Rote Teufel verspielen in Ravensburg 2:0-Führung
Playoff-Finale, Runde drei: Die Roten Teufel legen einen überragenden Start hin, führen schnell mit 2:0, aber am Ende behalten die Ravensburg Towerstars vor 3418 Zuschauern, darunter 300 lautstarke Fans aus der Wetterau, mit 5:2 (3:2,1:0,1:0) die Oberhand. „Ich denke, das war heute von beiden Teams das bisher beste Spiel in dieser Serie“, sagte hernach Harry Lange. Der Trainer war natürlich mit dem Ergebnis alles andere als happy, denn: „Wir haben stark begonnen, aber dann Fehler gemacht, die darfst du dir in einem Finale nicht leisten.“ Kollege Peter Russell lobte die Defensive seiner Mannschaft und Keeper Jonas Langmann. „Er war heute wirklich ein starker Rückhalt.“
Die Zuschauer sahen einen rasanten Auftakt und ein furioses erstes Drittel. Ravensburgs Verteidiger Oliver Granz traf schon in der ersten Minute den Pfosten. Praktisch im Gegenzug schlug der EC entschlossen zu. Blitzschnell brachte Taylor Vause den Puck aus dem eigenen Drittel. Abnehmer war Jerry Pollastrone, der wiederum Christoph Körner mustergültig bediente und der Angreifer mit der Rückennummer 16 vollendete. Ein optimaler Start der Rot-Weißen, die nachsetzten und die Hausherren in dieser ersten Phase gehörig in die Defensive drängten. Dann kassierte der giftige Nickolas Latta eine kleine Strafe. Der EC setzte sich im Drittel der Towerstars fest. Ravensburg konnte sich mehrmals befreien, musste dann aber doch Gegentreffer Nummer zwei hinnehmen. Durch Tim Coffman, der im Nachschuss zum 0:2 traf. Eine Zwei-Tore-Führung nach elfeinhalb Minuten, alles lief scheinbar für Bad Nauheim.
Doch Ravensburg kam sehr schnell zurück ins Spiel. Zu schnell. Durch einen Treffer von Maximilian Hadraschek, der aus der Drehung genau ins Tordreieck traf. Das geschah nur 21 Sekunden nach dem Coffman-Tor. Es ging hin und her, wobei der Gast in der Folge deutlich zu offensiv agierte. Der Gastgeber lauerte genau auf diese Gelegenheiten und konterte eiskalt. Durch Robbie Czarnik. Der Kanadier bediente mit einem feinem Pass erneut den mitgelaufenen Hadraschek – 2:2, der Ausgleich in der 14. Minute.
Jordan Hickmott scheiterte auf der anderen Seite in aussichtsreicher Position an Jonas Langmann, dann wurde es turbulent vor dem Gehäuse von Felix Bick. Sam Herr und Nickolas Latta hatten den nächsten Treffer auf dem Schläger, doch das Tor geriet aus der Verankerung, den Puck hatte Bick unter sich begraben. Aber Ravensburg nutzte das Momentum. Und erneut war es Czarnik, der sehr viel Freiraum hatte, Hadraschek anspielte – und der Puck überquerte die Linie. Die Referees hatten Czarnik als den Torschützen ausgemacht, offenbar war der Puck vom Schlittschuh eines Nauheimer Verteidigers über die Linie gekullert. So ging es nach einem temporeichen wie aufregenden Drittel zur ersten Pause in die Kabine.
Typisch für das Spiel der Ravensburger war die Entstehungsgeschichte zum vierten Treffer. Der EC verpasste vorne den Ausgleich., gleich vier Cracks tummelten sich im Drittel der Oberschwaben. Die Towerstars brachten den Puck sehr schnell durch die neutrale Zone. Sam Herr tauchte alleine vor Felix Bick auf und verwandelte zum 4:2 in der 27. Minute. Unermüdlich wie die Cracks des EC waren auch die Fans, die das Team weiter lautstark nach vorne trieben. Marc El-Sayed verbuchte die nächste aussichtsreiche Szene vor Langmann, aber der Pass des Kapitäns auf Daniel Weiß führte nicht zum gewünschten Erfolg. Die Oberschwaben kontrollierten das Geschehen und setzten den einen oder anderen Nadelstich. Gegen Ende dieses zweiten Abschnitts gab es die erste Hinausstellung gegen den Gast. Es traf Marius Erk wegen Halten, doch in Unterzahl kam Bad Nauheim zu einer prima Möglichkeit. Tim Coffman trickste sich bis vor das Tor von Langmann, verfehlte aber das Ziel knapp.
Zu Beginn der letzten 20 Minuten hatte der EC die zweite Möglichkeit, in Überzahl einen Treffer zu erzielen. Robbie Czarnik schaute für zwei Minuten zu. Ravensburg agierte clever, ließ nicht viel zu und überstand diese Phase schadlos. Überhaupt zogen sich die Gastgeber zurück, standen tief und so hatte es das Team von Harry Lange schwer, zu Chancen zu kommen. Gegen Ende der Partie wurde es aber noch einmal spannend. Zunächst kassierte Jordan Hickmott eine Zeitstrafe – die Referees wollten eine Behinderung ausgemacht haben. Der EC brachte die Unterzahl gut über die Zeit. Als Hickmott auf das Eis zurückkehrte, setzte Tim Coffman zu einem Sololauf an. Der Amerikaner wurde von zwei Ravensburgern hart bedrängt, am Schuss gehindert und schließlich ins Tor geschoben. Die Unparteiischen gaben auch eine Strafzeit. Zur Überraschung aller und zum verständlichen Unmut von Harry Lange allerdings gegen Coffman (wegen Behinderung des Torwarts!), der es auch nicht fassen konnte. Statt Powerplay hieß es erneut Unterzahl. Bad Nauheim hielt dagegen. Als Coffman zurück kam, nahm der Coach eine Auszeit und Felix Bick vom Eis. Der EC kämpfte verbissen um den Anschluss, traf den Pfosten, aber schließlich konnten sich die Ravensburger befreien. Sam Herr traf ins verwaiste Tor zum 5:2-Endstand.
Ravensburg Towerstars: Langmann – Granz, Dronia, Ketterer, Eichinger, Sezemsky, Pfaffengut, Schwaiger – Herr, Sarault, Nickolas Latta, MacDonald, Hadraschek, Czarnik, Louis Latta, Calce, Hessler, Feigl, Marvin Drothen, Robin Drothen.
Trainer: Peter Russell.
EC Bad Nauheim: Bick – Köhler, Sekesi, Schmidt, Seifert, Erk, Hafenrichter, Wachter – Herrmann, Coffman, Hickmott, Pollastrone, Vause, Körner, Cerny, Weiß, Steck, Pauli, El-Sayed, Bartuli.
Trainer: Harry Lange.
Tore: 0:1 (01:28) Körner (Pollastrone, Vause), 0:2 (11:24) Coffman (Hickmott, Sekesi – 5:4), 1:2 (11:55) Hadraschek (Sezemsky, Pfaffengut), 2:2 (13:09) Hadraschek (Czarnik, MacDonald), 3:2 (17:17) Czarnik (Sezemsky, Pfaffengut), 4:2 (26:49) Herr (Nickolas Latta, Sarault), 5:2 (59:02) Herr (Sarault, Hessler – EN).
Schiedsrichter: Apel/Bauer. – Linienrichter: Pfeifer/Menz.
Strafminuten: Ravensburg 4, Bad Nauheim 6.
Schüsse: 31:24.
Zuschauer: 3418 (ausverkauft).
Foto: Kim Enderle