Wilder Ritt endet mit wichtigem Heimsieg
Das war nix für schwache Nerven! Die Roten Teufel legten gegen die Freiburger Wölfe einen miserablen Start hin, lagen in der elften Minute mit 0:3 im Hintertreffen und erkämpften sich dennoch mit großer Moral vor 1.752 Fans einen wichtigen 5:3-Erfolg. Ein wilder Ritt bei eiskalten Temperaturen!
Kapitän Marc El-Sayed, der erst vor kurzem seinen Vertrag verlängert hatte, sorgte in der letzten Minute per Shorthander für Ekstase im Colonel-Knight-Stadion. Der Routinier schnappte sich in Unterzahl den Puck und traf clever per Rückhand zum viel umjubelten 4:3 – 44,9 Sekunden vor dem Ende. Haakon Hänelt stellte mit der Schlußsirene noch auf 5:3.

Horror-Start und sofortige Reaktion
Gleich zu Beginn der Partie kam es zu Chancen auf beiden Seiten: Jerry Kuhn musste gegen Daniel Schwaiger parieren (1.), ehe Kevin Orendorz im direkten Gegenzug auf Zuspiel von Parker Bowles an Patrik Cerveny scheiterte (2.). Dann zog Sameli Ventelä ab, Tomas Schwamberger hielt den Schläger in den Schuss und traf somit zur Gästeführung (3.). Auch nach ausführlichem Videostudium der Unparteiischen blieb der Treffer bestehen und die Roten Teufel lagen zurück. Um eine Antwort bemüht, musste sich Pascal Steck Cerveny geschlagen geben, der die Situation im Nachfassen vor dem einschussbereiten Mateu Späth entschärfte (3.).
Schwaiger musste kurz darauf wegen Hakens auf die Strafbank (4.) und sowohl Bowles als auch Sebastian Streu kamen zu jeweils einer Gelegenheit für ihre Farben (5.). Brent Aubin folgte dem Freiburger Verteidiger in die Kühlbox und die Wölfe gerieten in Überzahl, doch erst war Kuhn gegen Burghart zur Stelle (5.) und dann verzog Nikolas Linsenmaier (7.). Nach einem Fehlpass kam Leo Hafenrichter an der blauen Linie in Puckbesitz und zog ab – vor dem Bad Nauheimer Tor war Shawn O’Donnell am gedankenschnellsten und erhöhte die Freiburger Führung (8.).
Auch nachdem Kuhn vom stark aufgelegten Kapitän Schwamberger zu einer weiteren Parade gezwungen worden war (9.), hatte das Breisgauer Angriffsspektakel noch kein Ende: Eero Elo stand plötzlich frei vor dem Gehäuse der Hausherren und besorgte den dritten Wölfe-Treffer, woraufhin der sichtlich frustrierte Kuhn von Niklas Lunemann abgelöst wurde (11.). In einer späteren Überzahl erspielten sich die Roten Teufel kaum große Chancen und Freiburg konterte brandgefährlich: Erst musste Lunemann gegen Elo eingreifen (13.), dann scheiterte der Finne am Aluminium (15.).
Es kam zur Schlussoffensive der Kurstädter und die hatte es nun endlich in sich: Lautenschlagers Schuss konnte Cerveny noch entschärfen und seine Vorderleute Aubins Versuch blocken, doch bei Stecks Abschluss kam niemand mehr in die Quere: 1:3 (17.)! Das Pellegrims-Team bewies Moral, blieb dran und kam durch Marius Erk zur nächsten Gelegenheit (19.). Nachdem Cerveny pariert hatte, war es so weit: Tim Coffman setzte den Puck in die Maschen und besorgte den 2:3-Anschlusstreffer (19.)! Per Tunnel setzte Taylor Vause Orendorz in Szene, dessen Abschluss jedoch am Kasten vorbeirauschte und die Teufel mit einem knappen Rückstand in die Pause gingen.
Späths Premiere bringt den Ausgleich
Im zweiten Durchgang machte unsere Mannschaft da weiter, wo sie im ersten Abschnitt ausgehört hatte: Sie drückte weiter auf’s Gaspedal und Coffmans Abschluss wurde geblockt (21.), ebenso wie Bowles‘ Nachschuss infolge eines Gewimmels vor dem Tor (22.). Auch Orendorz musste sich Cerveny ein weiteres mal geschlagen geben, dann aber fälschte Mateu Späth einen Distanzschuss von Lua Niehus ab und Marc El-Sayed schaltete nach Cervenys Parade am schnellsten: Der Kapitän bediente erneut Späth, der auf 3:3 stellte – Ausgleich (23.)!
Doch die Rot-Weißen hatten noch nicht genug. So verpasste Lukas Koziol den vierten Treffer gleich doppelt knapp, als er sich erst dem Freiburger Goalie geschlagen geben musste (23.) und die Scheibe kurz darauf über das Gehäuse setzte (24.). Mit der Fanghand kratzte Cerveny wenig später einen Abschluss von Edwin Tropmann aus dem Winkel (26.).
Im Teamwork hinderten Lunemann und El-Sayed den heranstürmenden O’Donnell an der erneuten Führung (30.), dann aber sorgte eine Strafe gegen die Wölfe für ein erneutes EC-Chancenplus: Hickmotts Schuss sauste knapp am Tor vorbei (33.), Tropmanns Versuch parierte Cerveny (33.). Nach zwei geblockten Abschlüssen von Bowles (34.) schlug die Stunde des Niklas Lunemann, der gegen wieder vollzählige Breisgauer gleich mehrfach rettete: Erst hielt er gegen Georgiy Saakyan (35.), dann gegen Burghart (38.) das Remis zum zweiten Pausentee fest.
