Klare Niederlage gegen Selb – Harry Lange lobt die Reaktion der Fans

Das war heftig: Die Roten Teufel verlieren zu Hause gegen die Selber Wölfe glatt und durchaus verdient mit 1:5 (0:1,0:4,1:0). Es war ein Spiel zum Vergessen. Nichts ging beim EC, so gut wie alles beim Außenseiter. „Mit dem ersten Drittel war ich eigentlich zufrieden. Aber im zweiten Drittel waren wir kopflos, haben mit und ohne Scheibe zu viele Fehler gemacht. Selb war clever und hat unsere vielen Fehler konsequent genutzt“, resümierte Harry Lange nach dem unerwarteten Dämpfer. Der Coach lobte die 2494 Fans: „Danke für die einmal mehr tolle Unterstützung.“ In der Tat gab es nach der Schlußsirene keine Pfiffe. Die Zuschauer in Bad Nauheim haben ein feines Gespür, wie man mit einer solchen Niederlage umgeht.

Klar, dass Selbs Trainer Sergej Waßmiller hoch zufrieden die Partie analysierte: „Am Anfang haben wir eine doppelte Unterzahl überstanden. Da hatten wir auch Glück und Bad Nauheim hat viel Druck gemacht. Aber das 1:0 hat uns Auftrieb gegeben. Und das zweite Drittel, das war großartig, da haben wir klasse gespielt.“

Der Eishockeyabend im Colonel-Knight-Stadion begann mit einer Gedenkminute für den am 6. November im Alter von 92 Jahren verstorbenen Richard Dallwitz. „Obba Richard“ wie er von allen liebevoll genannt wurde, war dem Eissport in Bad Nauheim seit über 60 Jahren verbunden gewesen und hatte 30 Jahre lang die Schiedsrichter zuverlässig und freundlich betreut. Geschäftsführer Andreas Ortwein fand empathische Worte für „Obba Dallwitz“, dem Ehrenamtler, der Höhen und Tiefen miterlebt hatte und eine Institution war. Die Südkurve präsentierte ein Banner, das alles aussagt: „Obba Richard, für immer einer von uns. Ruhe in Frieden.“

Zum Spiel: Der EC musste nach wie vor auf Verteidiger Kevin Schmidt verzichten. Da aus Köln Robin van Calster und Pascal Steck zum Kooperationspartner geschickt wurden, musste Harry Lange einen Spieler streichen. Pascal Steck traf es, aber der talentierte Stürmer könnte am Sonntag in Regensburg in den Kader rücken.

Die Selber traten ohne den gesperrten Kevin Lavallée sowie die verletzten Feodor Boiarchinov, Max Gimmel, Michael Schaaf und Richard Gelke an. Max Gimmel, der sich beim Spiel gegen Ravensburg schwer verletzt hatte, befindet sich glücklicherweise auf dem Weg der Besserung.

Wer dachte, die Wölfe würden sich angesichts der zuletzt deftigen Niederlagen gegen Ravensburg und Heilbronn verstecken, der sah sich getäuscht. Selb stürmte munter drauflos. Nick Miglio tauchte schon in der ersten Minute einschussbereit vor Keeper Felix Bick auf, der rettete. Zwar erwirkte der EC in der Folge ein optisches Übergewicht und kam zu Chancen (Robin van Calster scheiterte frei an Torwart Michael Bitzer), aber den Hausherren fehlt es in diesem ersten Abschnitt an Entschlossenheit.

Das wurde besonders deutlich, als gleich zwei Selber auf die Strafbank wanderten. Mauriz Silbermann wegen Spielverzögerung, Lukas Vantuch wegen Meckerns. Mit fünf gegen drei Feldspieler belagerte der EC das Tor der Selber, doch dort stand Michael Bitzer und der Deutsch-Amerikaner zeigte seine Qualitäten. Die Rot-Weißen wirkten umständlich und konnten diese zwei Minuten nicht zur Führung nutzen. Der Treffer fiel auf der anderen Seite. Mark McNeill setzte sich auf der linken Seite entschlossen durch und traf im Liegen zum 0:1 in der 19. Minute.

Das Schussverhältnis nach dem ersten Drittel: 18:7 für Bad Nauheim. Eigentlich, so konnte man mutmaßen, sollte der Favorit den Spieß umdrehen. Doch es kam alles anders. Zunächst nutzten die entschlossenen Wölfe die Nauheimer Unordnung. Konstantin Melnikov bediente mit einem Querpass Verteidiger Peter Trska, der urplötzlich freie Bahn hatte und zum 0:2 traf. Fortan wirbelte der Tabellendreizehnte. Der EC wirkte konsterniert und kassierte innerhalb von nur 32 Sekunden zwei weitere Gegentore durch Nick Miglio und Lukas Vantuch. 0:4 nach 29 Minuten und zehn Sekunden – unglaublich. Das 0:5, das Philip Woltmann mit genauem Schuss erzielte, machte die 20 mitgereisten Selber Fans happy.

Zu Beginn des letzten Drittels brachte Harry Lange Nachwuchs-Keeper Rihards Babulis für Felix Bick. Der Stamm-Keeper hatte keine Schuld an den fünf Gegentreffern, aber der Coach wollte bei diesem Spielstand Babulis Spielpraxis verschaffen. Der U20-Nationalspieler rettete in der Endphase zweimal in höchster Not gegen Lukas Vantuch. So gewann der EC immerhin das letzte Drittel, weil Taylor Vause in der 42. Minute im Powerplay das 1:5 erzielt hatte. In der Folge rannten die Rot-Weißen an, um vielleicht doch noch irgendwie die Wende zu schaffen, aber Selb spielte stabil und hatte mit Torwart Michael Bitzer einen grandiosen Rückhalt.

EC Bad Nauheim: Bick (ab der 41. Minute Babulis) – Köhler, Sekesi, Wachter, Seifert, Erk, Hafenrichter – Pollastrone, Vause, Herrmann, Wörle, Coffman, Hickmott, Pauli, El-Sayed, Körner, van Calster, Cerny, Bartuli, Niedenz.

Trainer: Harry Lange.

Selber Wölfe: Bitzer – Trska, Deeg, Kania, Fern, Silbermann – Miglio, Krumnisch, Naumann, Schwamberger, Vantuch, McNeill, Hlozek, Hammerbauer, Melnikov, Klughardt, Noack, Woltmann.

Trainer: Sergej Waßmiller.

Tore: 0:1 (18:25) McNeill (Vantuch, Noack), 0:2 (21:36) Trska (Melnikov, Hammerbauer), 0:3 (28:38) Miglio (Fern, Krumnisch), 0:4 (29:10) Vantuch (Schwamberger), 0:5 (33:54) Woltmann, 1:5 (41:04) Vause (Köhler – 5:4).

Schiedsrichter: Westrich/Schmidt. – Linienrichter: Klijberg/van Himbeeck.

Strafminuten: Bad Nauheim 6, Selb 10.

Zuschauer: 2494.

Schüsse: 32:27.

Foto: Chuc.de