Tolle Serie gerissen – Tölz schockt in der Overtime

Krimi am Freitagabend: Vor 2087 Fans liefern sich zwei Traditionsvereine ein spannendes Duell auf Augenhöhe. Die Tölzer Löwen gewinnen nach Verlängerung mit 2:1 (0:0, 1:1,0:0/0:1) gegen ein Team der Roten Teufel, das super gekämpft hat und daher auch mit Applaus verabschiedet wird. Den entscheidenden Treffer in der Overtime erzielt Cam Spiro, der schon nach sieben Sekunden trifft und seinem Team zwei Punkte sichert. Und somit endet auch die überaus beeindruckende Serie des EC Bad Nauheim, der zuvor sechs Mal in Folge gewinnen konnte.

„Es war eine turbulente Woche.“ Harry Lange stand der Stress der vergangenen Tage ins Gesicht geschrieben. Getestet wurde quasi täglich, Corona spielte einmal mehr die Hauptrolle. Und so musste der ECN erstmals mit einem sehr kurzen Kader antreten. Mit Philipp Wachter, Tristan Keck, Fabian Herrmann, Marc El-Sayed und Nikonor Dobryskin standen fünf Cracks nicht zur Verfügung, aus diversen Gründen. Zudem blieb Co-Trainer Hugo Boisvert zu Hause, die Langzeitverletzten Andi Pauli und Patrick Seifert fehlten ohnehin.

Immerhin schickte Köln mit Maximilian Glötzl einen Verteidiger zum Kooperationspartner, aber während des Spiels besuchte die Pechmarie ein weiteres Mal die Bank der Rot-Weißen. Schon im ersten Drittel blockte Jerry Pollastrone einen Schuss, danach lief der US-Boy nicht mehr rund. Zu Beginn des letzten Abschnitts ging der Routinier in die Kabine und kam nicht mehr wieder.

Allerdings hatten auch die Tölzer personelle Probleme. Zu den Langzeitverletzten gesellte sich in dieser Woche mit Thomas Brandl ein wichtiger Eckpfeiler. Der Stürmer verletzte sich im Training und wird wahrscheinlich acht Wochen ausfallen.

In einer ausgeglichenen wie kämpferisch geführten Partie sah Harry Lange „zwei starke Torhüter“, kritisierte aber auch: „Das erste und zweite Drittel war zu schlampig gespielt, da haben wir viele Fehler gemacht. Allerdings haben wir es in Unterzahl heute richtig gut gemacht und haben den Kampf voll angenommen. Wir sind froh, dass wir einen Punkt mitnehmen.“ Gästetrainer Kevin Gaudet lobte besonders die 2087 Zuschauer im CKS: „Es war eine große Herausforderung gegen den Tabellenführer, denn Harry macht hier einen hervorragenden Job. Die Fans waren heute besonders laut, das hat Spaß gemacht.“

Trotz aller Personalsorgen auf beiden Seiten lieferten sich beide Teams von Beginn an einen offenen Schlagabtausch. Hüben wie drüben gab es Möglichkeiten auf das erste Tor der Partie, doch Philipp Maurer im Tor der Roten Teufel und Jimmy Hertel im Tor der Bad Tölzer verhinderten den Einschlag. Die erste Großchance des Spiels hatten die Gäste während einer Bad Nauheimer Überzahl, als Nico Kolb wegen Beinstellen auf der Strafbank saß. Ein blitzschnell ausgespielten Konter parierte Philipp Maurer, der sich ganz lang machen musste, überragend.

Und auch die Roten Teufel hatten in ihrem Powerplay die erste große Chance der Partie – ein doppelter Doppelpass zwischen Tobi Wörle und Stefan Reiter riss eine Lücke in der Hintermannschaft der Löwen, sodass Reiter frei zum Schuss kam, aber Jimmy Hertel war zur Stelle. In der Folge vergaben auf Nauheimer Seite Reiter und auf Tölzer Seite McNeely gute Gelegenheiten. Nach dem ausgeglichenen ersten Drittel ging es mit einem 0:0 in die Pause.

Zu Wiederbeginn bot sich dasselbe Bild – beide Teams waren gewillt, nach vorne zu spielen. Die erste Riesenchance bot sich den Tölzer Löwen in Überzahl durch Labor Dibelka, der allerdings frei stehend vor Philipp Maurer rechts am Tor vorbeischoss. Die Roten Teufel investierten viel, sodass sich für Leon Köhler eine Abschlusschance aus spitzem Winkel ergab, der nur am Außennetz landete. In der Defensive verteidigte man leidenschaftlich. Nach 35 Minuten verpasste Tobi Wörle um Zentimeter das 1:0, doch eine Minute später war der Bann gebrochen. Kevin Schmidt trieb das Spielgerät ins Tölzer Drittel, legte rüber auf Mick Köhler, der den Innenpfosten traf, aber der Puck flog perfekt auf den Schläger von Kevin Schmidt. Der Verteidiger musste nur noch zur 1:0-Führung einschieben. 

Der EC überstand eine Unterzahl schadlos, aber kurz vor der Pausensirene fiel der Ausgleich. Ein verdeckter Schuss von Lubor Dibelka prallte vom Schoner Phillip Maurers genau auf Markus Eberhardt, der pünktlich zur zweiten Drittelpause auf 1:1-Unentschieden stellte.

Auch im letzten Spielabschnitt schenkten sich die Teams nichts, es war weiterhin ausgeglichen. Jerry Pollastrone musste, nachdem er bereits im ersten Drittel angeschlagen war, verletzt in die Kabine. In der 50. Minute musste der Bad Tölzer Grant Besse verletzt vom Eis, nachdem Huba Sekesi ihm einen Check versetzt hatte. Die Schiedsrichter schauten sich die Szene per Video an und entschieden auf Matchstrafe gegen den Nauheimer Verteidiger. Mit großem Kampf wehrten sich die Roten Teufel in Unterzahl und verteidigten leidenschaftlich. Nach vier Minuten in Unterzahl schwächten die Gäste aus Bad Tölz sich selbst, als Lubor Dibelka wegen Haken auf die Strafbank musste und es mit Vier gegen Vier weiterging. Der EC hatte zweimal die Chance auf den Lucky-Punch, aber Kevin Schmidt sowie Taylor Vause scheiterten an Jimmy Hertel. Dementsprechend hieß es nach 60 Minuten 1:1-Unentschieden und Overtime.

Die Overtime war nach sieben Sekunden vorbei, denn Bad Tölz gewann das Bully. Cam Spiro fackelte nicht lange und schloss präzise zum 2:1-Auswärtssieg für die Löwen ab.

EC Bad Nauheim: Maurer – Sekesi, Stephan, Kevin Schmidt, Tomas Schmidt, Shevyrin, Glötzl – Pollastrone, Hickmott, Mick Köhler, Körner, Vause, van Calster, Leon Köhler, Wörle, Reiter.
Trainer: Harry Lange.

Tölzer Löwen: Hertel – Leitner, Brady, Eberhardt, Bohac – Kharboutli, Dibelka, McNeely, Ott, Spiro, Schlager, Kolb, Marl, Besse, Engel.
Trainer: Kevin Gaudet.

Tore: 1:0 (35:21) Kevin Schmidt (Mick Köhler/Tomas Schmidt), 1:1 (38:34) Eberhardt (Dibelka), 1:2 (60:07) Spiro (Schlager).

Schiedsrichter: Janssen/Neutzer. – Linienrichter: Kyei-Nimako/Van Himbeeck.

Strafminuten: Bad Nauheim 6 + Matchstrafe Sekesi. Bad Tölz 4.

Zuschauer: 2087.