Hart erkämpfter Sieg: Christoph Körner erlöst die Roten Teufel
Das war so wichtig! Für die Moral, für das Selbstvertrauen, für das Punktekonto: Die Roten Teufel besiegen die Bayreuth Tigers in einem aufregenden und dramatischem Match mit 3:2 (0:0,2:0,1:2) und verteidigen den vierten Platz in der DEL2. „Das war ein richtig gutes Spiel mit Playoff-Charakter“, schwärmte Bayreuths neuer Coach Robin Farkas, unter dessen Regie der Tabellenzwölfte in den letzten Spielen einen klaren Aufwärtstrend verzeichnete. Harry Lange stand die Erleichterung, aber auch die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Und er benannte das große Problem seiner Mannschaft: „Wir tun uns nach wie vor mit der Chancenverwertung sehr schwer. Eigentlich hätten wir nach dem 2:0 den Sack zu machen müssen, wir hatten mehrmals die Möglichkeit zum dritten Treffer. Das haben wir nicht geschafft. Umso bemerkenswerter, dass wir nach dem 2:2 noch einmal die Wende geschafft haben.“ Der Coach brach eine Lanze für sein Team: „Klar, wir haben am Donnerstag in Kassel nicht gut gespielt. Das stimmt. Aber man muss auch sehen, dass wir in den letzten Wochen phasenweise ohne fünf Stammverteidiger gespielt haben. Uns fehlen immer wieder wichtige Stammkräfte. Und wenn die zurück kommen von Verletzungen oder Corona, dann kann man nicht erwarten, dass die Jungs sofort wieder topfit sind.“
Gegen Bayreuth fehlte auch weiterhin Top-Scorer Taylor Vause, dafür kamen Eric Stephan und Christoph Körner zurück in den Kader. Julian Chrobot und Luis Üffing kehrten nach dem Kassel-Spiel wieder zurück zu den Kölner Haien, „das war vorher mit Köln so besprochen“, berichtet Geschäftsführer Andreas Ortwein. Da in der Abwehr Philipp Wachter und Tomas Schmidt verletzt fehlten, half der etatmäßige Stürmer Mick Köhler wieder hinten aus.
Bayreuth, das am Donnerstag mit einem deutlichen 7:3-Sieg gegen Ravensburg hatte aufhorchen lassen, demonstrierte von Beginn an Selbstvertrauen. Die Tigers störten früh, und beim ECN schlichen sich im Aufbau einige Leichtsinnsfehler ein. Gut aus Sicht der Roten Teufel, dass Felix Bick gewohnt konzentriert wirkte. So überstanden die Rot-Weißen in diesem unterhaltsamen ersten Drittel auch zwei Unterzahlspiele. Zwar lief der Puck bei den Bayreuthern durchaus flott, aber die beste Chance hatte auf der anderen Seite Mick Köhler, der sich in Unterzahl die Scheibe schnappte, durchstartete, aber das Tor knapp verfehlte. Auch die Roten Teufel hatten einmal die Gelegenheit zum Powerplay. Jordan Hickmott scheiterte in dieser Phase in aussichtsreicher Position am Ex-Nauheimer Timo Herden. Und ein weiterer ehemaliger Nauheimer hätte in Unterzahl fast die Führung erzielt. Cason Hohmann dribbelte sich vor das Tor von Bick, umkurvte den Torwart, aber der Winkel war zu spitz, der Puck tanzte die Linie entlang. So blieb es nach dem ersten Abschnitt beim torlosen Remis.
Das zweite Drittel begann für die Lange-Truppe optimal. Die Schiedsrichter zeigten eine Strafe gegen Bayreuth an. Bick eilte aus seinem Tor, ein sechster Feldspieler kam. Bayreuth verlor kurz die Ordnung, und das nutzte Tristan Keck aus. Sein präziser Schuss landete im Tordreieck – 1:0 in der 22. Minute für den Favoriten. In der Folge entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Chancen gab es hüben wie drüben. Eine Möglichkeit nutzte Jordan Hickmott, der einen Querpass von Leon Köhler zum 2:0 in der 31. Minute entschlossen verwertete. Tor Nummer 3 lag in der Luft, weil die Gäste immer offensiver agierten und so mehrmals in Konter liefen. Jerry Pollastrone hatte die beste Möglichkeit, verzog aber knapp.
