Wieder ein Krimi: Vause und Meier retten zwei Punkte

Ein spektakuläres Schlussdrittel hat am Sonntag die DEL2-Heimpremiere des EC Bad Nauheim auf den Kopf gestellt. Mit 4:3 (0:1, 2:2, 1:0 – 1:0) drehten die Roten Teufel ein kompliziertes Match gegen die Dresdner Eislöwen, die 40 Minuten lang überzeugten, aber am Ende nur einen Zähler mit auf die Rückfahrt nach Sachsen nehmen durften. „Goldhelm“ Taylor Vause erzielte zum einen den späten 3:3-Ausgleichstreffer und das Siegtor in der Overtime. „Die ersten zwei Drittel waren wirklich schlecht. Dresden hatte viel Speed, wir haben uns nicht genügend unterstützt, die Passqualität war mies. Ohne Maxi Meier wäre das Spiel für uns schon beendet gewesen. Im letzten Abschnitt sind wir gut zurückgekommen und haben uns dadurch den Sieg verdient“, bilanzierte EC-Trainer Harry Lange.

Im Duell zweier Mannschaften, die ihre Start-Partien am Freitag jeweils nach Verlängerung gewonnen hatten, fehlten bei den Sachsen der neue Kapitän David Suvanto (für ihn trug Vincent Hessler das „C“ auf der Brust), Stammkeeper Janick Schwendener, Verteidiger Arne Uplegger sowie die Angreifer Lukas Koziol und Timo Walther, der operiert werden muss und mindestens bis Weihnachten ausfällt. So lange hat derweil Marco Baßler Zeit, sein Können unter Beweis zu stellen. Der 24-jährige Flügelstürmer unterschrieb einen dreimonatigen Tryout-Vertrag, konnte in Bad Nauheim allerdings auch nicht mitwirken.

Die Fans der Roten Teufel hatten sich am Nachmittag mit einem Fanmarsch von der Dankeskirche zum Colonel-Knight-Stadion auf die Punktspiel-Heimpremiere eingestimmt. Vorhang auf für die „Teufelsshow 2023-2024“ hieß es dann gleich mit zwei beeindruckenden Choreografien der Südkurve, über der seit wenigen Tagen ein riesiges Banner mit der Aufschrift „TRADITION. LEIDENSCHAFT. STOLZ.“ hängt.

Für die Dresdner bedeutete das Overtime-3:2 über Aufsteiger Starbulls Rosenheim den ersten DEL2-Auftaktsieg nach einer zehn Jahre andauernden „Pechsträhne“. Vom ersten Bully weg wollten die Roten Teufel den Schwung des 4:3-Erfolges in Ravensburg auch auf das heimische Eis bringen. Aber die Gäste kammen besser aus den Startlöchern. EC-Keeper Maximilian Meier, der sein Punktspiel-Debüt im Trikot der Kurstädter feierte, meisterte die Dreifach-Prüfung gegen Johan Porsberger, Dani Bindels und Matej Mrazek.

Ebenfalls im Dreierpack gab es die Gelegenheiten für Marius Erk, Jordan Hickmott und Christoph Körner, die entweder an Schulter oder Schoner von Dresden-Schlussmann Pascal Seidel hängen blieben. Einen Turnover in der Nauheimer Defensivzone nutzte Tom Knobloch (9. Minute) zum 0:1. Meier parierte anschließend mit drei Schonersaves gegen EC-Eigengewächs Garret Pruden und zweimal Tomas Andres.

Die erste Unterzahl überstanden die Teufel, weil Meier glänzend gegen den durchgebrochenen Porsberger abwehrte. Als der Puck nach Christopher Fischers Schuss plötzlich im Eislöwen-Netz zappelte, jubelten die Fans, aber das Tor war vorher aus der Verankerung gerutscht. Kein Erfolgserlebnis für die Hausherren, die Glück hatten, dass wenige Sekunden vor der ersten Drittelsirene ein Verteidiger-Stock das mögliche 0:2 durch Bindels verhinderte.

