Im Interview: Harry Lange über Teamgeist, Ehre und Tim Coffman
Eine Woche Aufenthalt in Villach. Das klingt idyllisch. Die schöne Stadt in Kärnten lockt viele Touristen an, die Berge bilden ein tolles Panorama, zahlreiche Seen sind in der Nähe und nach Klagenfurt sind es auch nur 40 Kilometer. Harry Lange kommt aus Klagenfurt, dort steht sein Elternhaus. Aber der Trainer hatte für die Sehenswürdigkeiten ebenso wenig Zeit wie seine Mannschaft, die intensiv trainierte und zwei Testspiele gegen hervorragende Gegner bestritt. Wir haben mit Harry nach der Rückkehr aus Österreich gesprochen.
Harry, wie lautet Deine Bilanz des Trainingslagers?
Harry Lange: Die Jungs haben sehr gut mitgezogen. Es waren intensive und schweißtreibende Tage. Am Ende ist es natürlich kräftezehrend, weil man ja quasi von 0 auf 100 schaltet. Wir waren zuvor aufgrund der Situation in Bad Nauheim nur zweimal in Lauterbach auf dem Eis.
Wie wichtig ist ein Trainingslager für den Teamspirit?
Harry Lange: Sehr wichtig. Wir legen in diesen Tagen den Grundstein für die Saison. Wir verbringen viel Zeit miteinander und sprechen auch mal über andere Dinge. Das schweißt zusammen. Wir hatten ja schon vor der letzten Saison diese Erfahrung gemacht, dass solch eine Vorbereitung den Teamgeist entscheidend stärkt.
Wo lagen die Schwerpunkte?
Harry Lange: Der Schwerpunkt war die defensive Zone. Wir wollen ein, zwei Punkte umstellen. Das braucht aber seine Zeit. Wir haben gewusst, dass wir zusätzlich zwei schwere Spiele gegen starke Gegner bestreiten. Nach lediglich fünf Tagen Training waren diese Vergleiche mit Graz und Klagenfurt vielleicht etwas zu früh, aber solche Spiele sind immer gut, weil sie auch lehrreich sind.
Wie beurteilst Du diese beiden ersten Vorbereitungsspiele?
Harry Lange: Beide Teams, Graz und Klagenfurt, haben sehr viel Qualität im Kader. Obwohl wir gegen Klagenfurt am Ende deutlich mit 1:7 verloren haben, waren die ersten 30 Minuten defensiv super. Dass man dann einbricht, nach lediglich fünf Trainingstagen und gegen einen Gegner, der seit drei Wochen aus dem Eis steht und der auf einem Top-Niveau spielt, das war erwartbar. Gegen Graz haben wir zwei Drittel gebraucht, um in den Rhythmus zu kommen. Da war ich mit dem dritten Drittel zufrieden. Aber ich wiederhole mich an dieser Stelle gerne: man muss wissen, dass diese Teams eine hohe Qualität haben.
Der Kader wurde durch Kölner Nachwuchsspieler sowie Leon Köhler und Mark Shevyrin vom Kooperationspartner Herne aufgefüllt. Kehren diese Spieler zurück nach Köln und Herne? Wer bleibt in Bad Nauheim?
Harry Lange: Pascal Steck und Kevin Niedenz bleiben in Bad Nauheim. Für das Spiel am Freitag gegen die Lausitzer Füchse werden wohl auch Vincent Grunewald und Justin Büsing dabei sein.
Wie ist der Stand bei Leo Hafenrichter?
Harry Lange: Leo wird nach überstandener Verletzung bald wieder auf dem Eis stehen. Wir rechnen mit ihm, aber letztendlich entscheidet das wie auch in den anderen Fällen die sportliche Leitung der Kölner Haie.
Mit Leo hätten wir nominell sieben Verteidiger. Gäbe es dann die Überlegung, Mick Köhler oder Huba Sekesi nach vorne zu beordern?
Harry Lange: Wir sind flexibel, das ist richtig. Schauen wir mal …
Es wird weiterhin nach Alternativen für die Offensive gesucht?
Harry Lange: Natürlich, wir brauchen mindestens noch einen schnellen Stürmer. Wir halten die Augen offen, aber aktuell gibt es auf dem Markt wenig Bewegung.
Tim Coffman ist am Dienstag eingetroffen. Hattest Du in den letzten Wochen Kontakt mit ihm?
Harry Lange: Klar, wir hatten regelmäßig Kontakt. Wir freuen uns, dass er jetzt da ist.
Welche Erwartungen hast Du an Tim?
Harry Lange: Er wird dafür sorgen, dass wir in der Offensive noch mehr Durchschlagskraft haben. Er wird das Powerplay beleben. Aber in erster Linie ist es wichtig, dass er ein Teamplayer ist. Deshalb haben wir uns auch für ihn als vierten Import entschieden.
Wie ist die Aufgabenverteilung zwischen Dir und Adam Mitchell?
Harry Lange: Adam ist für das Powerplay und die Verteidiger zuständig. Es ist aber auch klar, dass wir über alle Facetten sprechen und uns permanent austauschen.
Steht schon fest, welche Spieler den Mannschaftsrat bilden?
Harry Lange: Ja, das sind Jerry Pollastrone, Huba Sekesi, Tobias Wörle, Felix Bick, Taylor Vause, Kevin Schmidt und Marc El-Sayed.
Bestimmst Du den Kapitän und den Stellvertreter oder macht das die Mannschaft?
Harry Lange: Das entscheiden Adam und ich. Überraschungen wird es aber nicht geben.
Wir spielen die Vorbereitungsspiele im Outfit von 1982. Es war die letzte Bundesliga-Saison des VfL Bad Nauheim. Wissen das die Spieler?
Harry Lange: Klar, das wissen alle. Und jeder ist begeistert, dass wir in diesen Trikots spielen. Das ist eine Ehre.
In Graz warst Du lange Rekordspieler, Klagenfurt ist Deine Heimat. Du wurdest in Graz von den Verantwortlichen und den Betreuern sehr freundlich empfangen. Die Klagenfurter Fans haben Dich in Bled gefeiert. Wie fühlt sich das an?
Harry Lange: Es ist schön, dass man nach so langen Jahren nicht vergessen wurde.
Danke für das Interview.