Hessenderby-Halbfinale startet heute in Kassel
Die Euphorie ist groß, die Vorfreude spürbar, volle Motivation bis unter die EC-Haarspitzen. Die Spieler und das Trainerduo sind heiß, die komplette rot-weiße Familie fiebert dem Auftakt des DEL2-Halbfinales am heutigen Freitag in Kassel ungeduldig entgegen. Das erste Heimspiel der „Best-of-Seven-Serie“ steigt für die Roten Teufel am Sonntag (18:30 Uhr), wenn die Huskies vor auserkauftem Haus im Colonel-Knight-Stadion gastieren.
Nach dem überraschenden „Sweep“ gegen den ESV Kaufbeuren hat die zehntägige Unterbrechung geholfen, damit Ärzte und Physiotherapeuten die angeschlagenen Cracks intensiv behandeln konnten. Beim Training in dieser Woche herrschte Hochbetrieb auf dem Eis. Tobias Wörle, der zweifache deutsche Meister und Ex-Nationalspieler, der bei der elektrisierenden Playoff-Serie gegen die Schlittenhunde aufgrund einer Schulteroperation bekanntlich nicht dabei sein kann, stand mit einem frischen Kaffee hinter der Plexiglasscheibe und beobachtete die Übungseinheit der Teamkollegen.
„Ich hoffe, dass so viele Spieler wie möglich zurückkommen“, sagt Trainer Harry Lange, „wir werden wieder alles reinwerfen, um es dem klaren Favoriten so schwer wie möglich zu machen.“ Gemeinsam mit Assistenzcoach Adam Mitchell bereitet der Österreicher die EC-Profis konzentriert und fokussiert auf die schweren Aufgaben gegen die aufstiegsambitionierten und siegessicheren Nordhessen vor: „Die Kunst ist es, nach dem Break sofort in den Wettkampfmodus reinzukommen. Der erste Zweikampf, die ersten paar Minuten, wir wollen gleich ins Spiel kommen und mit Vollgas dagegenhalten.“
Ebenfalls mit einem glatten 4:0-Sieg über die Lausitzer Füchse aus Weißwasser schafften die Huskies erwartungsgemäß den Sprung unter die letzten Vier. Kassel war der Dominator der DEL2-Hauptrunde. Eindrucksvolle 131 Punkte sammelten die Blau-Weißen in 52 Begegnungen und lagen um 38 Zähler vor dem Zweitplatzierten aus Ravensburg (93) und satte 49 Punkte vor den Roten Teufeln (82) auf Rang sechs. Auf dem Papier sind die Rollen demnach eindeutig verteilt.
Der Blick auf die Statistiken zeigt: Die Huskies verfügten über die torhungrigste Offensive (212), schluckten die wenigsten Gegentreffer (109), besaßen mit Tristan Keck den treffsichersten Torjäger (30), den effektivsten Verteidiger mit den besten Plus-/Minus-Werten (Maximilian Faber, +45), den abgezocktesten Center am Bullypunkt (Jake Weidner, 61,89 Prozent gewonnene Faceoffs) und mit Jake Kielly den Schlussmann, der prozentual gesehen am seltensten (1,97 Gegentore pro Match) hinter sich greifen musste. Immerhin, auf der Torwart-Position konnte Bad Nauheims Felix Bick gleich zwei Kategorien für sich verbuchen. Einmal als der Goalie mit den meisten Siegen (26/gemeinsam mit Dresdens Janick Schwendener und Ravensburgs Jonas Langmann) und zum anderen war der 30-Jährige mit 2638 Spielminuten liga-weit der „Marathon-Mann“ zwischen den Pfosten.
Auch der direkte Saison-Vergleich spricht für die Fuldastädter, die zweimal – allerdings hauchdünn – in Bad Nauheim mit 5:3 und 2:1 nach Penaltyschießen gewannen. In der Eishalle am Auestadion siegte man im Februar zuletzt deutlich mit 8:2. Aber: Eine von nur zwei Heimniederlagen kassierten die Mannen von Trainer Bo Subr gegen den Erzrivalen aus der Wetterau – 3:1 triumphierten die Rot-Weißen am 27. November in Kassel.
Mit Keeper Philipp Maurer, Joel Keussen, Denis Shevyrin, Tristan Keck und Jamie Arniel stehen fünf Ex-Teufel für Kassel auf dem Eis. Ob Keck (Verdacht auf Gehirnerschütterung) und Shevyrin (Rückenprobleme) gegen ihren früheren Club mit von der Partie sind, entscheidet sich kurzfristig. Fragezeichen stehen auch hinter den Einsätzen von Steven Seigo (Unterarmbruch?), Hans Detsch (Diagnose unbekannt) und Maurer, der nach einer schweren Knieverletzung zu Saisonbeginn noch kein Spiel absolviert hat, kürzlich aber zum ersten auf dem Spielberichtsbogen auftauchte.
Allen Zahlen, Daten, Fakten zum Trotz: Ab sofort werden die Karten neu gemischt. Der DEL-Anwärter muss sich auf einen harten Fight einstellen gegen Rote Teufel, die konzentriert und mutig in die nächste K.-o.-Runde gehen werden. „Klar, sie haben Top-Leute und ein brutal gutes Forechecking. Aber es geht bei Null los. Wir verspüren große Vorfreude und sind noch nicht zufrieden“, lautet Harry Langes Statement vor dem mit Spannung erwarteten Halbfinal-Auftakt am heutigen Abend.
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