Kalte Dusche nach 14 Sekunden des Mittelabschnitts: Adam Kiedewicz kurvte durchs EC-Drittel und überwand Meier, der zum zweiten Mal hinter sich greifen musste. Fast hätten Andres und Postel nachgelegt, aber einmal entschärfte Nauheims Torwart, dann blockte ein EC-Verteidiger gerade noch rechtzeitig. Dresden imponierte mit aggressivem Forechecking und wirkte immer den einen Schritt schneller. Meier verhinderte Schlimmeres gegen Andres, Postel und Rundqvist.

Eine Klasse-Einzelaktion von Coffman, gekrönt durch den 1:2-Anschlusstreffer, brachte den EC zurück, doch die Ostdeutschen ließen nicht locker. Jussi Petersen scheiterte an Meier, der danach gegen Lukas Koziol machtlos war. Vorausgegangen war dem 1:3 ein leichtfertiger EC-Scheibenverlust. Die zaghaften Torannäherungsversuche der Gastgeber (Fischer, Seifert, Pollastrone, Weiß, Dersch) verpufften ohne Wirkung. Zweimal rettete Meier in höchster Not gegen Petersen und den auffälligen Kiedewicz. Bei angezeigter Strafe brachte Christopher Fischer die Rot-Weißen wieder ins Geschäft – 2:3, 28 Sekunden vor Ende des zweiten Drittels.

Im Powerplay starteten die Roten Teufel in den dritten Durchgang. Jordan Hickmott und Fischer verpassten in numerischer Überzahl den Ausgleich. Der Vizemeister brannte ein wahres Offensiv-Spektakel ab, immer in der Gefahr, den entscheidenden Konter zu schlucken. Irgendwie wollte die Scheibe trotz bester Chancen nicht den Weg in die Maschen finden.

21:4 Torschüsse zeigte das Statistik-Tableau im letzten Abschnitt zugunsten des EC, der sich für seine Hartnäckigkeit belohnte. Zweieinhalb Minuten vor dem Ende nahm Harry Lange das Timeout und Torwart Meier auf die Bank. Ein Dresdner Befreiungsschlag zischte knapp am Nauheimer Kasten vorbei. Im nervenaufreibenden Sechs-gegen-fünf-Powerplay behielt Taylor Vause den Überblick und drückte den Puck exakt 15,6 Sekunden vor ultimo über die Linie, gefolgt von frenetischem Jubel im Hexenkessel am Großen Teich.

Auch in der Verlängerung zeigten die Roten Teufel tolle Moral, und erneut war es der Kanadier Vause, der nach feinem Zuspiel von Kevin Schmidt den zweiten 4:3-Overtime-Erfolg perfekt machte und für einen starken Bad Nauheimer Saisonstart sorgte.

EC Bad Nauheim: Meier – Kevin Schmidt, Dersch, Erk, Fischer, Seifert, Hafenrichter, Reiner – Lautenschlager, Vause, Lillich, Herrmann, Coffman, Hickmott, Pollastrone, Weiß, Körner, Steck, El-Sayed, Orendorz.

Trainer: Harry Lange.

Dresdner Eislöwen: Seidel – Nicklas Mannes, Hessler, Elten, Karlsson, Riedl, Pruden, Hendreschke – Kiedewicz, Rundqvist, Porsberger, Saakyan, Lukas Koziol, Andres, Bindels, Postel, Petersen, Mrazek, Knobloch, Drews.

Trainer: Corey Neilson.

Tore: 0:1 (08:51) Knobloch (Mrazek, Drews), 0:2 (20:14) Kiedewicz (Porsberger, Hessler), 1:2 (28:45) Coffman (Herrmann), 1:3 (31:01) Koziol (Andres, Saakyan), 2:3 (39:32) Fischer (Coffman, Hickmott), 3:3 (59:45) Vause (Coffman, Fischer – 6:5), 4:3 (61:14) Vause (Schmidt, Lillich – OT).

Schiedsrichter: Apel/Laudan. – Linienrichter: Merten/Treitl.

Strafminuten: Bad Nauheim 4, Dresden 4.

Zuschauer: 2423.

Schüsse: 39:26.

Foto: Chuc.de