Historisch: Lange-Team zieht spektakulär ins Halbfinale ein!
Diese Mannschaft schreibt Geschichte: Die Roten Teufel gewinnen verdient das siebte und entscheidende Playoff-Spiel in Kassel mit 7:3 (3:1,2:1;2:1) und ziehen somit erstmals in der Historie der DEL 2 ins Halbfinale ein. Gegner sind die Ravensburg Towerstars. Schon am Donnerstag geht es weiter, dann müssen die Jungs von Trainer Harry Lange nach Ravensburg. Am Samstag steht das zweite Duell im Colonel-Knight-Stadion auf dem Programm.
Die überaus spannende Serie gegen den hessischen Rivalen war voller Überraschungen und Wendungen. Hatten die Huskies nach dem 5:0 am vergangenen Sonntag noch alle Vorteile auf ihrer Seite, so schlugen die Rot-Weißen quasi mit dem letzten Aufgebot und trotz enormer Personalnöte in beeindruckender Art und Weise zurück. „In Spiel 7 passieren verrückte Sachen. Wir hatten wieder einige Ausfälle zu verkraften. Dennoch hat das Team stark gespielt, läuferisch waren wir die bessere Mannschaft. Das zweite Drittel war die beste Leistung, die ich von meiner Mannschaft gesehen habe“, resümierte Harry Lange, der anfügte: „Ich bin sehr stolz. Es ist unglaublich, was diese Mannschaft leistet. Ein toller Tag für den Verein und die Fans.“
Die Rot-Weißen mussten einmal mehr personelle Nackenschläge verkraften. Kurzfristig fielen die erkrankten Tomas Schmidt, Andrej Bires und Daniel Ketter aus. Andi Pauli, der schon am Sonntag gefehlt hatte, konnte ebenfalls nicht mit nach Kassel fahren. Klar war, dass die Langzeitverletzten Philipp Wachter und Christoph Körner fehlen würden. Harry Lange nahm einen Tausch bei den Importspielern vor. Joel Messner blieb draußen, dafür stürmte Tristan Keck an der Seite von Taylor Vause und Tobi Wörle. Zudem war erstmals seit Wochen wieder Förderlizenzspieler Robin van Caster aus Köln mit von der Partie.
Das erste Drittel, es brachte beste Unterhaltung. Den Beginn machte Mick Köhler, der einen Sololauf hinlegte und den Puck an die Latte knallte. Pech für die Gäste, die defensiv konzentriert arbeiteten und auf Konterchancen lauerten. Das Führungstor leitete Taylor Vause ein. Der Mittelstürmer zog vor das Tor der Huskies; seinen Schuss parierte Jonas Neffin, aber die Scheibe landete bei Tristan Keck, dessen Vorlage Tobi Wörle nutzte. Es herrschte nur wenige Sekunden Ruhe in der Kasseler Eissporthalle, dann trieben die Fans ihre Mannschaft wieder nach vorne. Der ECN behielt kühlen Kopf und kam nach einem unnötigen Foul von Jake Weidner an Taylor Vause zum Powerplay. Zunächst vergab Jerry Pollastrone in aussichtsreicher Position. Besser zielte Eric Stephan. Vier Sekunden vor dem Ende der Strafzeit von Weidner markierte der Abwehrspieler mit einem präzisen Schlenzer das 0:2.
Und beinahe wäre der dritte Treffer fällig gewesen. Huba Sekesi verpasste nur knapp. Die Huskies wehrten sich in Person von Joel Keussen. Der ehemalige Nauheimer startete einen entschlossenen Sololauf. Seinen Schuss konnte Felix Bick noch parieren, im Nachsetzen schob Lois Spitzner den Puck über die Linie. Die Referees schauten sich die Szene noch mal per Videobeweis an, aber das Tor war regulär erzielt. Der Stimmungspegel stieg. Während der Hallensprecher noch das Tor verkündete, schnappte sich Jerry Pollastrone die Scheibe. Der Amerikaner versetzte gleich zwei Gegenspieler und traf nur 19 Sekunden nach dem Tor von Spitzner zum 1:3 in der 18. Minute.
