blockte.

Es ging also in die Overtime. Bad Nauheim schickte mit Vause, Keck und Kevin Schmidt drei der laufstärksten Spieler auf das Eis. Und schon nach elf Sekunden fiel die Entscheidung. Vause gewann das Bully. Der Puck kam zu Keck, der auf der linken Seite blitzschnell auf und davon zog, aus spitzem Winkel schoss. Keeper Vajs konnte nur zur Seite abwehren, der mit gelaufene Vause stand goldrichtig und vollendete zum viel umjubelten 5:4-Siegtreffer für die Roten Teufel.

ESV Kaufbeuren: Vajs – van der Linde, Schütz, Pavlu, Thiel, Echtler, Sturm, Mayer – Lillich, Gracel, Blomqvist, Philipp Krauß, Lammers, Spurgeon, Lewis, Voit, Oswald, Johannes Krauß, Hops.

Trainer: Tray Tuomie.

EC Bad Nauheim: Bick – Kevin Schmidt, Tomas Schmidt, Sekesi, Stephan, Seifert, Dobryskin – Keck, Vause, Körner, Pollastrone, Hickmott, Reiter, Mick Köhler, Wörle, van Calster, Herrmann, El-Sayed, Leon Köhler.

Trainer: Harry Lange.

Tore: 0:1 (2:58) Leon Köhler (El-Sayed), 1:1 (9:52) Lammers (Spurgeon, Philipp Krauß), 2:1 (13:54) Lillich (Blomqvist, Gracel), 2:2 (24:42) Körner (Kevin Schmidt, Keck), 2:3 (29:00) Reiter (Wörle – 5:4), 2:4 (34:34) Hickmott (Pollastrone), 3:4 (42:42) Lewis (Johannes Krauß), 4:4 (48:28) Lewis (Sturm), 4:5 (60:11) Vause (Keck).

Strafminuten: Kaufbeuren 4, Bad Nauheim 6.

Schiedsrichter: Haupt/Lajoie. – Linienrichter: Jung/Züchner.

Zuschauer: 0.