IM INTERVIEW – HARRY LANGE

Unser Chef-Coach Harry Lange ist ein Freund der klaren Worte. Er spricht unter anderem über ein Phänomen, einen wertvollen Rückkehrer, Kevin Schmidt, die Zusammenarbeit mit Adam Mitchell und auch über seine Erwartung, dass noch mehr Zuschauer zu den Heimspielen der Roten Teufel kommen sollten.

Harry, wie fällt Dein Zwischenfazit nach 17 Spieltagen aus?

Wir haben 30 Punkte geholt, stehen auf dem fünften Platz und haben nur einen Zähler Rückstand auf den Dritten, die Krefeld Pinguine. Zehn der letzten 13 Spiele haben wir gewonnen, das ist sicherlich keine schlechte Ausbeute.

Der Start war holprig. Du hattest schon vor der Saison gewarnt, dass es Probleme geben könnte.

Ja, die Vorbereitung war halt sehr schwierig. Kein Eis in Bad Nauheim, das bedeutete viele Reisen, permanent neue Bedingungen. Das schlaucht. Zudem konnten wir bei weitem nicht so viele Trainingseinheiten absolvieren wie geplant. Und dennoch finde ich, dass das eine oder andere Spiel zu Beginn zu kritisch gesehen wurde.

Welche?

Das Auftakt-Match gegen Krefeld war in meinen Augen sehr ordentlich. Da hatten wir Pech, waren eigentlich die bessere Mannschaft. Auch bei der Niederlage in Ravensburg (nach Penaltyschießen) waren wir okay, auch wenn wir verloren haben.

Du hattest mehr Tiefe im Kader gefordert und mit David Cerny und Rückkehrer Andy Pauli auch zusätzliches Personal bekommen. Wie wichtig war das?

Sehr wichtig. David Cerny ist läuferisch stark, er geht weite Wege und spielt sehr mannschaftsdienlich. Er passt gut in unseren Kader. Was Andy Pauli leistet, ist unglaublich. Er absolviert seine Ausbildung, geht zur Schule, kann maximal zweimal in der Woche trainieren – und dann gibt er in jedem Spiel wirklich alles. Und er ist natürlich nach wie vor in Überzahl der Spieler, der es im Slot am besten macht. Seine Einstellung ist einfach herausragend.

Du hast nach einigen Spielen die Sturmreihen umgestellt.

Ja, aus gutem und erfreulichem Grund. Fabi Herrmann hat sich kontinuierlich gesteigert und den Platz in der Linie mit Taylor Vause und Jerry Pollastrone verdient. Christoph Körner war verletzt und Fabi hat in dieser Zeit seine Chance genutzt. Das führt dazu, dass wir mit Christoph Körner, Marc El-Sayed und Andy Pauli eine weitere starke und stabile Reihe haben.  

Tim Coffman kam erst spät in der Vorbereitung zum Team. Wie zufrieden bist Du mit ihm?

Sehr zufrieden. Tim ist ein überragender Schlittschuhläufer, technisch stark. Er wird noch besser werden, davon bin ich überzeugt. Und er ist ein menschlich guter Typ.

Ebenfalls neu, obwohl er ja schon mal in Bad Nauheim gespielt hat, ist Marius Erk.

Marius ist ein Mentalitätsspieler. Er gibt immer 100 Prozent, ist zuverlässig. Ich bin happy, dass er wieder beim EC und in unserem Team ist.

Auf der Torwartposition haben wir mit Philipp Maurer einen Klasse-Keeper verloren. Als Rihards Babulis verpflichtet wurde, gab es die Befürchtung, dass er möglicherweise noch zu jung sei für diese Aufgabe. Aber er hat das Gegenteil bewiesen.

Babu ist ein Talent. Er ist in jedem Training hoch konzentriert, arbeitet hart und strahlt Ruhe aus. Klar ist, dass Felix Bick die unumstrittene Nummer eins ist. Aber Babu kann jederzeit spielen. Schade, dass wir die beiden Spiele gegen Kaufbeuren und Weißwasser verloren haben. An ihm hat es sicherlich nicht gelegen.

Von einem der Jüngsten zum Ältesten: Tobias Wörle spielt mal wieder unglaublich.

Tobi ist ein Phänomen. Ein Vorbild auf dem Eis und in der Kabine. Er ist kein Lautsprecher, aber seine Stimme hat in der Mannschaft Gewicht. Als Trainer wünsche ich mir, dass er noch weitere Jahre spielt.

Was sagst Du zu den Förderlizenzspielern?

Leo Hafenrichter war lange verletzt. Da ist Geduld gefragt. Aber er kommt immer besser in Schwung. Kevin Niedenz musste ebenfalls lange pausieren. Beim Spiel in Dresden hat man gesehen, welche Geschwindigkeit er hat. Robin van Calster ist aktuell ebenfalls verletzt. Aber wenn er fit ist, dann hilft er uns. Pascal Steck macht seine Sache prima, hat auch schon Tore erzielt. Und dazu noch Michael Bartuli, der zwar kein Föderlizenzspieler ist, aber ein Junger, der viel rackert, kämpft, keinen Zweikampf scheut und auch für Tore gut ist.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit unserem Kooperationspartner, den Kölner Haien?

Immer besser. Wir haben mit Patrick Strauch und Matthias Baldys zwei Ansprechpartner, die wir gut kennen. Der Austausch findet regelmäßig statt. Und Patrick schickt uns, wenn Not am Mann ist, auch sehr talentierte Spieler aus dem Team der Junghaie. So wie beim Spiel gegen die Lausitzer Füchse, als Edwin Tropmann in der Verteidigung sein Profi-Debüt gab. Er hat das richtig gut gemacht.

Wann rechnest Du mit der Rückkehr von Kevin Schmidt?

Das wird sich im Laufe der kommenden Woche endgültig entscheiden, wie lange Kevin ausfällt. Er ist der Chef in der Abwehr, er ist eine Führungspersönlichkeit. Wir brauchen ihn und hoffen alle, dass Kevin bald wieder fit ist.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit Dir und Adam Mitchell?

Ich bin nach wie vor begeistert. Adam ist voll integriert. Er hat Spaß an der Arbeit, er ist sehr engagiert und fühlt sich, so weit ich das beurteilen kann, in Bad Nauheim sehr wohl.

Noch ein Wort zu den Fans, zum Familien-Ausflug nach Krefeld.

Ich wiederhole mich gerne. Unsere Fans sind speziell, und das meine ich positiv. Die Stimmung in Krefeld war außergewöhnlich, danke dafür. Zu Hause haben wir meistens eine sehr gute Atmosphäre. Die Fans stehen hinter uns, das spüren und wissen natürlich auch die Spieler. Dennoch möchte ich etwas anmerken: Es wäre schön und verdient, wenn noch mehr Zuschauer kommen würden. Ich weiß, wir liegen ungefähr im Schnitt, den wir vor Corona hatten. Das ist okay, andere Standorte haben da mehr Probleme. Aber wir möchten uns in allen Bereichen verbessern, auch in der Zuschauerzahl. Bad Nauheim ist eine Eishockey-Stadt mit einer großartigen Tradition. Wir haben eine Mannschaft, die alles gibt. Der Verein engagiert sich in vielen Bereichen, wir haben eine klare Identität und ein positives Image. Das alles ist harte Arbeit, auf und außerhalb des Eises. Daher wäre es wünschenswert, wenn wir gemeinsam noch mehr Menschen motivieren können, ins Colonel-Knight-Stadion zu kommen.

Harry, danke für das Gespräch und viel Spaß beim Deutschland Cup.