Sommer, Sonne – Eishockey: Im Gespräch mit der EC-Geschäftsleitung

Hallo Andreas, hallo Gordon, seit gut zwei Monaten ist für unseren EC die Saison beendet. Für viele Teufel-Fans ist der Sommer oft sehr lang.  Wie geht es euch in der Geschäftsstelle?

Gordon Chandler: Das geht uns nicht so. So wie gute Eishockey-Spieler im Sommer gemacht werden, so legt man auch als Club im Sommer die Grundlagen für eine erfolgreiche Saison. Sponsoren-Termine, Dauerkartenverkauf – viele allgemeine Planungen für alle Bereiche wie Catering, Ticketing und Merchandising. Es ist und bleibt für alle eine intensive Zeit, vor allem für die Mitarbeiter der Geschäftsstelle und die ehrenamtlichen Teams.

Andreas, im Rahmen des Sponsoren-Saisonabschlusses Mitte April hast Du auf die abgelaufene Saison zurückgeblickt und ein sportliches Resümee gezogen. Was war die Botschaft?

Andreas Ortwein: Zum einen möchte ich festhalten, es waren fünf Punkte zu Platz sechs. Klar, es waren auch nur zwei Punkte zum elften Rang. Die DEL2 ist sportlich eng und hochklassig. Kleinigkeiten entscheiden. Wie auch am Ende im Pre-Play-Off Duell gegen Weißwasser. Beide Spiele hätten auch umgekehrt verlaufen können. Wir müssen in Bad Nauheim einfach bodenständig bleiben. Jedes Jahr DEL2-Sport ist ein Gewinn für diese Stadt und dafür müssen wir gemeinsam sehr hart arbeiten. Es bleibt aber dabei: Der beste und einfachste Weg in der Liga zu bleiben, ist die Qualifikation für die Playoffs.

Was waren aus Deiner Sicht die Gründe, warum es am Ende nicht für die Play-Offs gereicht hat?

Andreas Ortwein: Wir hatten ab Mitte Dezember mit Taylor Vause und Kevin Orendorz zwei schwerwiegende Ausfälle bis Saisonende. Die Phase über Weihnachten waren wir nicht konstant genug. Wir hatten vielleicht insgesamt zu viele Spieler im Kader, die für sich selbst den Anspruch hatten, erste oder zweite Reihe spielen zu wollen. Das Rollenverständnis war nicht immer zu 100 Prozent klar. Man schaue zum Meister nach Regensburg, dort hat es zu 110 Prozent in diesem Jahr gepasst. Daher ist uns auch für das kommende Jahr daran gelegen, ein homogenes Team zu haben. Wir brauchen Identifikation, Mentalität und auch natürlich die Qualität, um unter die besten zehn oder acht in der Tabelle zu kommen. Der Mix zwischen jungen und erfahrenen Spielern muss passen.

Nach der Halbfinal- und Finalteilnahme in der Saison zuvor war letztes Jahr mit über 1.946 Dauerkarten ein Rekord aufgestellt worden. Wo stehen wir jetzt?

Gordon Chandler: Wir haben auch jetzt bereits über 1.000 Dauerkarten verkauft. Natürlich herrscht nicht diese Euphorie, aber wir spüren weiterhin Rückhalt und auch Vorfreude auf die kommende DEL2-Saison und sind auf einem guten Weg. Wir haben auch in diesem Jahr attraktive Angebote gemacht für Familien, vor allem auch wieder für junge Menschen. Wir werden vielleicht nicht ganz den Umsatz des Vorjahres erreichen, aber geben gemeinsam weiter Gas, um die Fans auch von der Verlängerung ihrer Dauerkarte über den Sommer hin zu überzeugen. Die Fans können mit dem Kauf ihrer Dauerkarte einen wesentlichen Beitrag zur bestmöglichen Planung beitragen.

Im Sommer tut sich auch einiges im Stadion. Die neue Flex-Bande kommt. Was passiert noch und warum ist es wichtig für die Roten Teufel?

Gordon Chandler: Ja, wir müssen einiges in Infrastrukturen investieren und erneuern. Alle Sponsoren-Flächen am Eis und in den Banden müssen erneuert werden durch die neue flexible Bande. Wir müssen einigen Auflagen Im Catering erfüllen und Sanierungen in dem Bereich angehen. Ebenso stehen IT-Themen rund um unser Netzwerk an. Die Installationsarbeiten für eine neuen Videobeweis und die Themen für Sportdeutschland TV sind weitere Aufgaben, die gestemmt werden müssen. Fuhrpark, Wohnungen und sonstige Saison-Vorbereitungen stehen sowieso wie jeden Sommer an.

Bereits kurz vor Saisonende kam die neue LED-Hochbande. Neben Begeisterung für die großartige Technik gab es auch Kritik an der Positionierung und den damit verbunden Sichtverschlechterungen in einigen Bereichen. Wie ist hier der Status?

Gordon Chandler: Der Aufbau Ende Februar und die sicher nötige Kommunikation lief nicht optimal. Mittlerweile wurde die Anzeigetafel so abgesenkt, dass alle Sitzplätze auf den Rängen sie wieder vollständig sehen können. Für das Bild der Videowand sind im rückwärtigen Bereich der LED mehrere Bildschirme geplant, die auch allen Zuschauern dort das Bild der Videowand zeigen. Der Aufbau der LED-Hochbande war bestimmt durch eine statisch vom Dach her notwendige Konstruktion und natürlich auch die TV-Sichtbarkeit.

