Dez. 30, 2024 | News

Wilde Schlussphase: aufopferungsvoll kämpfende Teufel unterliegen in Ravensburg mit 3:6

Es war nicht nur ein wildes Ende des Jahres (mit sieben Siegen in zehn Dezember-Spielen), sondern auch im heutigen letzten Spiel in 2024: sechs Tore fielen in den letzten knapp sieben Minuten beim Gastspiel unserer Roten Teufel in Ravensburg und sorgten für eine Achterbahnfahrt der Gefühle, am Ende behielten die Towerstars auch Dank zweier “Empty Net Goals” beim 6:3 (0:1, 2:0, 4:2)-Sieg die Oberhand. Überschattet wurde die Partie von einer Verletzung von Zach Kaiser zu Beginn des zweiten Drittels.

Starke Anfangsphase für die Gäste

Die Roten Teufel begannen exakt mit demselben Lineup, das zwei Tage zuvor den Auswärtssieg in Regensburg einfahren konnte. Und ähnlich wie bei dem Match in der Domstadt legten die Hessen auch bei den Towerstars los wie die Feuerwehr und kamen nach gerade mal vier Spielminuten bereits zu zwei Hochkarätern von Steck und Aubin, beide Male musste Ravensburgs Goalie Ilya Sharipov in höchster Not klären. Die Oberschwaben bekamen einiges an Druck von den Kurstädtern, die eine Strafzeit der Hausherren wegen Spielverzögerung förmlich erzwangen (5.). Im stark vorgetragenen Powerplay erspielten sich Aubin und Orendorz gute Einschussgelegenheiten, doch Sharipov als meist beschäftigter Mann in den ersten zehn Minuten hatte erneut etwas dagegen. Gerade wieder komplett, da hatte der Towerstars-Torsteher allerdings das Nachsehen: Zach Kaiser stahl sich im Rücken der Abwehr in den Slot, wo er mustergültig von Parker Bowles bedient wurde. Der Deutsch-Kanadier markierte mit einem Onetimer sein bereits 10. Saisontor zur 1:0-Führung für die Rot-Weißen (7.).

Ravensburg fiel zunächst keine Antwort ein, verzweifelte Schüsse kamen eher aus der Ferne oder von der Seite und waren somit kein großes Problem für Jerry Kuhn. Dann aber die 10. Minute: nach einem langen Pass war Mat Santos plötzlich frei durch. Eine starke – und vor allem faire – Rettungstat von Marius Erk verhinderte Schlimmeres aus Sicht der Hessen. Dies war aber der Aufgalopp für ein nun stärker agierendes Team der Gastgeber: die Towerstars waren jetzt mutiger mit zwei Mann im Forecheck und setzten die Bad Nauheimer Defensive unter Druck. Die Gäste kamen dadurch nur noch sporadisch vor das gegnerische Tor, während die Oberschwaben jeweils zwei Mal durch Karlsson sowie Santos (13. / 16.) zu sehr aussichtsreichen Chancen kamen, die ein nun deutlich mehr beschäftigter Jerry Kuhn in bewährter Manier entschärfen konnte, so dass es mit der knappen Führung in die erste Pause ging.

Ravensburg dreht das Spiel

Die Gastgeber knüpften dort an, wo sie nach 20 Minuten aufgehört hatten: Mat Santos zwang direkt nach Wiederanfpiff Kuhn zu einer Glanztat, als der gebürtige US-Amerikaner den Puck noch vor der Linie mit einer tollen Reaktion zu fassen bekam. Schrecksekunde dann für die Gäste: abseits des Spielgeschehens verletzte sich Zach Kaiser und musste in der Kabine behandelt werden. Der Torschütze des Bad Nauheimer Treffers konnte nicht weitermachen (ein MRT soll morgen Näheres bringen) und wurde fortan durch Doppelschichten von Brent Aubin und Taylor Vause ersetzt. Diese Situation sorgte kurzzeitig für eine Unaufmerksamkeit bei den Roten Teufeln, die Ravensburgs Robbie Czarnik mit einer sehenswerten Einzelaktion bestrafte, als der Angreifer zunächst Marius Erk und dann auch noch Jerry Kuhn beim Ausgleich aussteigen ließ (24.). Die Towerstars waren nun vollends im Spiel, Bad Nauheim stand aber defensiv gut und lauerte auf Konter, wie in der 25. Minute durch den Ex-Ravensburger Luigi Calce, der nach einem Breakaway aber an Sharipov scheiterte.

Die Oberschwaben bekamen das Heft dennoch immer mehr in die Hand, die Hessen konnten nur selten mal mit Gegenangriffen Akzente setzen. Die Towerstars warteten auf die sich ergebenden Gelegenheiten, und es war erneut die Paradereihe, die die Führung der Gastgeber besorgte: Als die Gäste zu weit vom Gegner weg standen, nutzte Czarnik den sich bietenden Platz hinter dem Bad Nauheimer Tor, bediente Santos mustergültig, so dass der Goldhelm keine Mühe beim 2:1 hatte (36.). Doch die Kurstädter bekamen vor der zweiten Pause die nächste ganz große Chance auf den Ausgleich mit einem Zwei-auf-Null-Konter über Lautenschlager und Calce. Die Stürmer spielten sich den Puck mehrmals gegenseitig zu, um so Sharipov aus dem Spiel zu nehmen, doch der Goalie blieb cool und parierte diesen Hochkaräter der Roten Teufel, so dass die Towerstars nach 40 Spielminuten ihrerseits eine Führung mit in die Kabine nehmen konnten.

