Serien-Ausgleich! Bick-Saves und zwei Hickmott-Tore – Furioser EC bezwingt Kassel mit 4:1

„So ist es, so war es, so wird’s immer sein. Eishockey in Nauheim.“ Minutenlang skandierten die Fans von „Hessens wahrer Liebe“ nach dem Spektakel im Colonel-Knight-Stadion. Vor 4450 Zuschauern im restlos ausverkauften CKS hat der EC Bad Nauheim die Playoff-Halbfinalserie gegen den Hauptrunden-Dominator Kassel Huskies zum 1:1 ausgeglichen. 4:1 (3:1, 0:0, 1:0) siegten die Roten Teufel vor einem begeisterten Publikum. 250 blau-weiße Anhänger waren aus Kassel angereist.

„Ein richtig gutes erstes Drittel“, hatte EC-Trainer Harry Lange gesehen, „ab dem zweiten Drittel haben sie ihre Muskeln spielen lassen. Dann brauchst du Bick und Glück.“ Und eine aufopferungsvolle kämpferische Leistung mit toller Moral, die die Hausherren auf das Eis gebracht haben. „Die Special Teams waren heute der Unterschied“, meinte Kassels Coach Bo Subr hinterher. Doppel-Torschütze Jordan Hickmott, Fabian Herrmann und Mick Köhler markierten die Treffer für Bad Nauheim, bei den Huskies traf Tristan Keck.

Bei den Gastgebern fehlte neben Tobias Wörle (Saisonaus nach Schulter-Operation) wie am Freitag auch Grayson Pawlenchuck, der als überzähliger Kontingentspieler auf der Tribüne Platz nehmen musste. Im Aufgebot der Nordhessen tauchten im Vergleich zur ersten Begegnung die Namen Tim McGauley und Tomas Sykora nicht auf.

Intensiv verlief der Auftakt in diesem Derby. Minute vier brachte gleich das erste Powerplay für den EC, weil Joel Lowry nach einem Bandencheck in die Kühlbox wanderte. Die Überzahlformation mit Fabi Herrmann, Tim Coffman, Jordan Hickmott, Daniel Weiß und Kevin Schmidt ließ die Scheibe zirkulieren. Coffman passte zu Herrmann, der zum 1:0 einnetzte. Die Südkurve und (fast) das ganze Stadion trieben den Lautstärke-Pegel nach oben.

High-Speed-Eishockey von beiden Mannschaften: Als Ex-Teufel Joel Keussen (Halten) auf die Strafbank musste, stand wieder die erste Powerplay-Formation der Rot-Weißen auf dem Eis. Diesmal traf Hickmott. Das 2:0 für den Außenseiter, für den es nur 26 Sekunden später noch besser kam. Mick Köhler tankte sich über links in der Offensivzone durch und überwand Keeper Jake Kielly zum Dritten.

Die Nauheimer Euphorie störte wiederum nur 22 Sekunden später Tristan Keck. Der pfeilschnelle Torjäger verkürzte nach elf Spielminuten. Chancen boten sich im weiteren Verlauf auf beiden Seiten, aber beide Torhüter erwiesen sich als Meister ihres Faches. Die Roten Teufel überstanden eine Strafe gegen Hickmott kurz vor der Drittelsirene schadlos und nahmen die Zwei-Tore-Führung mit in die Kabine.

Viel Tempo und Action auch in Durchgang Nummer zwei. Keck (24.) visierte den Pfosten an, die Schiedsrichter überprüften die Szene per Video und entschieden: Kein Tor! Dann parierte Bick binnen kürzester Zeit glänzend gegen Keussen, Vincent Schlenker und Darren Mieszkowski. Gegenüber verpassten Pascal Steck und im Nachschuss David Cerny. Das Powerbreak kam zum Durchatmen gerade recht.

Bad Nauheims beste Gelegenheiten verpassten Köhler und Hickmott nach einem Zwei-auf-eins-Konter und der alleine auf Kielly zusteuernde Taylor Vause. Dann kochten die Emotionen hoch. Köhler und Fabian Ribnitzky lieferten sich eine Box-Einlage, und Huskies-Coach Bo Subr diskutierte mehrfach gestenreich mit den Unparteiischen.

Der Schlussabschnitt begann mit einem Pfostentreffer von Kassels Lois Spitzner. Der EC hielt dagegen und hatte auch beim fulminanten Lattenkracher von Mieszkowski das nötige Quäntchen Glück – auch dieser „Metalltreffer“ der Gäste wurde per Video überprüft! Symbolisch für den Willen der Lange-Truppe war das überragende Penaltykilling kurz vor Schluss, als Marc El-Sayed und Vause mit beherzten Aktionen Zeit von der Uhr nahmen und das Huskies-Powerplay wirkungslos verpuffte.

Sekt oder Selters? 2:59 Minuten vor Schluss nahm Bo Subr das Timeout und seinen Torwart Kielly zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Bad Nauheim verteidigte den eigenen Kasten mit allem, was zur Verfügung stand. Sieben Sekunden vor dem Ende schnürte Hickmott den Sack zu und traf ins leere Netz.

EC Bad Nauheim: Bick – Köhler, Sekesi, Kevin Schmidt, Seifert, Erk, Hafenrichter, Wachter – Herrmann, Coffman, Hickmott, Pollastrone, Vause, Körner, Cerny, Weiß, Steck, Pauli, El-Sayed, Bartuli.

Trainer: Harry Lange.

EC Kassel Huskies: Kielly – Shevyrin, Faber, Keussen, Tramm, Dotter, Müller, Geischeimer – Lowry, Weidner, Schlenker, Spitzner, Arniel, Keck, Preto, Ahlroth, Mieszkowski, Ribnitzky, Tschwanow, Reuß.

Trainer: Bo Subr.

Tore: 1:0 (03:31) Herrmann (Coffman, Schmidt – 5:4), 2:0 (09:22) Hickmott (Herrmann, Coffman – 5:4), 3:0 (09:48) Köhler (Bartuli, Sekesi), 3:1 (10:10) Keck (Keussen), 4:1 (59:53) Hickmott (Pollastrone – 5:6 EN)

Schiedsrichter: Brill/Schadewaldt. – Linienrichter: Borger/Giesen.

Strafminuten: Bad Nauheim 10 plus 5 Minuten (Köhler), Kassel 6 plus 5 Minuten (Ribnitzky).

Schüsse: 25:31

Zuschauer: 4450 (ausverkauft).

Foto: Chuc.de