Unsere stillen Helden – Folge 3: Doris Winkes

Zeitnahme, Offizieller Spielbericht, Statistiken und mehr – seit unglaublichen 39 Spielzeiten das Metier von Doris Winkes. Das Eisstadion am Großen Teich wurde schon in Kindheitstagen zum zweiten Wohnzimmer für die gebürtige Friedbergerin, die in Ober-Mörlen aufgewachsen ist. Kein Wunder eigentlich, denn ihr 2017 verstorbener Vater Willi Winkes war einst B-Nationalspieler, Spieler beim VfL und Trainer im Nachwuchs- und Seniorenbereich des EC Bad Nauheim. Zwischen den Strafbänken, direkt an der Plexiglasscheibe, links neben Stadionsprecher Richard Eberhard: Dort befindet sich an DEL2-Spieltagen der „Arbeitsplatz“ von Doris, die sich auch mit Statuten, Regularien, Satzungen und Durchführungsbestimmungen super auskennt. Wir haben mit der Allrounderin, die in Langenhain-Ziegenberg wohnt, ein Interview geführt.

Doris, wie bist Du vor der Saison 1983/84 zu diesem „Job“ gekommen?
Wenn ich meinen Vater sehen wollte, war die Chance im Stadion am größten. Wir haben während des Trainings und den Spielen viel Zeit bei Familie Lang oben in der Gaststätte verbracht. Meine Schwester Monika war als Zeitnehmerin bzw. Punktrichterin bei der Jugend aktiv, mein Sohn Nico hat später selbst in der Jugend gespielt, so dass ich in diese Funktion reingerutscht bin, nachdem Moni vermehrt als Schiedsrichterin im Einsatz war. Damals hat mich Andy Greb angesprochen, ob ich nicht bei der Ersten Mannschaft im Zeitnahme-Team unterstützen kann.

Was motiviert Dich für diese ehrenamtliche Funktion, die Du jetzt schon so lange ausübst?
Man ist nah dran am Eishockey. Das ist ein faszinierender Sport. Außerdem macht es Spaß in unserem Team, da sind einige ja auch schon länger dabei.

Wer gehört alles zum Team und welche Aufgaben sind zu erfüllen?
Richard Eberhard am Mikrofon, Annette Dietrich, Ingrid Steube, Manuel Klaus, Günni Brack, Kalli Langsdorf, Peter Lepich und Max Böhler, der jetzt neu dazu gekommen ist. In der Kurzform: Wir füttern das digitale System HoLeMa, geben die Spieldaten wie Aufstellungen, Torschützen, Assists ein, bedienen die Uhr, kümmern uns um die Strafbänke und Strafzeiten, zeigen die Power- und Goalbreaks an, besetzen den Videobeweis usw. Unsere „Statistik-Scouts“ Sara Weiser, Marcel Bohl sowie Holger Hess liefern in den Drittelpausen und direkt nach Schlusssirene weitere Informationen zu Schüssen, Bullys und den Plus-/Minus-Bilanzen der Spieler. Die DEL2-Homepage und SpradeTV greifen automatisiert auf diese Daten zu.

Wie lange bist Du vor und nach einem Spiel da?
Zwei Stunden vorher und rund 45 bis 60 Minuten nach dem Ende – wenn alles glatt läuft. Der vollständige Spielbericht muss hinterher mit den Schiedsrichtern abgestimmt werden und wir holen alle erforderlichen Unterschriften ein.

Hat die Uhr immer funktioniert?
Nein, natürlich nicht. Aber das kam selten vor und kann man an einer Hand abzählen. Früher hatten wir unsere graue „Notfall-Uhr“. Heute könnten wir uns mit dem Laptop, unseren Handys und Stoppuhren behelfen.

Was war Dein kuriosestes Spiel?
Anfang März 2006 steckte der EHC Klostersee im Schneechaos auf der Autobahn fest. Wir wussten nicht, ob überhaupt gespielt werden kann. Mit fast vierstündiger Verspätung ging es um 23:15 Uhr los und um 1:23 Uhr nachts war das Spiel zu Ende.

Erinnerst Du dich an eine bestimmte Anekdote?
Im letzten VfL-Jahr holte mein Vater die beiden Ausländer Bill Lochead und Mike Zettel vom Frankfurter Flughafen ab. Beide haben bei uns in Ober-Mörlen übernachtet, bis sie ihre Wohnungen beziehen konnten.

Welche Saison war die schönste?

Die Oberliga-Meisterschaft 2013 mit der Finalserie gegen Kassel. Kurz vorher hatte Nico mit seinem Team auch die Deutsche Juniorenmeisterschaft gewonnen. Das war natürlich eine traumhafte Saison. Das Winter Game 2019 auf dem Bieberer Berg in Offenbach bleibt als Highlight ebenfalls in besonderer Erinnerung.

Und Du hast eine Wette gewonnen. Erzähle uns bitte den Hintergrund …
Mit einem der Eismeister hatte ich 2013 gewettet, dass sowohl die Oberliga-Mannschaft als auch die Junioren den Titel holen. Mein Gewinn war eine Fahrt auf der „Zamboni“. Als die Saison zu Ende ging, durfte ich vor dem Abtauen ganz alleine eine Runde auf dem „Heiligtum“ der städtischen Eismeister drehen.

Welche Saison war die schlimmste?
Eigentlich die Zeitspanne zwischen 2004 und 2006. Nach der Halbfinal-Niederlage gegen Landshut hörte Mäzen Hans-Bernd Koal auf und der EC musste aus der 2. Bundesliga zurück in die Regionalliga. Nach einem Jahr waren wir zwar wieder in der Oberliga, aber die desaströse Meisterschaftsrunde 2005/06 endete mit der Insolvenz. Am schlimmsten war aber der Moment am 19. April 1998, als sich nach dem Playoff-Spiel gegen Iserlohn die traurige Nachricht verbreitete, dass Marc Teevens gestorben ist.

Was machst Du im Sommer in deiner Freizeit?
Meine Tochter Kim hat jahrelang in der dritten Liga Handball gespielt, meine Söhne Nico und Till und mein Mann Andreas waren und sind im Fußball aktiv. Da musste darauf geachtet werden, dass die Urlaube nicht mit den Sport-Terminen kollidieren. Wir sind regelmäßig Ski gefahren und das machen weiterhin. Heute lautet die Devise aber auch: Sommer, Sonne, Strand oder Pool im Garten.

Wer sind Deine persönlichen Starting Six?
Im Tor Markus Flemming. Die Verteidigung bilden Daniel Ketter und Claire Alexander, den Sturm Bill Lochead, Greg Evtushevski und Olaf Scholz. Als Trainer würde ich Petri Kujala und Harold Kreis nennen.

Doris, ein großes Dankeschön für die sehr interessanten Einblicke. Du lebst die rot-weiße Leidenschaft und bist ein verlässlicher Teamplayer. Wir freuen uns auf viele, viele weitere rot-weiße Eishockey-Feste mir Dir.