Unsere stillen Helden – Folge 7: Franzisco Lucio Tippmann
Siggo, der Mann für alle Fälle
Jeder kennt ihn. Er ist immer da. Dort, wo Hilfe gebraucht wird. Franzisco Lucio Tippmann, den alle nur „Siggo“ nennen, ist durch und durch Fan und Freund des Eishockeys in Bad Nauheim. Ein Unikum und einer, der heute unsere Serie fortsetzt.
Siggo, Du bist schon so lange Jahre dabei. Erinnerst Du Dich dennoch spontan an Dein erstes Spiel im Colonel-Knight-Stadion?
Mein erstes Spiel war 1974. Gegen wen, weiß ich aber nicht mehr. Ein Onkel nahm mich damals zu diesem Spiel mit. Er ging damals unregelmäßig zu den Spielen. Ab diesem Zeitpunkt nahm er mich so zwei- bis dreimal pro Saison mit zu Spielen, musste ja auch alles mit der Schule passen. Ab der Saison 79/80 bin ich dann regelmäßig zu den Spielen mit einem Fußballkumpel und dessen Vater mitgefahren und habe dann auch leider das Ende des VfL miterleben müssen. Zum Ende dieser Ära war Bill Lochead mein Idol.
Du und der EC – war das Liebe auf den ersten Blick?
Ja, auf alle Fälle. Als Kind ist man für solche neue Erlebnisse sowieso empfänglicher. Was mich von Anfang an fasziniert hat, war die Schnelligkeit und „Härte“ dieser Sportart. Auch die damalige Stimmung und die vielen Zuschauer, war natürlich etwas, was man als Kind so noch nie erlebt hatte. Später waren es dann meine Kumpels, die mich immer wieder dorthin gezogen haben. Seither gilt: Bin gekommen, um zu bleiben …
Nenne die drei schönsten Momente, die Du mit dem EC erlebt hast.
1. Habe mein Frau Andrea im CKS 1987 auf den Stufen der Südkurve kennen gelernt.
2. Spiel 5 in Kassel am 21.04.2013, 21:08 Uhr und somit der Aufstieg in die DEL2.
3. Jeder Derbysieg gegen Frankfurt und Kassel 😊 … Eine tolle Sache waren aber sicherlich auch die Sonderzüge und zuletzt h die überragende Aktion mit der Fahrt nach Krefeld mit insgesamt 13 Bussen und natürlich der dortige Sieg.
Welcher Sieg schmeckte am besten?
Eindeutig der 3:2-Sieg am 21.04.2013 in Kassel. „Killer-Miller“ … unvergessen! Bekomme heute immer noch Gänsehaut, wenn ich mir das anschaue bzw. sehe. Da werden die Augen auch heute noch feucht.
Welche Niederlage schmerzte am meisten?
Spiel fünf im Jahr 1999, Endspiel in Essen – 0:1 nach Penaltyschiessen verloren! Peter Draisaitl …
Wie gehst Du generell mit Niederlagen um?
Heute bin ich da gelassener als früher. Früher hab ich mich da noch tagelang drüber aufgeregt.
Woher nimmst Du die Motivation, dass Du Dich immer und immer ehrenamtlich wieder für den EC engagierst?
Der EC und das Eishockey haben mir in all den Jahrzenten so viele tolle Momente und Freundschaften beschert. Meine Identifikation mit dem Club (sowohl GmbH als auch der Stammverein) ist dadurch sehr groß. Ich möchte einfach auch immer wieder etwas zurück geben wollen. Am 26.03.1986 habe ich damals mit neun anderen Fans den Fanclub Rote Teufel auf den Stufen der Südkurve auf einem Bierdeckel gegründet. Was damals aus einer Bierlaune heraus geschehen ist, entwickelte sich bis heute zum mit Abstand größten Fanclub des EC Bad Nauheim. Aktuell haben wir etwas mehr als 200 Mitglieder und ich bin nun seit über zehn Jahren der Erste Vorsitzende. Wir helfen und unterstützen, wo wir nur können. Sei es durch „Manpower“ wie zuletzt, als wir elf der 13 Busse nach Krefeld betreuten oder aber auch beim Weihnachtssingen, wo wir zuletzt auch wieder mit über 20 Mitgliedern im Einsatz waren. Dieser Zusammenhalt ist das, was mir so viel bedeutet und was mich immer wieder motiviert, auch bei anderen Dingen zu helfen. Nach dem Tod vom „Obba Richard“ kam die Frage an mich von Tim Talhoff und Andreas Ortwein, ob ich übergangsweise die Schiedsrichterbetreuung übernehmen könnte, wo ich dann auch gerne zugesagt habe. Unserem Nachwuchsverein haben wir als Fanclub über all die Jahre mit vielen tausenden Euros unterstützt, damit dort zum Beispiel dringend notwendige Ausrüstung angeschafft werden konnte. Wir als Fanclub unterstützen hier immer wieder gerne. Natürlich bin ich auch Kommanditist des ECN.