Dann wurde es hektisch: Ein harter Einsatz von Dani Bindels gegen Eric Stephan an der Bande blieb ungeahndet. Stephan, der nach einer langen Verletzungspause sein Comeback feierte, war darüber sauer, revanchierte sich. Auch Teamgefährte Huba Sekesi mischte sich ein und knöpfte sich den Bayreuther vor. Das Resultat: alle drei erhielten kleine Strafen, Bad Nauheim spielte in der letzten Minute des zweiten Drittels in Unterzahl.
Unglaublich, welche Chancen die Rot-Weißen zu Beginn des letzten Drittels im Minutentakt versiebten: Jerry Pollastrone hatte in Unterzahl freie Bahn, scheiterte aber in der 41. Minute am hervorragenden Herden. Christoph Körner fand ebenfalls nach sehenswerter Kombination mit Hickmott und Pollastrone in bester Schußposition seinen Meister im Keeper der Bayreuther. Und schließlich war Herden schon geschlagen, doch der Schuss von Tobi Wörle landete nicht in den Maschen, sondern am Schlittschuh von Tobias Meier.
So blieb es beim 2:0, und dieser Vorsprung bedeutet im Eishockey so gut wie nichts. Die motivierten Tigers blieben im Spiel und nutzten dann in der 44. Minute ein Powerplay. Der Finne Ville Järveläinen, bester Scorer der Liga, verwertete ein Zuspiel von Cason Hohmann zum Anschlußtreffer, als Leo Hafenrichter auf der Strafbank saß. Die Fans spürten, dass ihre Mannschaft wackelte. Der Stimmungspegel stieg an. Vorne blieben die Chancen ungenutzt, hinten rettete Felix Bick mehrmals in höchster Not. Das ging bis zur 50. Minute gut. Dann startete der auffällige Hohmann zu einem Solo. Er bediente Luke Pither, der zum 2:2 traf. Es herrschte Stille im Colonel-Knight-Stadion, der Schock saß tief.
Doch es spricht für die intakte Moral der Mannschaft, dass es gelang, das Ruder herum zu reißen. Christoph Körner, erstmals nach einer zweiwöchigen Pause wieder dabei, fasste sich ein Herz und markierte in der 54. Minute mit einem beherzten Schuss das 3:2. Die restlichen Minuten gerieten zur Nervensache. Der ECN verteidigte noch einmal in Unterzahl sein Gehäuse. Mit Leidenschaft, mit Kampf, mit großem Einsatz. Dann
nahm Bayreuths Trainer Robin Farkas seinen Keeper vom Eis. Die Tigers warfen alles nach vorne, das Tor war leer. Tobi Wörle ergatterte den Puck, wurde von Christian Kretschmann gefoult – zwei Minuten wegen Haltens gegen den Bayreuther. Die Uhr zeigte noch eine Minute und 13 Sekunden an. Die Entscheidung? Nein, denn es wurde weiter auf beiden Seiten gefightet. Bayreuth holte wieder Herden vom Eis, spielte mit fünf gegen fünf. Pither kam noch mal zum Abschluss, Felix Bick hielt den Puck und die drei Punkte fest.
Das war es, die große Erleichterung war spürbar. Bei der Mannschaft, den Trainern, den Fans. Am Montag geht es weiter, dann kommt Ravensburg nach Bad Nauheim.
EC Bad Nauheim: Bick – Stephan, Sekesi, Kevin Schmidt, Seifert, Ketter, Mick Köhler, Hafenrichter – Pollastrone, Bires, Wörle, Keck, Hickmott, Körner, van Calster, El-Sayed, Reiter, Leon Köhler, Shevyrin, Herrmann.
Trainer: Harry Lange.
Bayreuth Tigers: Herden – Pruden, Schug, Davis, Pokovic, Menner, Meisinger – Meier, Kolozvary, Schumacher, Järveläinen, Pither, Hohmann, Kunz, Kretschmann, Bindels, Ribarik, Cabana, Lobach.
Trainer: Robin Farkas.
Tore: 1:0 (21:52) Keck (Stephan – 6:5), 2:0 (30:36) Hickmott (Leon Köhler, Seifert), 2:1 (43:10) Järveläinen (Hohmann, Davis – 5:4), 2:2 (49:38) Pither (Hohmann), 3:2 (43:06) Körner (Stephan, Seifert).
Schiedsrichter: Westrich/Neutzer. – Linienrichter: Borger/Kontny.
Strafminuten: Bad Nauheim 12, Bayreuth 12.
Zuschauer: 1000 (maximal erlaubte Kapazität).
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