RÜCKBLICK UND AUSBLICK: Andreas Ortwein und Tim Talhoff über emotionale Momente, Motivation, Teamwork, Stolz und eine tolle Mannschaft

Es ist Dienstag, 19:46 Uhr, unsere Zeit. Wir geben euch interessanten Lesestoff mit in den Abend. Ein Doppel-Interview mit unseren Geschäftsführern Andreas Ortwein und Tim Talhoff.

Viel Spaß damit!

Was war der schönste Moment im Jahr 2022?

Andreas Ortwein: Das war sicher der Erfolg in Spiel sieben in Kassel und der damit verbundene Einzug in Halbfinale. Ein toller sportlicher Moment nach vielen Jahren sehr, sehr harter Arbeit. Ein Erfolg, den sich das ganze Umfeld absolut verdient hat.

Tim Talhoff: Für mich waren es zwei Erlebnisse, an die ich mich in diesem Jahr gerne zurück erinnere, und ich möchte mich gar nicht auf eines festlegen. Zum einen an Spiel sieben in Kassel, welches Andreas gerade schon erwähnt hat, zum anderen aber auch an unser erstes Heimspiel in dieser Saison 2022/23. Wir haben es zu Saisonbeginn geschafft, nach all den turbulenten Wochen in der Vorbereitung, 3.500 Zuschauer zum Spiel gegen Krefeld ins CKS zu locken, um unsere Roten Teufel anzufeuern. Die Mannschaft hat ihren Teil dazu beigetragen und konnte ein Feuerwerk abbrennen, auch wenn das Spiel gegen Krefeld dann leider in der Verlängerung verloren ging.

Was war – aus der Sicht des EC – für euch der schlimmste Moment im Jahr 2022?

Andreas Ortwein: Für uns in Bad Nauheim sicher der Tod unseres Schiedsrichterbetreuers Richard Dallwitz. Es ist immer traurig, wenn der Club solche langjährigen Unterstützer verliert.

Tim Talhoff: Ich denke, wenn uns ein sehr geliebter Mensch verlässt, dann braucht man nicht lange darüber nachdenken, was der schlimmste Moment in diesem Jahr gewesen ist. Aber auch die Situation um unser Stadiondach hat uns einiges an Kraft und schlaflose Nächte gekostet. Zum Glück haben wir dieses Problem gemeinsam mit allen Beteiligten in den Griff bekommen, sodass wir hier nun wieder etwas aufatmen können. Gleichwohl wissen wir um die Brisanz dieses Themas und arbeiten weiter an Lösungen.  

Was traut ihr der Mannschaft in dieser Saison zu?

Andreas Ortwein: Ich bin überzeugt, dass wir in die Play-Offs kommen, und da ist für jedes Team immer alles möglich.

Tim Talhoff: Wir können auch in diesem Jahr wieder feststellen, dass Harry mit seinem Team eine fantastische Mannschaft zusammengestellt hat. Menschlich und charakterlich passt dies einfach zusammen und wir haben Spieler in unseren Reihen, die niemals aufgeben und immer bis zum Schluss kämpfen. Deshalb traue ich der Mannschaft eine lange Saison zu und würde mir wünschen, auch dieses Jahr erneut noch im April Spiele unserer Mannschaft anschauen zu dürfen, denn das hat letzte Saison schon ziemlich Bock gemacht 😊.

Wo sehr ihr den EC Bad Nauheim in fünf Jahren?

Andreas Ortwein: Als sportlich und wirtschaftlich stabilen DEL2-Club, der eine der wichtigsten Sportmarken Hessens ist und dann hoffentlich im fünfzehnten DEL2 Jahr in einer neuen, modernen Arena vor noch mehr begeisterten Zuschauern spielt.

Tim Talhoff: Unser Ziel ist es, den Standort jeden Tag weiterzuentwickeln. Hier arbeiten wir als Team eng zusammen. Aktuell greifen die Mechanismen alle sehr gut ineinander und hierdrauf wollen wir weiter aufbauen. Selbstverständlich arbeiten wir mit Hochdruck an der Realisierung des Stadionneubaus. Ohne diesen werden wir in fünf Jahren leider keinen professionellen Eissport mehr in Bad Nauheim haben. Daher ist es unsere oberste Pflicht und Priorität, dieses Projekt anzuschieben und umzusetzen. Sollte uns dies gemeinsam gelingen, so wird der Club in seiner Entwicklung die nächsten Schritte gehen und wir werden uns stetig professionalisieren um einen Arenabetrieb, mit weit größeren Herausforderungen als im jetzigen Stadion, stemmen zu können.