Und Jerry Pollastrone wirbelte weiter. Der Routinier markierte in der 23. Minute gar das 4:1 aus der Sicht der Roten Teufel. Kassel bäumte sich auf, hatte aber Glück, dass Mick Köhler nach einem Solo den nächsten Treffer verpasste. Quasi in der nächsten Szene holte sich dann Köhler die erste Strafzeit. Kassel machte Dampf, schnürte Bad Nauheim ein. Einige knifflige Situationen konnten Felix Bick und seine Vorderleute überstehen, dann traf Hans Detsch im zweiten Versuch zum 2:4. Alles wieder offen, es wurde spannend. Die Jungs von Harry Lange blieben aber ruhig und konzentriert. Es begann die beste Phase des ECN mit zahlreichen guten Chancen. Eine nutzte dann Jordan Hickmott, glänzend frei gespielt von Jerry Pollastrone. 2:5 nach 32 Minuten und es gab erneut Möglichkeiten auf weitere Treffer für Bad Nauheim, das hellwach wirkte und in der Abwehr den Huskies wenig Raum bot. Zudem warfen sich die Verteidiger in die Schüsse. Patrick Seifert verletzte sich bei einem Block und musste im dritten Drittel in der Kabine bleiben.
Mick Köhler rückte für Seifert in die Defensive. Kassel schöpfte Hoffnung, als Jordan Hickmott schon nach 16 Sekunden auf die Strafbank musste. Brett Cameron schnappte sich den Puck und vollendete zum 3:5. Die Fans waren wieder da, es wurde laut. Auf der anderen Seite trieb der Nauheimer Anhang sein Team nach vorne und hatte in der 52. Minute Grund zum Jubel. Taylor Vause legte wunderbar auf Tristan Keck zurück. Der Torjäger nahm den Puck direkt – unhaltbar für Keeper Jonas Neffin schlug der Puck im langen Eck ein.
Es ging in die Endphase. Kassels Trainer Corey Neilson nahm eine Auszeit und Keeper Jonas Neffin vom Eis – die Uhr zeigte noch fünf Minuten und 43 Sekunden an. Mit einem sechsten Feldspieler versuchten die Huskies das schier Unmögliche. Die Chancen aber hatte Bad Nauheim: Zunächst verfehlte Jerry Pollastrone knapp das leere Gehäuse, dann besorgte Tristan Keck mit seinem zweiten Treffer den Endstand zum 3:7. Der Rest war eine einzige Jubelorgie der Mannschaft mit den Fans. Auch Kassels Zuschauer verabschiedeten ihr Team mit Applaus. Ein denkwürdiger Abend.
Kassel Huskies: Neffin – Ribnitzky, Rutkowski, Orendorz, Keussen, Granz, Tramm, Rausch, Geischeimer – Denis Shevyrin, Trivino, Cameron, Laub, Wahl, MacQueen, Spitzner, Weidner, Detsch, Kranz, Müller.
Trainer: Corey Neilson.
EC Bad Nauheim: Bick – Kevin Schmidt, Seifert, Stephan, Sekesi, Dobryskin, Hafenrichter -– Pollastrone, Hickmott, Mick Köhler, Keck, Vause, Wörle, Herrmann, El-Sayed, Reiter, Leon Köhler, van Calster.
Trainer: Harry Lange.
Tore: 0:1 (9:17) Wörle (Keck, Vause), 0:2 (13:22) Stephan (El-Sayed, Seifert – 5:4), 1:2 (17:40) Spitzner (Keussen, Detsch), 1:3 (17:59) Pollastrone (Hickmott), 1:4 (22:09) Pollastrone (Sekesi, Hickmott), 2:4 (46:04) Detsch (Keussen, Wahl – 5:4), 2:5 (31:29) Hickmott (Pollastrone, Hickmott), 3:5 (40:40) Cameron (MacQueen, Rutkowski – 5:4), 3:6 (51:43) Keck (Vause, Kevin Schmidt), 3:7 (56:41) Keck (empty net – 5:6).
Schüsse: 32:32.
Strafminuten: Kassel 2, Bad Nauheim 6.
Schiedsrichter: Apel/Neutzer. – Linienrichter: Kyei-Nimako/Otten.
Zuschauer: 3481.