El-Sayed wird zum Matchwinner
Im Schlussabschnitt setzte der Kölner Förderlizenz-Goalie seine prima Vorstellung fort und parierte gegen Filip Reisnecker (43.). Als der Konter samt Chance für Julian Lautenschlager nichts einbrachte (43.), war der Schlussmann auch gegen Elo (44.) und erneut Reisnecker (45.) auf dem Posten.
Kurz flammte auch das Bad Nauheimer Offensivpotenzial wieder auf: Einen Distanzschuss von Garret Pruden konnte Orendorz jedoch nicht entscheidend abfälschen und auch eine sehenswerte Vorarbeit von Koziol ließ Lautenschlager leider aus (48.). Als Reisnecker erneut auf dem Weg in Richtung Lunemann war, holte ihn Pruden von den Beinen. Den fälligen Penalty entschärfte der Goalie aber souverän mit dem Schlittschuh (53.)! Auch im folgenden Eins-gegen-eins mit Schwamberger behielt der 22-Jährige die Oberhand (54.).
Dann überschlugen sich die Ereignisse: Zwei Minuten und acht Sekunden vor Spielende musste Haakon Hänelt auf die Strafbank (58.), doch die einzige Freiburger Chance durch Elo konnte von Marius Erk geblockt werden (59.). Kevin Orendorz verpasste im direkten Duell mit Cerveny noch das Siegtor (59.), blieb aber dran und legte wenige Sekunden später ab zu Marc El-Sayed. Der Kapitän beschenkte sich nur drei Tage nach der Bekanntgabe seiner Vertragsverlängerung in der Kurstadt selbst, beförderte die Scheibe in die Maschen und bejubelte vor der Südkurve seinen Shorthander zum 4:3 – genau 44,9 Sekunden vor Spielende war das Spiel gedreht (60.)! Und es wurde noch wilder: In der letzten Aktion wurde die Scheibe aus dem Bad Nauheimer Drittel geklärt und prallte von der Bande zum mitgelaufenen Hänelt, der nur Sekunden nach seiner abgesessenen Strafe mit der Schlusssirene das 5:3 markierte (60.)!
Die Stimmen zum Spiel
„Wir haben einen guten Start erwischt, uns gut bewegt und gut gespielt“, betrachtete Wölfe-Coach Mikhail Nemirovsky den Spielbeginn seiner Mannschaft als gelungen. „Später haben wir aber unsere Chancen nicht genutzt und kurz vor Schluss in Überzahl das Gegentor kassiert – das habe ich noch nie erlebt“, zeigte er sich enttäuscht über die „herzzerreißende“ Niederlage.
„In den ersten 17 Minuten haben sie uns überlaufen“ gab Mike Pellegrims, Headcoach der Roten Teufel, zu. Im zweiten Drittel aber habe sein Team den Spieß umgedreht und sich seinerseits laufstärker gezeigt. „Eine unserer Reihen hat gleich dreifach getroffen, auch unser Jüngster war heute erfolgreich“, sagte er stolz über die in der vierten Reihe gestarteten Angreifer Steck, El-Sayed und Späth, die allesamt mindestens zwei Scorerpunkte sammelten. „Das wird der Mannschaft sehr guttun.“
EC Bad Nauheim – EHC Freiburg 5:3 (2:3, 1:0, 2:0)
Tore:
0:1 (02:05) Tomas Schwamberger (Georgiy Saakyan, Sameli Ventelä)
0:2 (07:29) Shawn O‘Donnell (Leo Hafenrichter, Filip Reisnecker)
0:3 (10:08) Eero Elo (Dennis Miller, Nikolas Linsenmaier)
1:3 (16:52) Pascal Steck (Marc El-Sayed, Mateu Späth)
2:3 (18:16) Tim Coffman (Jordan Hickmott, Marius Erk)
3:3 (22:12) Mateu Späth (Marc El-Sayed, Pascal Steck)
4:3 (59:16) Marc El-Sayed (Kevin Orendorz)
5:3 (59:59) Haakon Hänelt
Strafen: ECN 4 / FRB 6
Zuschauer: 1.752
Aufstellungen:
EC Bad Nauheim: Jerry Kuhn (ab 11. Minute Niklas Lunemann) / Edwin Tropmann, Marius Erk, Patrick Seifert, Philipp Bidoul, Hagen Kaisler, Lua Niehus, Garret Pruden / Jordan Hickmott, Tim Coffman, Haakon Hänelt, Brent Aubin, Lukas Koziol, Julian Lautenschlager, Kevin Orendorz, Taylor Vause, Parker Bowles, Mateu Späth, Marc El-Sayed, Pascal Steck
EHC Freiburg: Patrik Cerveny (Fabian Hegmann) / Niclas Hempel, Sameli Ventelä, Daniel Schwaiger, Calvin Pokorny, Leo Hafenrichter / Filip Reisnecker, Sebastian Streu, Shawn O’Donnell, Dennis Miller, Nikolas Linsenmaier, Eero Elo, Yannik Burghart, Tomas Schwamberger, Georgiy Saakyan
Schiedsrichter: HSR: Michael Klein, Daniel Todam / LSR: Dominik Pfeifer, Jan Lamberger