Wilde Schlussphase mit zwei “Empty Netters”

Die Gäste kamen nochmal mit Elan zurück auf das Eis: Bowles, Vause (44.) sowie Aubin mit einem Drehschuss (46.) suchten den Ausgleichstreffer, fanden jedoch nur Ilya Sharipov, der gewohnt stoisch die Scheiben wegfischte. In diese Phase hinein fiel das 3:1 für die Towerstars: die Topformation der Oberschwaben bekam einmal mehr zuviel Platz, was Santos mit dessen zweiten Treffer des Abends nach feiner Vorarbeit von Karlsson eiskalt ausnutzte (49.). Doch die Hessen konnten noch einmal antworten: nach einem gewonnenen Bully zog Bowles direkt ab, diesmal konnte Sharipov nur abprallen lassen, was Marius Erk mit dem 3:2-Anschlusstreffer erfolgreich nutzte (53.). Dies war der Auftakt zu einer wilden Schlussphase: Mike Pellegrims zog früh Jerry Kuhn für den sechsten Feldspieler, was Dietz mit dem weiten Schuss ins leere Tor nach einem im Angriffsdrittel verlorenen Puck der Roten Teufel bestrafte (56.).

Die Partie war aber immer noch nicht entschieden: nur acht Sekunden später besorgte Julian Lautenschlager den nächsten Anschlusstreffer für die Hessen, nach dem Mike Pellegrims erneut Kuhn vom Eis nahm. Und wieder verloren seine Teufel den Puck in der Angriffszone und abermals war es Fabian Dietz, der mit einem langen Schuss ins verwaiste Tor traf – auch wenn Jerry Kuhn nochmal vom Weg zur Bank umdrehte und in bester Fußballtorhüter-Manier versuchte zu retten, was dann nicht mehr zu retten war. Mit diesem 5:3 war der Drops somit gelutscht und als Czarnik das 6:3 in der 58. Minute markierte – womit die Topreihe der Towerstars alle Tore, außer die beiden “Empty Netter”, machte – war dies nur noch für die Statistiken von Bedeutung. Nur 48 Stunden nach dem harten Spiel in Regensburg war bei diesen Rück- und Nackenschlägen heute Abend in Ravensburg nicht mehr drin für die Kurstädter, die dennoch einen aufopferungsvollen Kampf geliefert haben und mit stolzen sieben Siegen aus zehn Partien im Dezember nun verdient den Jahreswechsel feiern können.

Die Stimmen zum Spiel:

Mike Pellegrims: “Wir sind gut gestartet und haben das erste Drittel über weite Phasen dominiert. Derzeit läuft es für uns aber vor allem in den zweiten Dritteln nicht so, wie wir uns das vorstellen. Da bekommen wir keine Pässe gespielt und plötzlich haben wir Gegenwind. Trotzdem hatten wir diese beiden Alleingänge und von denen müssen wir mindestens einen machen. Am Ende war es ein Spektakel und wir mussten das Risiko mit dem gezogenen Torhüter gehen, das nehme ich auf mich. Morgen haben die Jungs frei, um mit ihren Familien zu feiern, Mittwoch geht es dann weiter mit der Vorbereitung auf das Spiel am Freitag.”

Bo Subr: “Bad Nauheim war gut im ersten Drittel, sie haben viele Faceoffs und Zweikämpfe gewonnen. Nach der Pause waren wir besser auf den Schlittschuhen unterwegs und haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht. Wir haben Bad Nauheim dann im letzten Drittel genauso stark zurück erwartet, wie wir sie gesehen haben, denn sie haben ein gutes Team. Die Empty Net Tore haben dann natürlich diesen Druck genommen. Ich bin glücklich, dass wir das jahr 2024 mit einem Sieg beenden konnten.”

Ravensburg Towerstars – EC Bad Nauheim 6:3 (0:1, 2:0, 4:2)
Tore:
0:1 (06:33) Kaiser (Bowles, Fischer)
1:1 (23:43) Czarnik (Karlsso, Eichinger)
2:1 (35:04) Santos (Czarnik, Karlsson)
3:1 (48:17) Santos (Karlsson, Czarnik)
3:2 (52:21) Erk (Aubin, Bowles)
4:2 (55:53) Dietz (L. Latta) ENG
4:3 (56:01) Lautenschlager (Wilde, El-Sayed)
5:3 (57:04) Dietz ENG
6:3 (57:16) Czarnik (Karlsson, Santos)
Strafminuten: RVT 8 / ECN 6
Zuschauer: 3.241

Aufstellungen:
Ravensburg Towerstars: I. Sharipov (N. Wiens) / L. Korus, S. Sezemsky, F. Ketterer, J. Eichinger, D. Pfaffengut, L. Jung, N. Hübner / R. Czarnik, E. Karlsson, M. Santos, L. Latta, R. Rollinger, F. Sarto, F. Dietz, A. Payerl, J. Nijenhuis, L. Mühlbauer, M. Hadraschek, L. Hauf

EC Bad Nauheim: J. Kuhn (N. Lunemann) / M. Erk, Bode Wilde, T. Kölsch, C. Fischer, P. Seifert, G. Pruden / K. Orendorz, T. Coffman, J. Hickmott, L. Calce, J. Lautenschlager, B. Aubin, P. Bowles, T. Vause, Z. Kaiser, P. Steck, M. El-Sayed, R. Gaidel