Marc Vorderbrüggen: Große Vorfreude auf eine „spannende Saison“
Marc Vorderbrüggen geht in seine zweite Saison als Co-Trainer des EC Bad Nauheim. Im Colonel-Knight-Stadion haben wir im Penalty Bistro mit dem gebürtigen Kaufbeurer gesprochen. Im Sommerinterview beschreibt der 32-jährige A-Lizenzinhaber den Coaching-Stil des neuen Chefs Peter Russell, welche Aufgaben in der Sommerpause erledigt werden und mit welchen Erwartungen er in die Saison geht. Außerdem verrät uns „Voppe“, wann die frühen Verbindungen zu EC-Markenbotschafter Andi Pauli sowie Nationalspieler Leo Pföderl entstanden sind und warum er kürzlich dem Bayreuther Ex-Keeper Brandon Halverson eine Glückwunsch-Botschaft übermittelt hat.

Marc, das Eis ist abgetaut. Was beschäftigt Dich gerade?
Die Kaderzusammenstellung mit Peter Russell, die wir jetzt intern abgeschlossen haben. Die Auslegung der Rollen, die die Spieler übernehmen werden, die Planung der Sommervorbereitung. Ansonsten versuche ich, möglichst viel Zeit mit der Familie zu genießen.
Wie und wo verbringst Du den Sommer?
Größtenteils in Bad Nauheim. Ab und zu fahren wir in die Heimat zu meinen Eltern nach Kaufbeuren oder den Schwiegereltern nach Memmingen. Für zehn Tage sind wir in den Italien-Urlaub gereist und werden noch Freunde an der Ostsee besuchen.
Mit welchen Erwartungen gehst Du in Deine zweite Saison als Assistenzcoach der Roten Teufel?
Die letzten zwei Jahre waren schwierig. Wir konnten mit Peter Russell einen hervorragenden Trainer verpflichten, der klare Vorstellungen von der Kaderplanung hat, von der Rollenverteilung im Team. Wir müssen den nächsten Schritt gehen, wollen wieder Konstanz reinbringen, um eine Top-Acht-Mannschaft zu werden.
Peter Russell ist der neue Cheftrainer. Mit ihm hast Du bereits in Ravensburg zusammengearbeitet. Wie beschreibst Du seinen Coaching-Stil?
Ein sehr harter Arbeiter, der viel Wert auf Details und Kommunikation legt. Er versucht jeden Tag, die Mannschaft besser zu machen. Pete will, dass wir den Puck schnell erobern, viel mit der Scheibe agieren. Wir wollen dem Gegner unser Spiel aufzwingen.
Wie häufig telefonierst Du aktuell nach Großbritannien?
Wir sind im Prinzip täglich in Kontakt und sprechen über alles Mögliche. Wir bereiten die Medizinchecks und Arzttermine vor, stimmen das Off-Ice-Training mit Athletikcoach Marc Lubetzki ab, koordinieren, welche Schwerpunkte wir wann setzen und vieles mehr. Wir legen den Grundstein, dass Pete sofort loslegen kann, sobald er in Bad Nauheim ankommt.
Inwiefern kann man die Spielphilosophien von Peter Russell mit denen seiner Vorgänger Mike Pellegrims und Adam Mitchell vergleichen?
Jeder Trainer hat seine eigene Philosophie. Mike Pellegrims bevorzugt zum Beispiel ein ganz anderes System. Pete spielt es – wie gesagt – anders. Er will schnell ins Umschaltspiel kommen, in der neutralen Zone sollen die defensive blaue, die rote und die offensive blaue Linie bestmöglich verteidigt werden. Adam Mitchell wollte ähnlich spielen lassen, hatte letztlich aber nicht die Zeit, das umzusetzen.
Mit der Düsseldorfer EG kommt ein Traditionsclub in die DEL2. Der Trainer heißt Rich Chernomaz, die „Axt von Manitoba“. Aus gemeinsamen Ravensburger und Bayreuther Zeiten kennst Du ihn gut. Gab es schon einen Austausch?
Mit Rich sind wir bei den Towerstars Meister geworden. Natürlich steht man in Kontakt und hat durch die lange Zusammenarbeit eine Freundschaft entwickelt. Wir haben zuletzt nach dem Saisonende telefoniert. Da stand aber noch nicht fest, dass er bei der DEG anheuert.
