Rich Chernomaz: „Die Jungs haben Herz und Charakter gezeigt“

Wieder mal ein sehenswerter Krimi im Colonel-Knight-Stadion! Im letzten Spiel der Hauptrunde lieferten sich die Roten Teufel und der EV Landshut vor ausverkauftem Haus einen heißen Fight. Nach 60 Minuten stand es 3:3, in der Overtime fielen trotz bester Gelegenheiten auf beiden Seiten keine Tore. So musste das Penaltyschießen entscheiden. Jordan Hickmott und Max Gerlach trafen für den EC. Für Landshut traten Alex Tonge und Jesse Koskenkorva an und beide scheiterten an Niklas Lunemann. Der Keeper wurde nach dem hauchdünnen 4:3-Sieg ebenso von den Fans lautstark gefeiert wie die gesamte Mannschaft. Die 400 Landshuter, die im Sonderzug angereist waren, bejubelten ebenfalls ihre Mannschaft, die eine sehr starke Saison mit Platz vier beendete. Die Truppe von Interimstrainer Rich Chernomaz landete nach zuletzt vier Siegen in Folge auf Rang neun und trifft nun in den Pre-Playoffs auf die Lausitzer Füchse.

„Die Jungs haben nach dem 0:2-Rückstand Herz und Charakter gezeigt“, schwärmte Chernomaz nach dieser dramatischen, schnellen und interessanten Partie. Sein Kollege Heiko Vogler lobte die „überragende Stimmung“ und war trotz der Niederlage gut gelaunt: „Wir haben im Viertelfinale Heimrecht gegen Kaufbeuren, darauf freuen wir uns sehr.“

Selbstbewusst und strukturiert, so gingen die Landshuter in diese Partie. Die Niederbayern legten im Stil einer Spitzenmannschaft los, suchten den schnellen Weg zum Tor und führten nach knapp vier Minuten durch die Treffer von Alexander Tonge und dem Finnen Jesse Koskenkorva mit 2:0. Zudem traf Brett Cameron in dieser Phase noch den Pfosten.

Der EC musste sich erstmal schütteln, aber viel Zeit blieb nicht. Der EVL drückte auf das Gaspedal, attackierte die Hausherren früh im eigenen Drittel und wirkte hellwach. Erst nach dem Powerbreak fanden die Roten Teufel besser ins Spiel. Die beste Chance zum Anschlusstreffer hatte Tim Coffman. Der Top-Scorer, bedient von Jordan Hickmott, scheiterte aber in der 17. Minute am aufmerksamen Sebastian Vogl im Tor des EVL. So ging es mit einem 0:2 in die erste Pause. Verdient, die Führung für den Tabellenvierten.

Die Rot-Weißen kamen mit einer anderen, mit einer besseren Körpersprache aus der Kabine. Entschlossen und zweikampfstark präsentierte sich der Gastgeber. Die Fans honorierten das sofort und trieben das Team nach vorne. Belohnt wurde diese deutliche Steigerung in der 28. Minute. Zunächst scheiterte Coffman knapp, aber Jordan Hickmott eroberte im Nachsetzen den Puck. Über Fabi Herrmann kam die Scheibe erneut zu Coffman, der aus spitzem Winkel erstmals Vogl überwinden konnte.

Es folgte ein Powerplay der Landshuter. Leo Hafenrichter kassierte zwei Minuten, und der EC leistete einmal mehr in Unterzahl Schwerstarbeit. Der EVL setzte sich im Drittel der Rot-Weißen fest, aber unter dem Jubel der Zuschauer konnte das drohende dritten Gegentor verhindert werden. Es kam noch besser. Als die Schiedsrichter eine Strafe gegen Landshut anzeigten, eilte Lunemann sofort aus seinem Kasten. Mit einem sechsten Feldspieler wanderte der Puck wie an der Schnur gezogen durch die Reihen. Über Christopher Fischer, Tim Coffman und Max Gerlach kam das Streitobjekt zu Brent Raedeke, der goldrichtig stand und aus kürzester Distanz zum 2:2-Ausgleich traf. Ein Treffer mit Signalwirkung, denn der EC stürmte nun und drängte vehement auf die erstmalige Führung. Es blieb aber bis zur Sirene beim Remis – mit viel Beifall ging es in die zweite Pause.

Der letzte Abschnitt, es ging hin und her. Das Tempo hoch, die Spannung stieg von Minute zu Minute. Tyson McLellan brachte Landshut erneut nach vorne (44. Minute), aber nur 56 Sekunden später jubelte wieder die EC-Gemeinde. Beim Schuss von Brent Raedeke sah Keeper Vogl unglücklich aus. 3:3, die Partie stand auf der Kippe. Dann hatte der EC zwei Minuten lang die Gelegenheit, in doppelter Überzahl in Führung zu gehen. Doch die Spezialität des EC, das Powerplay, brachte diesmal keinen Treffer. Landshut verteidigte geschickt und so blieb es beim Unentschieden nach regulärer Spielzeit.

In der Overtime gab es erstklassige Möglichkeiten – auf beiden Seiten. Kevin Schmidt steuerte alleine auf Vogl zu, scheiterte aber ebenso wie auf der Gegenseite David Stieler, dessen Schuss an den Pfosten klatschte. Den Rest besorgten die beiden Keeper, und so ging es ins Penaltyschießen. Hickmott und Gerlach verwandelten sicher, Lunemann parierte beide Landshuter Versuche. So gelang dem EC der vierte Sieg in Folge, zwei Punkte blieben in Bad Nauheim und die schöne Erkenntnis, dass diese Mannschaft trotz der Ausfälle von Kevin Orendorz, Alexander Dersch und Edwin Tropmann gegen jeden Gegner mithalten kann.

EC Bad Nauheim: Lunemann – Erk, Fischer, Schmidt, Seifert, Stephan, Hafenrichter, Reiner – Herrmann, Coffman, Hickmott, Sylvester, Raedeke, Gerlach,  Lillich, El-Sayed, Körner, Lautenschlager, Steck.

Trainer: Rich Chernomaz.

EV Landshut: Vogl – Schwarz, Bergman, Echtler, Zitterbart, Brandl, Schmidt – Tonge, Stieler, McLellan, Zucker, Koskenkorva, Cameron, Zientek, Kornell, Schitz, Drothen, Brandl.

Trainer: Heiko Vogler.

Tore: 0:1 (03:06) Tonge (Zitterbart, Schmidt), 0:2 (03:54) Koskenkorva (Schmidt, Brandl), 1:2 (27:23) Coffman (Herrmann, Hickmott), 2:2 (35:02) Raedeke (Gerlach, Coffman – 6:5), 2:3 (43:55) McLellan (Tonge, Stieler), 3:3 (44:51) Raedeke (Stephan, Sylvester), 4:3 Penalty Hickmott.

Schiedsrichter: Brill/Haupt. Linienrichter: Borger/Van Himbeeck.

Strafminuten: Bad Nauheim 4, Landshut 4.

Zuschauer: 4550 (ausverkauft).

Schüsse: 31:29.

Foto: Chuc.de