Kevin Schmidt kommt von der Strafbank und erzielt den Siegtreffer
Spannung pur in Ravensburg: Die Roten Teufel gewinnen beim amtierenden Meister mit 4:3 (1:0,2:2,0;1;1:0) nach Verlängerung und sichern sich zur Saison-Premiere zwei Punkte. 2136 Zuschauer sahen ein Duell auf Augenhöhe und vor allem eine überaus dramatische Endphase. Ravensburg hatte erst 47 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit den Ausgleich geschafft. Auf der Gegenseite erzielte Kevin Schmidt nach feinem Zuspiel von Christopher Fischer in der letzten Minute der Overtime den Siegtreffer.
„Aus meiner Sicht war das kein gutes Spiel. Aber am Ende sind wir froh über die beiden Punkte“, sagte Trainer Harry Lange. Sein Kollege Eeli Parviainen war da etwas milder gestimmt: „Ich denke, da war beim ersten Spiel eine gewisse Nervosität zu spüren.“ Wie dem auch sei: Unter dem Strich sicherten sich die Rot-Weißen den ersten Sieg und zwei Punkte. Die 50 mitgereisten Fans (DANKE!) waren deutlich zu hören und verabschiedeten das Team mit Applaus.
Zum Spielfilm: Der EC legte ein prima erstes Drittel hin. Energisch und früh störten die Rot-Weißen die Ravensburger, die im eigenen Drittel durchaus anfällig wirkten. Und so fiel auch das 1:0 für den Gast. Einen Puckverlust der Towerstars nutzte Fabian Herrmann, dessen Querpass Tim Coffman zur Führung für die Roten Teufel in der neunten Minute verwertete. Der erste Saisontreffer für die Roten Teufel!
Den Ausbau der Führung verhinderte Ravensburgs Keeper Ilja Sharipov, der gegen Julian Lautenschlager und Taylor Vause rettete und zudem Glück hatte, da Fabian Herrmann kurz vor der ersten Pause den Pfosten traf. Die Towerstars versuchten es mit ihren bekannten Mitteln, nutzten jede Chance zum Schuss auf das Tor der Nauheimer, aber Niklas Lunemann im Tor des EC zeigte sich souverän.
Mit viel Dampf kamen die Hausherren aus der Kabine. Schon nach 19 Sekunden kassierte Nauheims Verteidiger Kevin Schmidt eine kleine Strafe. Ravensburg schnürte den EC im eigenen Drittel ein, kreierte Chancen, aber erst im zweiten Powerplay fiel der Ausgleich. Erneut hatten die Referees eine Regelwidrigkeit von Schmidt gesehen. Nickolas Latta wurde von Sam Herr in Schussposition gebracht – 1:1 in der 30. Minute.
Ravensburg schien nun am Drücker, aber der EC hielt dagegen. Als die Towerstars den Puck nicht aus der Gefahrenzone brachten, tauchte Taylor Vause vor Sharipov auf, legte quer auf Markus Lillich; der Neuzugang aus Kaufbeuren passte noch einmal zurück auf Vause, der den Puck nur noch über die Linie zu schieben brauchte. Ein sehenswerter Treffer, die Freude währte jedoch nicht lange. Auch Bad Nauheim vertändelte die Scheibe in der eigenen Zone. Noah Dunham bediente Maximilian Hadraschek. Der Ex-Nauheimer hämmerte den Puck unter die Latte – keine Chance für Lunemann, es stand zur Freude der Ravensburger Fans 2:2 nach exakt 37 Minuten und 37 Sekunden.
Dann kam es zur Szene, die zur erneuten Führung führte. Bad Nauheim startete den letzten Angriff, unterbrochen von einem Foul von Matt Alfaro. Der Ravensburger musste runter, noch drei Sekunden waren auf der Uhr. Taylor Vause gewann das Bully, der Puck kam zu Jerry Pollstrone, der trocken abzog und zum 2:3 traf – eine Sekunden vor dem Drittelende.
Im letzten Abschnitt setzte der EC auf Defensive. Eine Strafzeit gegen Leo Hafenrichter überstanden die Gäste ohne große Probleme. Am Ende wurde es hektisch und dramatisch. Denn Markus Lillich und Julian Lautenschlager scheiterten bei zwei Kontern am glänzend parierenden Shapirov. Das vierte Tor für den EC lag in der Luft. Dann pfiffen die Schiedsrichter eine Strafzeit gegen Tim Coffman. Ein Beinstellen hatten die Unparteiischen ausgemacht, überprüften jedoch eine Szene, die sich zuvor ereignet hatte. Die Entscheidung: Vier Minuten gegen Ravensburgs Sam Herr wegen „hohem Stock“. Gespielt waren 58 Minuten und 14 Sekunden. Die Towerstars also in Unterzahl, aber bei der nächsten Gelegenheit nahmen die Gastgeber den Keeper vom Eis und brachten einen fünften Feldspieler. Das Tor der Hausherren war leer, doch der Treffer fiel auf der anderen Seite. Robbie Czarnik erkannte die Lücke und traf mit einem platzierten Schuss ins Tordreieck – 3:3, und das 47 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit!
Es ging in die Verlängerung. Bad Nauheim agierte noch 15 Sekunden mit vier gegen drei Feldspieler, dann kam Sam Herr zurück. Ravensburg stürmte, Lunemann parierte und hielt den EC im Spiel. Nach einem Zweikampf traf es zum dritten Mal an diesem Abend Kevin Schmidt. Der Routinier musste auf die Strafbank. Nun sprach alles für Ravensburg. Die Towerstars schickten ihre Top-Besetzung auf dem Eis, aber der EC kämpfte verbissen. Die Cracks in den weißen Trikots warfen sich in die Schüsse, Lunemann stand im Mittelpunkt. Mitten in diese Drangphase lief die Strafzeit von Schmidt ab. Christopher Fischer erkannte die Situation blitzschnell und mit routiniertem Auge. Sein Pass erreichte Schmidt, der, von der Strafbank kommend, auf Sharipov zusteuerte und 18 Sekunden vor dem Ende der Verlängerung zur Entscheidung traf.
Am Sonntag geht’s weiter, dann erwartet der EC im heimischen Colonel-Knight-Stadion die Dresdner Eislöwen. Los geht’s um 18:30 Uhr.
Ravensburg Towerstars: Sharipov – Eichinger, Ketterer, Granz, Hübner, Sezemsky, Dronia, Pfaffengut – Nickolas Latta, Sarault, Herr, Czarnik, Alfaro, Dietz, Dunham, Hadraschek, Mühlbauer, Louis Latta, Calce, Rollinger.
Trainer: Eeli Parviainen.
EC Bad Nauheim: Lunemann – Schmidt, Dersch, Erk, Fischer, Seifert, Hafenrichter, Reiner – Lautenschlager, Vause, Lillich, Herrmann, Coffman, Hickmott, Pollastrone, Weiß, Körner, Steck, El-Sayed, Orendorz.
Trainer: Harry Lange.
Tore: 0:1 (08:04) Coffman (Herrmann), 1:1 (29:36) Nickolas Latta (Herr – 5:4), 1:2 (33:03) Vause (Lillich), 2:2 (37:37) Hadraschek (Dunham), 2:3 (39:59) Pollastrone (Vause – 5:4), 3:3 (59:13) Czarnik (Nickolas Latta), 3:4 (64:42) Schmidt (Fischer).
Schiedsrichter: Holzer/Gossmann. – Linienrichter: Reinold/Kriebel.
Strafminuten: Ravensburg 8, Bad Nauheim 12.
Zuschauer: 2136.
Foto: Kim Enderle