Tor aus 60 Metern – Tomas Schmidt schießt die Roten Teufel auf Platz 1
Die Roten Teufel sind wieder Tabellenführer der DEL2. Der 4:2 (2:1,0:1,2:0)-Sieg gegen die Selber Wölfe war sehr hart erkämpft. Tomas Schmidt traf 53 Sekunden vor dem Ende mit einem Schuss aus 60 Metern ins verlassene Tor des kampfstarken Aufsteigers und sicherte seinem Team drei wertvolle Punkte. „Was die Mannschaft seit Wochen leistet, ist sensationell. Die Jungs haben einen unglaublichen Willen“, sagte Harry Lange nach dem spannenden Match. Sein österreichischer Landsmann und Kollege, Herbert Hohenberger, sah die Ursache für die Niederlage in der „verschlafenen Anfangsphase. Wir haben in den ersten Minuten zwei kapitale Fehler gemacht und schnell 0:2 hinten gelegen, das war für mich entscheidend“.
Die Rot-Weißen hatten vor dieser Partie erneut große Personalsorgen. Weil beim Kooperationspartner in Köln ebenfalls der Virus grassiert, wurden Robin van Calster und Maximilian Glötzl zurück an den Rhein beordert. Zwar kehrte Fabian Herrmann nach zehn Tagen Zwangspause zurück in den Kader und auch Co-Trainer Hugo Boisvert stand wieder an der Bande, aber mit Felix Bick, Tristan Keck, Taylor Vause, Philipp Wachter, Nikonor Dobryskin, Andi Pauli und Patrick Seifert war die Liste der Ausfälle erneut lang. Im Tor stand wiederum der starke Philipp Maurer, Keeper Nummer zwei war wie schon am Sonntag in Ravensburg Nicolas Moll aus dem eigenen Nachwuchs der Roten Teufel. „Ich weiß nicht, wie lange wir unter diesen Umständen dieses hohe Tempo noch gehen können. Wir alle hoffen auf mehr Personal. Vielleicht schon am Freitag gegen Frankfurt“, sagte Harry Lange, der diesmal seine dritte Angriffsformation mit Marc El-Sayed, Fabian Herrmann und Leon Köhler besonders lobte: „Die Jungs haben das großartig gemacht.“
Die Roten Teufel führten früh 2:0. Mit einem Doppelschlag innerhalb von nur 18 Sekunden sorgten Fabian Herrmann und Jerry Pollastrone in der fünften Minute für Stimmung auf den Rängen. Pollastrone, der in Abwesenheit von Taylor Vause den Goldhelm als Top-Scorer trägt, startete direkt nach dem 2:0 elegant durch, aber er scheiterte am Selber Keeper Michel Weidekamp. Die Wölfe erholten sich von dieser kalten Dusche recht schnell. Es ging hin und her, Chancen gab es auf beiden Seiten. Als Huba Sekesi auf die Strafbank wanderte, stellte der Gast den Anschluss her. Brett Thompson traf im zweiten Versuch gegen Philipp Maurer. Zwar kontrollierten die Schiedsrichter, ob der Treffer regulär war, aber die Videobilder zeigten deutlich, dass der Puck hinter der Linie war, bevor das Tor verschoben wurde. Der ECN antwortete mit viel Elan in der Offensive. Mehrmals lag der dritte Treffer in der Luft. Die klarste Möglichkeit bot sich Mick Köhler, der nach feinem Zuspiel von Kevin Schmidt den Puck direkt nahm, doch Weidekamp stand goldrichtig und wehrte ab. Gegen Ende des ersten Drittels kassierte Leon Köhler eine kleine Strafe. Selbs Powerplay verpuffte, weil die Rot-Weißen konzentriert verteidigten. Marc El-Sayed hätte in dieser Unterzahl bei einem Konter fast das 3:1 erzielt, aber sein Schuss ging knapp am Tor vorbei.
Das Mitteldrittel geriet aus der Sicht des Favoriten zum Drittel der vergebenen Chancen. Dreimal Powerplay, dicke Möglichkeiten unter anderem von Leon Köhler und Jerry Pollastrone, viele Schüsse auf das gegnerische Tor – aber der Kasten des 23 Jahre alten Michel Weidekamp schien wie vernagelt. Selb kämpfte vorbildlich, wehrte sich und konnte dann nach einem Konter jubeln. Feodor Boiarchinov gelang in der 32. Minute mit einem platzierten Schuss der 2:2-Ausgleich. Pech für die Wölfe, dass ihr Top-Scorer Brett Thompson in der 35. Minute angeschlagen in die Kabine ging und auch zum letzten Abschnitt nicht mehr zurück kam.
Die letzten 20 Minuten hatten es in sich. Der ECN optisch überlegen, Selb verlegte sich auf’s Kontern. Doch dann fiel es, das erlösenden 3:2, heftig bejubelt von den Rängen. 52. Minute: Mick Köhler angelt sich die Scheibe, bedient Jordan Hickmott. Der Kanadier sieht Tomas Schmidt, passt mit Übersicht zum Verteidiger, der aus spitzem Winkel vollendet. Doch es waren immer noch achteinhalb Minuten auf der Uhr. Die Wölfe gaben nicht auf, und so mussten die Fans der Roten Teufel bis zum Schluss zittern. Selbs Coach Herbert Hohenberger nahm in der 59. Minute seinen Keeper vom Eis. Weil Stefan Reiter und Nick Miglio wegen übertriebener Härte gemeinsam auf der Strafbank saßen, standen fünf Selber gegen vier Nauheimer Feldspieler auf dem Eis. Selb spielte die Scheibe tief ins Drittel des ECN. Tomas Schmidt angelte sich den Puck hinter dem eigenen Tor, drehte sich und traf aus 60 Metern ins verwaiste Tor des Aufsteigers – das war das 4:2, exakt 53 Sekunden vor dem Ende einer umkämpften Partie.
EC Bad Nauheim: Maurer – Kevin Schmidt, Tomas Schmidt, Stephan, Sekesi, Shevyrin – Pollastrone, Hickmott, Mick Köhler, Körner, Wörle, Reiter, Herrmann, El-Sayed, Leon Köhler.
Trainer: Harry Lange.
Selber Wölfe: Weidekamp – Ross, Slavetinsky, Ondruschka, Silbermann, Böhringher, Walters – Miglio, Thompson, Boiarchinov, Aquin, Gelke, Deeg, Klughardt, Vantuch, Reuß, Gimmel.
Trainer: Herbert Hohenberger.
Tore: 1:0 (4:35) Herrmann (El-Sayed, Leon Köhler), 2:0 (4:53) Pollastrone (Hickmott, Körner), 2:1 (10:00) Thompson (Miglio, Slavetinsky – 5:4), 2:2 (31:57) Boiarchinov (Ross, Thompson), 3:2 (51:29) Tomas Schmidt (Hickmott, Mick Köhler), 4:2 (59:07) Tomas Schmidt (4:5 – empty net).
Schiedsrichter: Falten/Schmidt. – Linienrichter: Kyei-Nimako/Van Himbeeck.
Strafminuten: Bad Nauheim 10, Selb 8.
Zuschauer: 1302.