Wie alles begann…

Der 15. Februar 1947 war ein Samstag. An diesem Tag und dem darauffolgenden Sonntag hatte der 1888 gegründete Deutsche Eislauf Verband (DEV) die deutschen Eishockey-Vereine aus dem Südwesten des Landes aufgerufen, erstmals nach dem zweiten Weltkrieg ein Turnier zur Qualifikation für die Deutschen Eishockey Meisterschaft 1947 zu veranstalten. Der Wettbewerb wurde auf dem Frankfurter Zooweiher ausgetragen. Daran beteiligen sich die Clubs SC Forsthausstraße Frankfurt, SC Frankfurt 1880, der VfL Schwenningen, der ERV Stuttgart und ein vollständig neues Team aus der Wetterau: der VfL Bad Nauheim.

Es war die Geburtsstunde des Bad Nauheimer Eishockeys, einer Erfolgsstory, die auf dem heutigen Tag genau 75 Jahre Sportgeschichte feiert. Jeder Eishockey-Interessierte in Deutschland, ganz bestimmt aber jeder Fan des Nauheimer Eishockeys, kennt diese Geschichte zu genüge, als der VfL alle renommierten Clubs mit Kantersiegen nur so vom Eis fegte.

Zu verdanken war dieses „Eishockey-Wunder“ einer Handvoll Spieler aus dem ostpreußischen Rastenburg. Von ihrem ehemaligen Spieler Hans Unger zusammengerufen, kamen sie in die Badestadt, wo Colonel Knight mit seiner Kunsteisbahn für optimale Verhältnisse für ihren Sport gesorgt hatte. Jetzt spielten sie nicht mehr als Rastenburger SV, sondern unter dem Logo des Bad Nauheimer Sprudels als VfL Bad Nauheim zusammen. So legten sie den Grundstein für den Ruf einer großen Traditionsmannschaft in der bis dato im Eishockey völlig unbekannten Stadt.

Rastenburg heißt heute Kętrzyn und liegt im Nordosten Polens unweit der Grenze zur russischen Enklave zwischen Polen und Litauen. Genau von dort erreichte uns vor kurzem ein Brief von Tomasz Poja. Er wohnt im ehemaligen Rastenburg und hat im Rahmen einer Chronik-Reihe auch dem Rastenburger SV ein Buch gewidmet. Ein elfseitiges Kapitel schildert auch die Anfänge des Nauheimer Eishockeys und würdigt dabei die Verdienste der ehemaligen Spieler des RSV.

Der Abschnitt schildert den Bürgern Kętrzyns viele interessante Details über die Kurstadt, angefangen von der Salzgewinnung durch die Kelten bis hin zur Entwicklung einer Welt-Kurstadt um die Jahrhundertwende. Das hierzulande bekannte „Weihnachtswunder“ mit dem Ausbruch des großen Sprudels, der Erhebung zum Kurort, seines besonderen Status im 2. Weltkrieg, wo angeblich US-Präsident Roosevelt sein schützende Hand über die Stadt hielt, weil er dort als Junge seinen Vater auf einer Kur begleitete und die Stadt lieben gelernt hatte, bis hin zu Anekdoten, wie Margot Unger mit Colonel Knight auf dem Boden ihres Hotelzimmer sitzend, weil sie nur über einen einzigen Stuhl verfügte, über die Schaffung eines Eisstadions sprach.

Auch der einführend erwähnten Qualifikation zur deutschen Eishockey Meisterschaft 1947 werden viele Zeilen gewidmet. Vieles ist den geschichtsinteressierten Nauheimern davon wohl bekannt, doch all die Dinge aus der Sicht eines „Rastenburgers“ zu lesen, ist eine spannende Sache. Der Artikel wird begleitet von vielen Fotos aus der Zeit vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg. So sind auch Fotos aus der Anfangszeit des Nauheimer Eishockeys zu sehen und Bilder der Rastenburger Spieler im Trikot des RSV.

Leider gibt es diesen Artikel nur in polnischer Sprache. Tomasz Poja spricht kein Deutsch, hat aber den Artikel über einen automatischen Übersetzter im Internet ins Deutsche übersetzt. Etwas kantig zu lesen, aber durchaus verständlich. Sein Anliegen war es hauptsächlich, durch einen Kontakt mit Bad Nauheimern weitere Hintergrundinformationen zu sammeln. Soweit es möglich war, hat er diese

auch bekommen. Wir meinen: Anlässlich des Jahrestages des ersten offiziellen Auftritts eines Bad Nauheimer Eishockeyteams ist diese Information einen kleinen Artikel in unserer Stadionzeitung wert. Wer weitere Informationen zu diesem Artikel haben möchte, kann sich gerne an die EC-News-Redaktion oder aber direkt an Thomas König wenden.