Thema Stadion-Neubau: Andreas, wie optimistisch bist Du, dass das alles klappt und wir 2026 in einer neuen Halle spielen?

Andreas Ortwein: Alle Beteiligten aus dem Projekt-Team und auch die Stadtplanung arbeiten mit Hochdruck an den aktuell wichtigen Themen. Für 2023 müssen wir gemeinsam das Ziel haben, den Grundsatzbeschluss zu bekommen. Planung und Bauzeit beträgt ungefähr 2,5 bis 3 Jahre. Der Zeitrahmen für die politischen und genehmigungsseitigen Entscheidungswege sind entscheidend. Uns ist bewusst, wenn es zum Jahr 2026 gelingen soll: Wir müssen in Rekordzeit zu Entscheidungen und Lösungen kommen.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Gesellschaftern?

Andreas Ortwein: Wir haben eine breite Basis bei den Eigentümern gebildet, die den Club zusätzlich wirtschaftlich stabilisiert. Das gilt für die vielen Kommanditisten gleichermaßen wie für unsere Hauptgesellschafter, die auch den Aufsichtsrat bilden. Wir haben intensiven, konstruktiven Austausch im Finanzausschuss, was uns als Geschäftsführern bei allen Planungen enorm hilft. Wir bekommen auch Beratung und Unterstützung für das Thema Stadion-Neubau. Unser Beirat trägt unsere Charity-Aktivitäten und ist Ratgeber. Das Allerwichtigste dabei ist: Das EC-Netzwerk ist noch breiter aufgestellt und hilft uns, den Standort zu entwickeln.

Tim Talhoff: In meinen Augen verläuft die Zusammenarbeit sehr gut. Alle Gesellschafter bringen sich hervorragend ein. Wie Andreas schon sagte, pflegen wir intensive und konstruktive Gespräche. Auch wenn wir manchmal nicht immer der gleichen Meinung sind, was völlig in Ordnung und legitim ist, so haben wir immer das Große und Ganze im Auge und wollen immer, dass es dem Club und all seinen Anhängern gut geht.

Tim, beschreibe bitte mal einen normalen Arbeitstag.

 Tim Talhoff: Einen „normalen“ Arbeitstag gibt es beim EC Bad Nauheim nicht (lacht). Dies habe ich bereits in meinen ersten vier Jahren erlebt, und ich wusste auch genau, auf was ich mich hier einlasse. Letztlich macht es aber auch genau dies aus, warum ich mich entschieden habe, zurückzukommen. Jeden Tag warten auf uns neue Herausforderungen, welche wir im Team immer bestmöglich lösen wollen. Daher stehen wir sehr eng im Austausch. Sei es mit den Mitarbeitern in der Geschäftsstelle, den Trainern, den Gesellschaftern oder auch den Fans. Wir versuchen alle abzuholen, um uns ein größtmögliches Meinungsbild einzuholen, sodass wir dann für unseren Standort die richtigen Entscheidungen treffen können. Daher besteht mein Arbeitstag oft aus sehr vielen persönlichen Gesprächen, Meetings oder Telefonaten, um dann am Ende diese Entscheidungen treffen zu können.

Du bist jetzt nach Deiner Rückkehr fast ein Jahr gemeinsam mit Andreas Geschäftsführer. Wie lautet Deine Bilanz?

Tim Talhoff: Ich bin sehr froh, wieder zurück in Bad Nauheim zu sein. Das Umfeld ist einfach klasse, und ich konnte mich sehr schnell wieder in die Themen einarbeiten und bin bestens empfangen worden. Ich komme morgens immer mit einem Lächeln im Gesicht ins Stadion und fahre meistens mit diesem auch wieder nach Hause, es sei denn, wir haben ein Spiel verloren. Ebenfalls macht es einen großen Spaß und mir sehr große Freude, mit dem gesamten Umfeld zusammenzuarbeiten.

