Jeder Infekt kann das Herz betreffen
Wie gefährlich kann Sport nach einer Erkältung sein? Und wann sollte man lieber pausieren? Um die Region für die Risiken einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) nach einem Infekt zu sensibilisieren, haben die Kerckhoff-Klinik und der EC Bad Nauheim eine gemeinsame Aufklärungskampagne gestartet. Im Fokus der Aktion steht ein Awareness-Video, das über die Risiken eines zu frühen Einstiegs in den Sport nach Erkältung aufklärt. Mit dabei ist unser Stürmer Julian Lautenschlager.

Schnupfen, Halskratzen und Kopfschmerzen sind typische Anzeichen eines Infekts, der in den meisten Fällen nach einer Woche abgeklungen ist. Doch wer zu früh wieder mit dem Sport beginnt, riskiert, dass sich die Herzmuskulatur entzündet. Die diesjährige Kampagne der Kerckhoff-Klinik und des EC Bad Nauheims soll – passend zur Erkältungszeit – auf diese Gefahren aufmerksam machen und Sportlerinnen und Sportler auf die richtigen Vorsichtsmaßnahmen hinweisen. Zudem klärt sie auf, worauf geachtet werden muss, um das Herz nicht unnötig zu belasten und langfristige gesundheitsschädliche Folgen zu vermeiden.
Im Kampagnenvideo, das über alle Kommunikationskanäle verbreitet wird, stellt EC Bad Nauheim Stürmer Julian Lautenschlager die Frage: „Ich bin seit einer Woche erkältet, und es wird einfach nicht besser. Darf ich trotzdem vollständig ins Training einsteigen?“ Daraufhin antwortet die Kardiologin Dr. Julia Treiber – symbolisch in Schlittschuhen auf dem Eis im Colonel-Knight-Stadion in Bad Nauheim:
„Egal, ob es die oberen Atemwege oder der Magen-Darm-Trakt ist – jeder Infekt kann das Herz angreifen und eine Herzmuskelentzündung auslösen“, erklärt Dr. Treiber, Sportmedizinerin am Herzzentrum der Kerckhoff-Klinik: „Das Risiko wird oft unterschätzt, insbesondere von Menschen, die sportlich aktiv sind.“
Die drei Warnsignale einer Herzmuskelentzündung
Im Rahmen der Kampagne werden die drei wichtigsten Symptome hervorgehoben, auf die jeder achten sollte:
1. Schmerzen oder Druck auf der Brust bei Belastung – Ein deutlicher Warnhin-weis, der ärztlich abgeklärt werden sollte.
2. Herzrhythmusstörungen bei Belastung – Wenn das Herz plötzlich unregelmäßig oder ungewöhnlich schnell schlägt, ist Vorsicht geboten.
3. Außergewöhnliche Luftnot bei moderater Belastung – Wer schon bei leichten Aktivitäten stark außer Atem gerät, sollte dies ernst nehmen und pausieren.
„Das Thema ist extrem wichtig. Jeder sollte auf seinen Körper hören und sofort den Arzt aufsuchen, wenn der Körper Signale sendet“, empfiehlt Marc El-Sayed. Denn: „Eine unbehandelte Herzmuskelentzündung kann gravierende Folgen haben – von chronischer Herzschwäche und gefährlichen Herzrhythmusstörungen bis hin zum plötzlichen Herztod. Besonders bei körperlicher Belastung besteht ein erhöhtes Risiko. Deshalb ist es entscheidend, Symptome ernst zu nehmen, frühzeitig eine Diagnose zu stellen und das Herz ausreichend zu schonen“, betont Prof. Dr. Samuel T. Sossalla, Direktor der Kardiologie am Campus Kerckhoff.
Wann ist Sport erlaubt – und wann nicht?
Die Fachärztin für Innere Medizin, Kardiologie und Sportmedizin gibt eine einfache Faustregel an die Hand: „Symptome oberhalb des Nackens, wie Schnupfen oder Halsschmerzen, erlauben meist Sport. Symptome unterhalb des Nackens – etwa Husten, Auswurf oder Fieber – sind hingegen klare Gründe für eine Sportpause.“ Besonders Fieber sei kritisch: „Pro Grad Fieber sollte mindestens eine Woche zusätzliche Sportpause eingeplant werden.“
Moderater Sport statt intensiver Belastung
Untersuchungen zeigen, dass hochintensive Belastungen das Immunsystem schwächen und die Infektanfälligkeit erhöhen können, während moderate Belastungen einen entzündungshemmenden Effekt haben sollen. Daher ist es wichtig, zwischen moderater und intensiver Belastung zu unterscheiden. „Hochintensive sportliche Aktivitäten während oder kurz nach einem Infekt erhöhen das Risiko einer Herzmuskelentzündung erheblich. Sobald die Symptome abgeklungen sind, sollte der Wiedereinstieg in den Sport zunächst gemäßigt erfolgen“, rät Dr. Treiber.
„Ich bin froh, jetzt klare Anhaltspunkte zu haben, worauf wir Profisportler, aber auch alle anderen Sportler achten sollten, um nach einer Erkältung oder einem Infekt sicher wieder ins Training einzusteigen. Denn vorher neigte man öfters dazu, schnell zu sagen, es sei nicht mehr so schlimm und das geht schon wieder“, berichtet der Stürmer mit der Rückennummer 93, Julian Lautenschlager: „Ich hoffe, dass wir mit dieser Kampagne viele Menschen sensibilisieren können – sowohl im Alltag als auch im Sport.“
Unser Bild zeigt von links nach rechts: Marc El-Sayed, Mike Pellegrims, Dr. Julia Treiber und Julian Lautenschlager.
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