Im Interview: Philipp Wachter

Er startete furios, erkämpfte sich einen Platz neben Kevin Schmidt – und plötzlich kam die Pechmarie. Zuerst Corona, dann Comeback. Aber gleich im zweiten Spiel nach seiner so ersehnten Rückkehr verletzte sich Philipp Wachter im ersten Drittel gegen Landshut an der Schulter. Nach überstandener Operation befindet sich „Wachti“ zu Hause, in Mittenwald. Wir haben mit dem  sympathischen Blondschopf gesprochen.

Philipp, wie geht es Dir?

Mir geht es soweit ganz gut. Was passiert ist, das ist passiert. Man kann das Vergangene nicht ändern, deshalb blicke ich positiv nach vorne und konzentriere mich auf meine Reha.

Wie ist es eigentlich zu der Verletzung im Spiel gegen Landshut gekommen? Wie hast Du die Szene erlebt?

Ich habe zum Check angesetzt, jedoch kurz gezögert. Dadurch habe ich den Gegner nicht ganz so getroffen wie geplant und bin dann selbst in die Bande gekracht. Sehr unglücklich.

Hast Du sofort gespürt, dass die Schulter kaputt ist?

Ja, das habe ich sofort gemerkt, dass die Schulter ausgekugelt ist.

Welche Gedanken schossen Dir durch den Kopf, als Du mit Blaulicht ins Krankenhaus gebracht wurdest?

Ich habe gedacht: Das kann doch alles nicht wahr sein. Es war wie ein schlechter Traum. Ich dachte: wach auf.

Wie sehen die nächsten Wochen aus? Gibt es einen Zeitplan für die Reha?

Da ich für die nächsten sechs Wochen meinen Arm gar nicht ansteuern darf, bin ich ein ziemlicher Pflegefall. Ich bin jetzt zu Hause bei meiner Familie in Mittenwald und mache dort täglich Physiotherapie.

Du hast doppeltes Pech in dieser Saison. Erst die Corona-Infektion, jetzt die Schulter. Du wolltest ja, nachdem Du negativ getestet worden bist, wieder auf das Eis zurück. Aber die Ärzte haben das quasi verhindert und auf die Gefahr einer Lungenembolie hingewiesen. Was hast Du da gedacht?

Zunächst einmal war ich, als ich das mitgeteilt bekam, ziemlich geschockt. Denn die allgemeine Behandlungsdauer der Lungenembolie dauert drei bis sechs Monate. Ich habe gehört, dass es auch schneller gehen kann. Ich habe nur einen Gedanken gehabt: wie kann ich so schnell wie möglich wieder auf das Eis zurück und in das Spielgeschehen eingreifen.

Denkt man bei dem Wort Lungenembolie auch an Marc El-Sayed, der ja mit einer Herzmuskelentzündung 300 Tage pausieren musste?

Das sind zwei unterschiedliche Krankheiten, daran habe ich ehrlich gesagt nicht gedacht.

Begonnen hat die Saison für Dich prima. Du hast den Sprung von der Oberliga in die DEL2 scheinbar mühelos geschafft. Wie hast Du Dich an der Seite des erfahrenen Kevin Schmidt gefühlt?

Kevin und ich haben direkt sehr gut harmoniert und uns sehr gut ergänzt. Er hat in seiner beeindruckenden Laufbahnschon viel erlebt und erreicht. Ich bin dankbar, dass ich so viel von ihm lernen kann.  

Wie groß ist der Unterschied zwischen Oberliga und der DEL2?

In der DEL2 ist das Spiel schneller und strukturierter. Man hat weniger Zeit, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Wie schätzt Du die Mannschaft ein, was traust Du dem Team in dieser Saison noch zu?

Das ist die charakterlich beste Mannschaft, in der ich bisher gespielt habe. Man freut sich jeden Tag, gemeinsam besser zu werden und zu gewinnen. Ich würde sagen, unserem Team sind heuer nach oben keine Grenzen gesetzt. Wir haben jeden Gegner geschlagen – egal, unter welchen Umständen.

Nach Deinem Ausscheiden gegen Landshut haben phasenweise fünf Stammverteidiger gefehlt. Hättest Du gedacht, dass wir dennoch weiter punkten und so stabil in der Defensive stehen?

Absolut. Wir haben ein sehr gutes System, das jeder verstehen und einhalten muss. Egal wer ausfällt, wir rücken näher zusammen und finden einen Weg zu gewinnen.

Wie hast Du Dich generell in Bad Nauheim eingelebt?

Ich habe mich vom ersten Tag an sehr wohl gefühlt. Bad Nauheim ist eine schöne Stadt mit hilfsbereiten und netten Menschen.

Wie erlebst Du als Neuzugang das Umfeld des Vereins?

Der EC Bad Nauheim ist ein sehr professionell geführter Verein, jeder arbeitet fleißig und strebt danach, den Verein besser zu machen und zu unterstützen. Als ich noch mit Garmisch gegen Nauheim gespielt habe, erinnere ich mich, dass der EC die Ehrung für die besten Fans bekommen hat. Umso besser ist es, dass sie mir jetzt den Rücken stärken.

Wie schaut Deine sportliche Zukunft aus? Möchtest Du in Bad Nauheim bleiben?

Auf alle Fälle möchte ich in Bad Nauheim bleiben. Ich fühle mich sehr wohl und bekomme viel Vertrauen und Eiszeit von den Trainern. Das weiß ich sehr zu schätzen. So kann ich lernen und mich weiter entwickeln.

Vermisst Du die Berge von Garmisch-Partenkirchen?

Ein bisschen ja, aber sie laufen ja nicht davon (lacht).

Verfolgst Du weiterhin das Geschehen bei Deinem Heimatverein, dem SC Riessersee?

Ja, natürlich. Der SCR ist mein Heimatverein und wird immer einen gewissen Stellenwert bei mir haben.

Wir danken Dir für das Gespräch und wünschen Dir eine baldige Rückkehr auf das Eis. Alles Gute!