Andreas, rückblickend betrachtet: wie haben wir die Corona-Zeit überstanden?

Andreas Ortwein: Wir haben sie überstanden, mit intensiver Arbeit, Durchhaltevermögen und jede Menge Rückhalt aus dem Umfeld und natürlich auch durch gute staatliche Unterstützungen. Alles zusammen hat uns über die schwierige Zeit getragen.

Wie stehen wir finanziell da?

Tim Talhoff: Aktuell können wir sagen, dass wir absolut im Soll sind. Wir konnten in diesem Jahr die Sponsoringerlöse nochmals erhöhen. Auch im Bereich Catering und Ticketing können wir aktuell an die Zahlen von 2019 anknüpfen. Auch das Konzept eines zweiten VIP-Raums greift hervorragend und wir freuen uns über volle VIP-Räume an jedem Spieltag. Wir merken, dass eine unheimlich positive Stimmung rund um den Club herrscht. Dies ist sicherlich ein Erfolg des gesamten Teams, aber vor allem von unserer Kommunikations- und Marketingabteilung. Was die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hier auf die Beine stellen, an Content kreieren, ist toll, und kein anderer DEL2 Club hat eine solch hohe Taktung wie wir sie haben. Und natürlich haben wir eine tolle Mannschaft. All diese Komponenten führen dazu, dass wir neue Sponsoren, Fans und Sympathisanten für die Roten Teufel gewinnen können.

Spürt ihr die Rückendeckung der Partner?

Tim Talhoff: Absolut! Wie schon gesagt, konnten wir unsere Sponsoringerlöse erhöhen. Hier haben wir im Sommer bereits ein sehr hohes Vertrauen spüren können. Der sportliche Erfolg in der letzten Saison hat uns das Arbeiten hier natürlich erleichtert, aber dennoch bin ich auf das Vertriebs- und Partnermanagement-Team unheimlich stolz, dass wir es schaffen, in diesen schwierigen Zeiten dennoch unsere Umsätze zu erhöhen. Die Rückendeckung der Partner spüren wir aber auch daran, dass wir es schaffen konnten, mit sehr vielen Partner in diesem Jahr mehrjährige Verträge abschließen zu können. Dies zeigt auch, welch großes Vertrauen unsere Partner in die Roten Teufel haben und dies erfüllt uns alle natürlich auch mit Stolz. Hierdrauf möchten wir uns aber nicht ausruhen, sondern stehen auch hier mit unseren Partnern eng im Austausch, um das entgegengebrachte Vertrauen auch zurückzugeben, sodass sich jeder Partner rundum wohl fühlt und gerne zu uns ins Stadion kommt.

Wie laufen die personellen Planungen für die neue Saison?

Andreas Ortwein: Gut. Ich bin optimistisch, dass wir auch in der kommende Saison ein schlagkräftiges Team haben werden, was im Kern aus den Spielern des heutigen Teams bestehen wird.

Gibt es schon Gespräche mit Harry Lange und wie zuversichtlich bist Du, dass Harry in Bad Nauheim bleibt?

Andreas Ortwein: Wir haben offene und faire Gespräche geführt. Wir haben Harry klar signalisiert, dass wir ihn halten wollen und tun da auch aktuell alles dafür, dass das auch so ist. Ich bin positiv und optimistisch, dass wir den gemeinsamen Weg fortsetzen.

Andreas, Du bist eine gefühlte Ewigkeit dabei. Was hat sich im Laufe der Jahre am gravierendsten verändert?

Andreas Ortwein: Der Sport in der DEL2 und die Professionalität in der Liga insgesamt haben sich enorm entwickelt. Unsere Spielbetriebs GmbH & Co.KG, das gesamte Umfeld – der notwendige Budgetrahmen für DEL2-Sport und Nachwuchsarbeit sind stark gewachsen. Corona und der Krieg in Europa hat viel verändert. Es gibt jetzt neue Themen, die unseren Alltag prägen, auf die wir keinen oder wenig Einfluss haben. Die Welt 2022 ist eine andere als ich Ende 2007 zum EC kam. Wir müssen mit Veränderungen, stetig neuen Situationen umgehen – immer agil sein. Das sind wir, und darauf kann die gesamte EC-Familie stolz sein.

 

Foto: Chuc.de