Harry Lange: „Das ist bis jetzt die bitterste Stunde“
Harry Lange rang bei der Pressekonferenz sichtlich nach Worten. „Was soll ich sagen. Wir müssen alles analysieren, alles in Frage stellen. Das ist bis jetzt die bitterste Stunde.“ Maßlos enttäuscht resümierte der Trainer der Roten Teufel das schmerzhafte 3:5 (2:1, 0:2, 1:2) am Sonntagabend vor 1910 Zuschauern gegen die Selber Wölfe. Fabian Herrmann erzielte beide Treffer für die Rot-Weißen, die die dritte Niederlage in Serie einstecken mussten.
„Bis auf Tim Coffman spielt kein Leistungsträger wie ein Leistungsträger. Dann kommt in einer solchen Situation der Kopf mit dazu. Die Passqualität war nicht da und die beiden Powerplay-Tore kann man auch besser verteidigen“, ergänzte Lange. „Das war ein wichtiger Sieg und eine kompakte Mannschaftsleistung“, freute sich Selbs Headcoach Ryan Foster.
Die personellen Vorzeichen: Ohne die verletzten Taylor Vause, Kevin Orendorz und Kapitän Marc El-Sayed liefen die Roten Teufel auf. Christoph Körner kehrte ins Lineup zurück. Alexander Dersch stand ebenfalls zur Verfügung, die Fünf-Minuten-plus Spieldauerdisziplinarstrafe aus dem Rosenheim-Spiel zog keine Sperre für den Verteidiger nach sich.
Das Team aus dem Fichtelgebirge musste auf Torhüter Michel Weidekamp, die Verteidiger Maximilian Gläßl und Steve Hanusch sowie die Stürmer Lukas Vantuch und Nikita Naumann verzichten. Seinen zweiten Einsatz im Wölfe-Dress absolvierte Colin Campbell. Den 22-jährigen Deutsch-Kanadier hatte man vom Süd-Oberligisten Passau Black Hawks losgeeist.
Kaltstart für den EC: Nach 36 Sekunden zeigte die Video-Leinwand den Spielstand 0:1 – Fedor Kolupaylo, sträflich freigelassen am Bullypunkt, schoss den Punkt unter die Torlatte und sorgte für die Blitz-Führung der Gäste. Die besten Chancen der Rot-Weißen ließen Tim Coffman (3. und 12.) und Max Gerlach (12.) verstreichen, dazwischen parierte Keeper Maximilian Meier glänzend gegen den durchgebrochenen Nick Miglio (10.).
Befreiender Jubel dann in der 14. Minute im Colonel-Knight-Stadion. Coffman setzte Fabian Herrmann glänzend in Szene und die Nummer 25 musste zum Ausgleichstreffer nur noch kurz die Kelle hinhalten. Das erste Powerplay für die Kurstädter brachte nichts Zählbares ein. Kaum hatte Selbs Verteidiger Peter Trska die Strafbank wieder verlassen, war erneute Herrmann zur Stelle, das 2:1 (17.) war perfekt. Meiers toller Schoner-Save gegen Ex-Nationalspieler Frank Hördler (18.) rettete den knappen Vorsprung in die Kabine.
Im zweiten Durchgang plätscherte die Partie bis zum Powerbreak vor sich hin. Mit Ausnahme von Jordan Hickmotts Direktabnahme (27.), die am Außennetz landete, blieben Torgelegenheiten für den EC selten – Esprit, Überraschungsmomente, Selbstvertrauen – alles leider Fehlanzeige!
Binnen 18 Sekunden mussten die Mannen von Harry Lange obendrein einen doppelten Nackenschlag verkraften. In Überzahl (Alexander Dersch saß in der Kühlbox) trafen die Oberfranken durch Nick Miglio zum 2:2, dann bestrafte Rasmus Heljanko einen Nauheimer Turnover und erzielte nach einem Zwei-auf-eins-Konter die Selber Führung (32.). Meier verhinderte mit der Fanghand Schlimmeres gegen Kolupaylo (37.), der alleine aufs EC-Gehäuse zugestürmt war. Bezeichnend für die Verunsicherung in unserem Team: Das harmlose Powerplay unmittelbar vor der zweiten Drittelsirene.
Im Schlussabscnitt musste zunächst Meier mehrmals sein ganzes Können aufbieten, um einen höheren Rückstand zu verhindern. Gegen Jordan Knackstedt (46.), gleich zweimal gegen Arturs Kruminsch (47.) und Miglio (47./Alleingang) hielt der Torwart seine Mannschaft im Spiel, war dann allerdings gegen Mark McNeill (50.) machtlos.
Bad Nauheim rannte dem Zwei-Tore-Rückstand kopflos hinterher. Als Hickmott knapp vier Minuten vor dem Ende verkürzte, keimte für einen Moment Hoffnung auf. Doch eine Strafzeit gegen Christopher Fischer und ein unkorrekter Wechsel, der eine weitere Strafzeit nach sich zog, erschwerten die Aufholjagd. 1:15 Minute vor Ultimo verließ Meier seinen Kasten. Es half alles nichts mehr, denn Miglio schnürte mit einem Empty-Net-Goal eine Sekunde vor dem Ende den Sack zu.
EC Bad Nauheim: Meier – Erk, Dersch, Schmidt, Fischer, Seifert, Hafenrichter, Reiner – Pollastrone, Raedeke, Gerlach, Herrmann, Coffman, Hickmott, Lautenschlager, Weiß, Lillich, Steck, Körner.
Trainer: Harry Lange.
Selber Wölfe: Bitzer – Plauschin, Trska, Hördler, Marusch, Raab, Campbell – Kolupaylo, Peter, Schwamberger, Miglio, Kruminsch, McNeill, Knackstedt, Bassen, Heljanko, Dalldush, Gelke, Melnikow.
Trainer: Ryan Foster.
Tore: 0:1 (00:36) Kolupaylo (Schwamberger, Marusch), 1:1 (13:33) Herrmann (Coffman, Lillich), 2:1 (16:14) Herrmann (Steck, Seifert), 2:2 (31:35) Miglio (Bassen, Knackstedt – 5:4), 2:3 (31:53) Heljanko (Plauschin), 2:4 (49:19) McNeill (Trska, Knackstedt – 5:4), 3:4 (56:03) Hickmott (Schmidt, Coffman), 3:5 (59:59) Miglio (McNeill – 5:6 EN).
Schiedsrichter: Engelmann/Laudan. – Linienrichter: Lamberger/Reitz.
Strafminuten: Bad Nauheim 6, Selb 4.
Zuschauer: 1910.
Schüsse: 39:40.