Irre! Ohne 9 feiern wir Auswärtssieg Nummer 9!
Die wahrscheinlich verrückteste Serie aller Zeiten geht weiter. Neunter Sieg im neunten Auswärtsspiel! Da fehlen einem schlichtweg die Worte. Obwohl die Roten Teufel in Heilbronn auf acht Spieler (Taylor Vause, Marc El-Sayed, Fabian Herrmann, Tristan Keck, Philipp Wachter, Nikonor Dobryskin, Patrick Seifert, Andi Pauli) und auch Co-Trainer Hugo Boisvert verzichten müssen, gewinnt das Team durchaus verdient mit 4:3 (1:1,0:0,2:2/1:0) nach Verlängerung. Einfach sagenhaft. Kevin Schmidt erzielt in der Overtime den entscheidenden Treffer.
„Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Das ist einfach Wahnsinn, was die Mannschaft nach dieser turbulenten Woche geleistet hat“, schwärmte Harry Lange. Der Trainer hatte seine Mannschaft top eingestellt und auch umgestellt. Er beorderte Huba Sekesi von der Verteidigung in den Angriff und agierte mit lediglich vier Abwehrspielern. „Alle haben großartig gekämpft. Dass wir hier gewonnen haben, gegen starke Heilbronner, das ist ein Verdienst der komplette Mannschaft. Das nenne ich Teamwork“, schwärmte Harry Lange.
Für die Falken hatte die Parte optimal begonnen. Mit Schwung startete Jeremy Williams, Neuzugang aus Straubing, ins Nauheimer Drittel. Der erfahrene Stürmer wurde nicht energisch genug attackiert; so zog er entschlossen und platziert ab. 1:0 nach lediglich 140 Sekunden für die Hausherren. Doch die Roten Teufel dieser Saison lassen sich von solchen Rückständen nicht beeindrucken. Schon in der siebten Minute konnte der Gast egalisieren. Über Kevin Schmidt und Huba Sekesi kam der Puck zu Christoph Körner. Der zögerte keinen Augenblick, zog aus spitzem Winkel ab und traf zum 1:1-Ausgleich. In der Folge entwickelte sich eine ausgeglichene Partie. Heilbronn überstand zwei Unterzahlspiele schadlos, der ECN musste sich einmal nach einer kleinen Strafe gegen Maximilian Glötzl im Powerplay bewähren. Kurz vor Ende der ersten Pause tauchte Tobias Wörle frei vor Falken-Keeper Florian Mnich auf, doch der 21jährige behielt gegen den 37jährigen die Oberhand.
Mehr Feuer gab es im zweiten Drittel. Die Zweikämpfe wurden verbissen geführt, und dann wanderte Heilbronns Noah Dunham nach einem Bandencheck gegen Christoph Körner für fünf Minuten auf die Strafbank. Die Schiedsrichter schauten sich die Szene noch mal per Video an und verhängten dieses Strafmaß. Da jedoch Glötzl beim selben Wechsel eine kleine Strafe erhielt, dauerte das Powerplay der Rot-Weißen nur drei Minuten. Zwar brachte das Team von Harry Lange einige Schüsse auf das Tor von Mnich, doch der wirkte konzentriert. Besonders Jordan Hickmott versuchte es in der Folge mehrmals mit Schüssen – vergeblich. Die beste Möglichkeit hatte dann gegen Ende des zweiten Drittels Mick Köhler. Er hatte freie Bahn, scheiterte aber am reaktionsschnellen Torwart der Falken. In den letzten Minuten kam Heilbronns Offensive besser zum Zuge. Leon Fern und Judd Blackwater fanden ihren Meister allerdings in Felix Bick.
Der letzte Akt, er geriet einmal mehr zu einem absoluten Krimi. Bad Nauheim setzte gleich zu Beginn die Falken unter Druck. Leon Köhler und Jordan Hickmott hatten die Führung auf dem Schläger, aber mitten in diese Drangphase fiel überraschend das 2:1. Kenney Morrison probierte es aus der Distanz, der Puck fand den Weg ins Tor. Die Freude der Hausherren währte nicht lange. Jerry Pollastrone markierte in der 47. Minute das 2:2, fein bedient von Tomas Schmidt. Es ging weiter im D-Zug-Tempo. Der Rot-Weiße-Express schlug rund vier Minuten später wieder zu. Ein besonderes Tor, denn Maximilian Glötzl besorgte nach Zuspiel von Mick Köhler mit seinem ersten Tor als Profi das 3:2 aus der Sicht des EC Bad Nauheim.
Aber das war noch lange nicht alles, es wurde noch richtig dramatisch. 36 Sekunden später schaffte der starke Judd Blackwater das viel umjubelte 3:3 für die Falken. Im Fallen bugsierte der Kanadier den Puck über die Linie. Es folgte eine denkwürdige Schlußphase. Bad Nauheim kassierte drei Minuten vor dem Ende eine Strafe, weil ein Feldspieler zu viel auf dem Eis war. Heilbronn formierte sich, wollte mit Macht und in Überzahl den Tabellenführer stürzen und die erste Auswärtsniederlage beibringen. Doch die Roten Teufel kämpften wie immer – mit großer Leidenschaft, mit unbändigem Einsatz, mit eisernem Willen. Dann gab es Bully vor dem Tor von Felix Bick. Der Heilbronner Stefan Della Rovere versuchte, den Puck mit der Hand zu spielen. Das ist nach einer neuen Regel strafbar. Die Schiedsrichter verhängten die zwei Minuten gegen die Falken, und so hatte Bad Nauheim plötzlich in der letzten Minute Überzahl. Aber es blieb beim 3:3 nach regulärer Spielzeit.
In die Overtime startete Bad Nauheim in 4:3-Überzahl. Clever, wie Jerry Pollastrone und Kevin Schmidt geduldig die Scheibe hielten. Schließlich stand der Verteidiger genau in der richtigen Position und traf mit Wucht nach 35 Sekunden zum entscheidenden Treffer.
Heilbronner Falken: Mnich – Mapes, Morrison, Maschmeyer, Fern, Krenzlin, Obu – Fabricius, Blackwater, Thiel, Della Rovere, Lambacher, Kirsch, Dunham, Lautenschlager, Williams, Heim, Volkmann.
Trainer: Jason Morgan.
EC Bad Nauheim: Bick – Kevin Schmidt, Tomas Schmidt, Stephan, Glötzl, Shevyrin – Pollastrone, Hickmott, Mick Köhler, van Calster, Wörle, Reiter, Leon Köhler, Sekesi, Körner.
Trainer: Harry Lange.
Tore: 1:0 (2:20) Williams (Morrison), 1:1 (6:45) Körner (Sekesi, Kevin Schmidt), 2:1 (45:37) Morrison (Williams, Krenzlin), 2:2 (47:08) Pollastrone (Tomas Schmidt, Mick Köhler), 2:3 (51:37) Glötzl (Mick Köhler, Hickmott), 3:3 (52:13) Blackwater (Fabricius, Thiel), 3:4 (60:35) Kevin Schmidt (Pollastrone, Mick Köhler – 4:3).
Schiedsrichter: Bauer/Neutzer. – Linienrichter: Blankart/Lamberger
Strafminuten: Heilbronn 8, plus 5 Minuten Dunham, Bad Nauheim 8.
Zuschauer: 849.