Irrer Sieg der Roten Teufel – aber Sorgen um Taylor Vause

Es ist völlig egal, wie diese denkwürdige Saison endet: Ihr seid schon jetzt Helden! Im ersten Halbfinal-Duell liegen die Roten Teufel  in Ravensburg mit 1:4 hinten, gleichen nach Treffern von Tobi Wörle (2), Stefan Reiter und Jerry Pollastrone vor 1915 Zuschauern zum 4:4 aus und erzielen in der Overtime durch Kevin Schmidt den 5:4 (0:2,1:2,3:0/1:0)-Siegtreffer. Und das ohne acht (!!) Stammspieler. Denn Top-Scorer Taylor Vause verletzte sich gleich zu Beginn der Partie. Hoffen wir, dass Taylor am Samstag (Beginn 19:30 Uhr) wieder dabei sein kann, wenn es zum zweiten Duell gegen die Towerstars im Colonel-Knight-Stadion kommt. „Wir haben das gezeigt, was uns schon die komplette Saison auszeichnet: Wille und Leidenschaft“, resümierte Harry Lange nach dem einmal mehr sensationellen Auftritt seiner Mannschaft. Sein Kollege Peter Russell sagte: „Wir haben nach dem zweiten Drittel abgeschaltet. Das wird in den Playoffs bestraft. Aber vielleicht haben wir die Lektion gelernt und kommen im nächsten Spiel stärker zurück.“

Die Liste der Ausfälle, sie war einmal mehr ellenlang im Aufgebot der Roten Teufel. Sechs Stammkräfte hatten schon am Dienstag in Kassel gefehlt. Und ein weiterer Name kam diesmal vor dem Spiel in Ravensburg hinzu. Verteidiger Patrick Seifert, der beim Triumph in Kassel im zweiten Drittel einen Schuss geblockt hatte und dann verletzt raus musste, fehlte. So rückte Allrounder Mick Köhler wieder in die Abwehr, als fünfter Verteidiger warf Harry Lange Youngster Leo Hafenrichter ins Rennen. Tristan Keck erhielt als vierter Kontingentspieler wieder den Vorzug vor Joel Messner.

Es ging schwungvoll los. Die Towerstars verbuchten schon gleich zu Beginn eine erstklassige Möglichkeit, als David Zucker nur knapp scheiterte. Der ECN versteckte sich keinesfalls. Marc El-Sayed hatte in der dritten Minute freie Schussbahn, der Kapitän zielte knapp vorbei. Dann kam die Schrecksekunde, als zwei Ravensburger Taylor Vause in die Mangel nahmen. Vause schleppte sich sichtlich angeschlagen zur Bank und ging in die Kabine. Sollte auch noch der Top-Scorer ausfallen? Das war die bange Frage, die sich auch die mitgereisten Fans aus der Wetterau stellten. Vause kam kurz vor dem Drittelende zurück, aber er lief überhaupt nicht rund. In seiner Abwesenheit erzielten die Hausherren zwei Treffer. Zunächst nutzte Ravensburg eine Kontersituation. Julian Eichinger legte mit Augenmaß präzise für Josh MacDonald auf, der zum 1:0 genau nach 15 Minuten traf. Treffer Nummer zwei fiel unter die Kategorie „kurios“. Vincenz Mayers Schuss wäre wohl neben dem Tor gelandet, doch der Puck prallte vom Schläger von Felix Bick ab und trudelte über die Linie.

2.0 nach den ersten 20 Minuten, doch es kam noch wesentlich schlimmer, denn Taylor Vause versuchte es zu Beginn des zweiten Drittels, aber es ging einfach nicht. Der Goldhelm musste das Spiel beenden. Harry Lange musste erneut improvisieren. Stefan Reiter rückte in die Reihe mit Tobi Wörle und Tristan Keck. Zudem stürmte Leon Köhler neben Marc El-Sayed und Fabian Herrmann. Und es kam Hoffnung auf, als Jerry Pollastrone in der 27. Minute auf 1:2 verkürzte. Der Amerikaner tauchte wenig später erneut alleine vor Jonas Langmann auf, doch diesmal behielt der Keeper der Ravensburger die Oberhand und verhinderte den Ausgleich.

