Wieder Drama: Lunemann und Hickmott sind die gefeierten Helden

„Die Mannschaft hat Herz und Charakter. Das hat man heute wieder gesehen“. Harry Lange war nach dem hauchdünnen 4:3-Sieg gegen die Eispiraten Crimmitschau die Erleichterung anzusehen. Kein Wunder, denn gegen den starken Tabellenführer, der seine erste Niederlage in dieser noch jungen Saison kassierte, trafen die Roten Teufel vor 2629 Fans einmal mehr in der turbulenten wie hochdramatischen Schlußphase zum 3:3 durch Tim Coffman und gewannen schließlich das Penaltyschießen. Jordan Hickmott verwandelte dabei zweimal gegen den guten Crimmitschauer Keeper Christian Schneider. Auf der anderen Seite avancierte Niklas Lunemann zur entscheidenden Figur. Der junge Torwart ließ sich nur einmal überwinden und hatte beim Lattentreffer von Vincent Saponari das Glück des Tüchtigen. So feierte die Anhängerschaft glückselig die beiden Punkte und freute sich auf den nächsten Dienstag. Am „Tag der Deutschen Einheit“ steht das nächste Match im Colonel-Knight-Stadion an, dann kommen die Lausitzer Füchse.

Die Roten Teufel hatten im Duell gegen den Spitzenreiter einen Traum-Start erwischt. Gleich der erste Angriff brachte das umjubelte 1:0. Über Schmidt und Coffman kam der Puck zum aufgerückten Verteidiger Fischer, der nach nur 40 Sekunden direkt zum 1:0 vollendete. Ein Wirkungstreffer? Nein, Crimmitschau zeigte sich unbeeindruckt und egalisierte rund zwei Minuten später zum 1:1. Zwar kontrollierten die Unparteiischen den Treffer per Videobeweis, aber das Tor durch Kanya war korrekt. Das Tempo war in der Folge hoch. Crimmitschau spielte mit Selbstvertrauen, der EC hielt mit viel Einsatz dagegen. Tim Coffman bot sich in der elften Minute eine gute Gelegenheit, der Amerikaner scheiterte aber am Eispiraten-Keeper Schneider. Dann gingen die Referees erneut zum Videobeweis. Ein Schuss des Schweden Lindberg landete am Gestänge. Schwer zu sehen in der realen Geschwindigkeit, aber am TV und in Zeitlupe wurde es deutlich: kein Tor. So blieb es nach 20 interessanten Minuten beim Remis.

Zu Beginn des zweiten Drittels bekam der EC zum zweiten Mal die Gelegenheit zum Powerplay. Crimmitschaus Smith verbüßte eine kleine Strafe. Der EC bemüht, durchaus auch mit druckvollen Phasen, doch vor dem Tor, im Slot, fehlte die Durchschlagskraft. Die beste Gelegenheit hatte Lillich auf dem Schläger, aber Eispiraten-Torwart Schneider war beim Direktschuss des Angreifers zur Stelle. Auf der anderen Seite reichte dem Gast eine Unaufmerksamkeit zur Führung. Der Nutznießer in der 26. Minute hieß Zikmund, der mit seinem ersten Saisontreffer zum 1:2 aus der Sicht der Hausherren traf. In der Folge intensivierte der EC weiter seine Offensivbemühungen, musste aber stets aufpassen, denn der Tabellenführer blieb bei Kontern gefährlich. Die Fans spürten das permanente Bemühen ihrer Mannschaft, standen nach dem Powerbreak geschlossen auf und trieben die Mannschaft nach vorne. Aber die Eispiraten arbeiteten in der Defensive konzentriert. Die Versuche von Herrmann, Hickmott und Orendorz, der frei vor Schneider auftauchte und am Keeper scheiterte, verpufften.

Das letzte Drittel: Die Roten Teufel kämpften leidenschaftlich. Spielerisch wollte nicht so viel gelingen, zumal die Eispiraten clever verteidigten und vor dem eigenen Tor konsequent arbeiteten. So musste ein „dreckiges Tor“ her. Taylor Vause traf aus dem Gewühl zum 2:2, es war das vierte Saisontor des Centers. Der EC im Aufwind, aber Crimmitschau nutzte die nächste Kontergelegenheit aus. Nach Pass von Saponari traf Balinson präzise ins Tordreieck – 2:3.

Doch in Bad Nauheim ist in dieser Saison Drama angesagt. Torwart Lunemann eilte 70 Sekunden vor dem Ende vom Eis, Crimmitschaus Balinson leistete sich an der Bande ein Foul an Vause. Die Folge: Bad Nauheim nahm eine Auszeit und spielte mit sechs gegen vier Feldspielern. Exakt 20 Sekunden dauerte es, da bediente Vause mit einem Querpass Coffman – 3:3 genau 43 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit. Das CKS tobte, es ging in die Overtime. Zwar verbuchte der EC durch Vause die erste dicke Möglichkeit, doch dann rettete Lunemann dreimal überragend und brachte somit sein Team ins Penaltyschießen.

Auch hier herrschte unglaubliche Spannung. Hickmott traf für den EC, auf der anderen Seite verwandelte Balinson. Crimmitschaus Saponari hatte die Chance zur Entscheidung, sein Schuss prallte jedoch an die Unterkante der Latte. Die Schiedsrichter schauten sich die Szene auf Video an, aber die Entscheidung fiel schnell – kein Tor. Nach jeweils drei Penalties und einem Treffer auf beiden Seiten ging es weiter. Lunemann parierte gegen Balinson, auf der Gegenseite verwandelte Hickmott auch seinen zweiten Penalty und sicherte somit dem EC zwei wertvolle Punkte.

EC Bad Nauheim: Lunemann – Erk, Dersch, Kevin Schmidt, Fischer, Seifert, Hafenrichter, Reiner, Tropmann – Herrmann, Coffman, Hickmott, Orendorz, Vause, Lillich, Pollastrone, Weiß, Körner, Steck, El-Sayed.

Trainer: Harry Lange.

Eispiraten Crimmitschau: Schneider – Balinson, Scalzo, Thomas, Sturm, Oleff, Kreutzer, Schmidt – Verbeek, Kanninen, Walsh, Saponari, Lindberg, Smith, Feser, Reichel, Zikund, Böttcher, Kanya, Büsing.

Trainer: Jussi Tuores.

Tore: 1:0 (00:40) Fischer (Coffman, Schmidt), 1:1 (02.51) Kanya (Büsing), 1:2 (25:41) Zikmund (Büsing, Lindberg), 2:2 (49:26) Vause, 2:3 (52:54) Balinson (Saponari, Feser), 3:3 (59:17) Coffman (Vause, Schmidt – 6:4), 4:3 Penalty Hickmott,

Schiedsrichter: Janssen/Cespiva. – Linienrichter: Borger/Reitz.

Strafminuten: Bad Nauheim 0, Crimmitschau 6.

Zuschauer: 2629.

Schüsse: 32:25.