Denkst Du, dass sich im Laufe der Jahre die Stimmung verändert hat?
Ja, die Stimmung hat sich verändert. Früher haben wir als Fanclub in der Südkurve mit unserer Trommel gestanden und versucht, Stimmung zu machen. Das war damals aber alles nicht so koordiniert. Hier muss ich mal die Fanatics loben, welche sich dieser Sache angenommen haben und heute eine sehr koordinierte und durchgehende Stimmung ermöglichen. Als jemand, der alle Stadien der Liga kennt (bis auf das neue Stadion in Weisswasser), bin ich sowieso der Meinung, dass bei uns die beste Stimmung der ganzen Liga herrscht, egal, ob wir am gewinnen oder verlieren sind.
Welche Hobbys hast Du neben dem EC Bad Nauheim?
Seit 1989 bin ich beim Baseballclub Friedberg Braves und seit 1990 dort auch im Vorstand. Bin auch hier in mittlerweile über 30 Jahren durch alle Höhen und Tiefen mitgegangen.
Ein weiteres riesiges Hobby von mir ist BBQing (grillen) , was ich über die Jahrzehnte intensiv gelebt und auch in einer gewissen Art und Weise perfektioniert habe. Gebe auch Grillkurse. Zudem sammele ich alles was es von der Bad Nauheimer Eishockeygeschichte zu sammeln gibt und alles, was mit Weber Grill zu tun hat. Ich besitze z.B. 47 unterschiedliche Grills von Weber, der älteste davon ist über 50 Jahre alt und viele, viele Kisten mit allem möglichen Zubehör. Vom Bad Nauheimer Eishockey besitze ich ebenso unzählige Kisten mit Original-Trikots, Schals, Fanware etc., alles nur erdenkliche halt …. Ich denke auch, das ich die größte Pin-Sammlung zur Bad Nauheimer Eishockey-Geschichte besitze.
Nenne bitte Deine persönliche Starting Six.
Tor: Jan Guryca
Verteidigung: Steffen Michel / Dale Reinig
Sturm: Bill Lochead / Greg Evtuchevski / Marc West
Coach: Ricki Alexander
Du kennst sehr viele Stadien. Welches ist Dein Lieblings-Stadion?
Ich bin ja eher so der Freund von alten Stadien. Da darf es gerne zügig und kalt sein, also so wie unser CKS. Da fühle ich mich wohl. Und natürlich ist mein Lieblingsstadion das CKS. Bin aber auch früher immer gerne z.B. nach Düsseldorf an die Brehmstrasse gefahren. In der DEL2 fahre ich gerne nach Bayreuth und Crimmitschau.
In den langen Jahren entwickeln sich sicherlich auch Freundschaften zu Fans anderer Vereine?
Definitiv. War früher alles noch intensiver. Heute pflege ich ich gute Kontakte nach Ravensburg und Bayreuth.
Wie kam es zum Spitznamen Siggo?
Siggo ist eine Ableitung von meinem eigentlichen Vornamen Franzisco, bin ja auch Halbspanier. Der war wohl damals wohl allen zu lange, und somit wurde aus (Fran)zisco wohl Siggo. So wurde es mir zumindest von meiner Mutter erklärt. 😊
Siggo, wir danken Dir und wünschen uns, dass Du noch lange Jahre dabei bleibst.
Foto: Chuc.de