Die Towerstars nutzten auf der anderen Seite ihre Möglichkeiten kaltschnäuzig aus. Nickolas Latta (33.) und Georgiy Saakyan (37.) erhöhten auf 4:1, auf der anderen Seite verpasste Mick Köhler nur knapp den zweiten Treffer des ECN.

Was im letzten Drittel passierte, das war einfach unbeschreiblich. Die Rot-Weißen gaben nicht auf, kämpften um jeden Meter und erarbeiteten sich Möglichkeiten. Als Nickolas Latta auf der Strafbank saß, verkürzte Stefan Reiter nach glänzendem Zuspiel von Tobi Wörle auf 2:4. Überhaupt, Wörle: Der Haudegen drehte fulminant auf und schockte die Towerstars. Eine Strafzeit gegen die Hausherren war angezeigt, es herrschte Verwirrung in der Abwehr der Oberschwaben. Wörle zirkelte den Puck an Jonas Langmann vorbei zum 3:4 aus der Sicht des EC Bad Nauheim. Die Gäste witterten ihre Chance und schlugen wieder zu. Mick Köhler bediente Tobi Wörle – 4:4. Innerhalb von rund vier Minuten hatte der Außenseiter drei Treffer erzielt. Ein Wahnsinn, diese grandiose Mentalität. In der Endphase ging es hin und her, nach 60 Minuten stand es Remis, es ging in die Overtime.

In der Verlängerung ergriffen die Roten Teufel die Initiative. Robin van Calster verbuchte die erste Möglichkeit, auf der anderen Seite landete ein Schuss von Nickolas Latta knapp neben dem Tor von Felix Bick. Aber man hatte das Gefühl, dass dem ECN Flügel wachsen. Trotz der sieben strapaziösen Spiele im Viertelfinale gegen Kassel wirkte der Gast quicklebendig. Und dann kam die entscheidende Szene: Über Mick Köhler und Tobi Wörle kam der Puck zu Kevin Schmidt. Der Deutsch-Kanadier nahm genau Maß und schlenzte die Scheibe ins Tordreieck. 4:5 nach 64 Minuten und 56 Sekunden. Unglaublich, welch ein irrer Abend in Ravensburg.

Ravensburg Towerstars: Langmann – Bettauer, Dronia, Eichinger, Pfaffengut, Sezemsky, Ketterer, Dosch – Saakyan, Sarault, Herr, Czarnik, Mayer, Zucker, Nickolas Latta, MacDonald, Dietz, Hessler, Louis Latta, Hlozek.

EC Bad Nauheim: Bick – Kevin Schmidt, Sekesi, Stephan, Mick Köhler, Dobryskin, Hafenrichter -– Pollastrone, Hickmott, van Calster, Keck, Vause, Wörle, Herrmann, El-Sayed, Reiter, Leon Köhler, Shevyrin.

Trainer: Harry Lange

Tore:  1:0 (15:00) MacDonald (Eichinger – 4:4), 2:0 (16;06) Mayer (Zucker), 2:1 (26:33) Pollastrone (Stephan, van Calster), 3:1 (32:02) Nickolas Latta (MacDonald, Dietz), 4:1 (36:25) Saakyan (Sarault, Herr), 4:2 (50:01) Reiter (Wörle, Sekesi – 5:4), 4:3 (52:18) Wörle (Sekesi, Reiter – 6:5), 4:4 (54:08) Wörle (Köhler), 4:5 (64:56) Kevin Schmidt (Wörle, Mick Köhler). 

Schüsse: 31:34.

Strafminuten: Ravensburg 10, Bad Nauheim 8.

Schiedsrichter:  Kannengießer/Schütz. – Linienrichter: Kainig/Spiegl.

Zuschauer: 1915.