Noch mehr große Namen kommen in die Liga. Stanley-Cup-Sieger Uwe Krupp übernimmt beim EV Landshut. Wie groß ist die Vorfreude?
Riesig. Solche Persönlichkeiten in der Liga zu haben, ist großartig. Die DEG mit ihrer Tradition, mit der tollen Fanbase und auch andere große Spielernamen bei den Clubs machen die DEL2 noch attraktiver. Das Niveau steigt weiter an, die Gehälter werden höher. Es wird eine sehr spannende Saison.
Ein schwerer Autounfall hat Deine eigene Stürmer-Karriere 2011 abrupt gestoppt. Wann war klar, dass Du die Trainer-Laufbahn einschlägst?
Das war damals eine schwierige Phase, in der ich lange in ärztlicher Behandlung war. In Schweinfurt bekam ich nochmal die Möglichkeit, in der Oberliga zu spielen. Dann zog ich mir einen Oberschenkelbruch zu, bin nach der erneuten schweren Verletzung nach Timmendorf gewechselt. Das hat aber nicht mehr so richtig funktioniert. Ich bin über die zweite Mannschaft in den Trainerbereich reingerutscht. Wir feierten die Meisterschaft, hatten viel Spaß und ich merkte, dass es sich in diese Richtung entwickeln kann.
Gab es für Dich eine Art Mentor, einen Trainer, von dem Du besonders profitieren konntest?
Sicher mein erstes Jahr mit Rich Chernomaz in Ravensburg. Das hat meine Sichtweisen verändert. In meiner Zeit im Nachwuchs bei den Eisbären Berlin war es spannend zu sehen, wie Don Jackson arbeitet. Dann kam das finnisch-geprägte System von Tomek Valtonen und danach Peter Russell in Ravensburg. Die prägendsten Trainer waren Rich und Pete.
Wer war der außergewöhnlichste Spieler, den Du bisher kennengelernt hast?
Schwer zu sagen. Die schönste Zeit war in jungen Jahren in Bad Tölz. Mein Vater spielte dort in der 2. Bundesliga im Tor. Mit Andi Pauli und Leo Pföderl, der zum Nationalspieler wurde, habe ich dort in der Laufschule angefangen und die ersten Schritte gemacht. Das sind wunderbare Kindheitserinnerungen mit zwei außergewöhnlichen deutschen Spielern. Kürzlich habe ich Brandon Halverson, unserem Ex-Torwart in Bayreuth, zu seinem NHL-Debüt bei Tampa Bay gratuliert.
Die ersten Trainer-Meriten hast Du beim EHC Timmerdorfer Strand verdient. Über den Ravensburger Nachwuchs ging es in die DEL2. Wie sehen Deine mittelfristigen Planungen aus? Strebst Du eine Cheftrainerrolle an?
Definitiv ist das irgendwann mein großes Ziel. Seit über zehn Jahren konnte ich wertvolle Erfahrungen sammeln. Jetzt freue ich mich auf die nächsten ein, zwei Jahre als Co-Trainer von Pete. Man lernt nie aus.
Dein Vater Reiner, der unter anderem im DEL-Gründungsjahr 1994 für den EHC 80 Nürnberg spielte, war Torwart. Dein Bruder Tobias agierte als Verteidiger. Wie oft wird im Familienkreis gefachsimpelt?
Früher mehr. Heutzutage weniger. Wenn ich mit meinem Vater oder Bruder alleine bin, quatscht man mal. Aber eher selten.
Was bedeutet Dein Spitzname „Voppe“?
Nichts Spezielles. „Voppe“ habe ich einfach von meinem Vater übernommen.
Bist Du abergläubisch? Pflegst Du besondere Rituale vor den Spielen?
Ja. Das war schon als Spieler so. Ich ziehe zuerst den rechten Socken an, dann den linken. Danach den rechten Schuh und so weiter. Rechts vor links sozusagen.
Schlussfrage: Auf welchem Tabellenplatz steht der EC Bad Nauheim nach der Hauptrunde?
Hoffentlich auf einem Playoff-Platz. Wir müssen über dem Strich bleiben, das ist das Wichtigste. Danach kann alles passieren.
Foto: Andreas Chuc