Das heisst, die LED-Hochbande ist auch ein wichtiger Schritt für die Vermarktungs-Situation im CKS in den kommenden Jahren?

Gordon Chandler: Die neuen Vermarktungsmöglichkeiten sind wichtig für die Erlös-Situation des Clubs zum kurz- und mittelfristigen Erhalt der DEL2. Der Aufsichtsrat hat mit der Investition im Dezember richtig gehandelt. Auch unten am Eis bekommen wir noch zwei LED-Banden installiert. Wir benötigen im Sponsorenbereich kurzfristigen Wachstum und auch in den kommenden Jahren. Wir haben drei Vermarktungssäulen: Das Event und der Spieltag selbst, Sondervermarktungs-Formate und eben die digitalen und statischen Werbeflächen. Alle drei Säulen gilt es, weiter auszubauen.

Durch die im CKS erfolgten Umbauten sind die Planungen für einen Neubau etwas in den Hintergrund gerückt. Wie ist hierzu der Stand?

Andreas Ortwein: Ja, das ist nicht ganz falsch. Zum einen hatten wir die Veränderung in der Geschäftsführer-Position von November 2023 bis Ende Februar 2024. Da war Priorität, erstmal alles entsprechend zu stabilisieren, wirtschaftlich wie sportlich. Das hat offen gestanden Ressourcen gebunden. Aber auch bei den Fachplanungen im Stadionbau gab es Verzögerungen aus diversen Gründen. Inhaltliche Hürden, Krankheit, Urlaub, die veränderte Landesregierung ab Ende Januar, vieles hat Termine verzögert. Wir haben aber nun wieder Fahrt aufgenommen und versuchen, gemeinsam mit der Stadt zum Sommer hin die Kostenermittlung, sowie den Business-Plan fertigzustellen und dann mit der Politik, Sponsoren und Investoren auf der Basis zu sprechen. Wichtig: Die Umbauten im CKS, also Flex-Bande, LED und weitere Themen – alles war und ist notwendig zum Erhalt der DEL2 – fast alles wäre aber auch in einem neuen Stadion zu nutzen.

Gordon, Du selbst bist ein neues Gesicht bei den Teufeln. Hinzu gab es auch weitere Veränderungen in der Geschäftsstelle.

Gordon Chandler: Ja, im Bereich Vertrieb & Partnermanagement haben wir mit Lukas Kunz seit Ende Dezember mit Benjamin Betschel seit Mitte April und mit mir neue Gesichter. Der Fokus liegt darauf, alle Partner kennen zu lernen, sie von einem weiteren Engagement zu überzeugen. Parallel arbeiten wir mit Jan Eggebrecht und Andreas Ortwein zusammen daran, auch neue Sponsoren zu gewinnen. Darin besteht auch meine persönliche Hauptaufgabe in den nächsten Monaten. Wir sind parallel dabei, ein CRM-System als Basis der Zusammenarbeit mit den Partnern zu etablieren. Mit Sven Langsdorf haben wir auch ein neues Gesicht im Ticketing & Merchandising. Zwei Vakanzen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit & Marketing und im Bereich Catering & Events wollen wir über den Sommer hin noch besetzen. Dann haben wir ein gutes Team auch außerhalb des Eises.

Andreas, wie sieht es mit dem Team auf dem Eis aus?. Großteile des Kaders stehen. Gibt es wieder Kooperationen?

Andreas Ortwein: Ja unser Kader ist fast komplett. Wir werden die Goalie-Situation in den nächsten Tagen finalisieren. Wir suchen dann noch einen Center und einen Außenstürmer für die ersten beiden Reihen. Eventuell ergänzen wir den Kader durch einen weiteren jungen Verteidiger, das muss man sehen. Das hängt auch an der Kooperation mit Köln und einem noch zu fixierenden Oberligisten. Wir sind aber in finalen Gesprächen und werden da gute Lösungen für beides haben, was uns auch die nötige Kadertiefe gibt. Die neuen Regelanpassungen zwischen DEL und DEL2 bringen da auch nochmal neue Möglichkeiten, zum Beispiel bei der Besetzung von U21-Positionen auf dem Spielbericht.

Veränderungen in den Regelwerken ist ein gutes Stichwort. Im Nachwuchs, in den Profi-Ligen überall gibt es Veränderungen. Der Vertrag über Auf- und Abstieg wurde mit der DEL verlängert mit neuen Bedingungen. Was verändert das für Bad Nauheim?

Andreas Ortwein: Auf die DEL bezogen für uns zunächst erstmal nichts, da eine geschlossene Arena weiter die Grundlage ist. Was gut ist: Man kann nun durch Erweiterung von VIP-Bereichen und ohne Mindestkapazität die DEL-Standards erreichen. Das öffnet sehr vielen DEL2 Standorten die Tür, das in den nächsten Jahren hinzubekommen. Unsere Perspektive, diese Bedingungen zu erfüllen, müssen wir langfristig sehen und stehen auch im Zusammenhang mit der Standortentscheidung und ggf. dann auch einem Neubau. Aktuell müssen wir schauen, dass wir im CKS für den Nachwuchs im Sinne des DEB-Sterne-Konzeptes und bei den Profis im Sinne der DEL2-Lizenzbestimmungen alles erfüllen. Das sind schon Herausforderungen, aber durchaus machbar, wenn wir zusammen halten und anpacken – Sponsoren, Fans und der Club.

Das ist doch ein schönes Schlusswort. Danke für eure Zeit und weiterhin viel Erfolg bei den anstehenden Themen und Projekten.